Radioaktive Abfälle: Nagra beginnt Bohrungen
Um den sichersten Standort für radioaktive Abfälle zu wählen, begann die Nagra am Montag mit Bohrungen in der Region Nördlich Lägern.
Die Regionen, in denen in der Schweiz ein geologisches Tiefenlager für radioaktive Abfälle gebaut werden könnte, sind bekannt. Um aber den sichersten Standort wählen zu können, hat die Nagra am Montag in der Region Nördlich Lägern begonnen, in die Tiefe zu bohren.
Der Bohrplatz befindet sich im Zürcher Unterland, ausserhalb von Bülach ZH auf einer sonst landwirtschaftlich genutzten Fläche von nicht einmal einer Hektare. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) will mit dieser ersten Serie von Tiefenbohrungen das Bild des geologischen Untergrundes ergänzen.
«Wir sind nach jahrelanger Arbeit langsam auf der Zielgeraden», sagte Maurus Alig, Gesamtprojektleiter bei der Nagra, vor den Medien. «Die Daten, die wir jetzt mit diesen Bohrungen erheben, dienen uns, den besten und sichersten Ort für ein geologisches Tiefenlager zu finden.»
Erste Messungen hatten in der Vergangenheit gezeigt: In den Regionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost ist ein Lager für radioaktive Abfälle grundsätzlich möglich. Wie 3D-seismische Messungen zeigten, ist dort der Untergrund ideal und hat es ausreichend Platz.
Beschaffenheit des Opalinustons
Nun soll aber an diesen Standorten noch genau geprüft werden, wie das Gestein in der Tiefe beschaffen ist. Der Bohrkopf, der am Montag in Betrieb genommen wurde, wird nun sechs bis neun Monate lang rund um die Uhr in Betrieb sein. In einem ersten Schritt gräbt er sich nun mehrere hundert Meter in die Tiefe.
Der Opalinuston, das Wirtgestein, in welchem das Tiefenlager gebaut werden soll, liegt etwa 900 Metern unter der Erdoberfläche. Mit den Bohrungen sollen aber auch die darüber- und darunterliegenden Gesteinsschichten untersucht werden, wie Alig erklärte. «Wir suchen in den Proben die wichtigen Eigenschaften, die für ein Lager erfüllt werden müssen.»
So geht es etwa darum, die Mächtigkeit, die Durchlässigkeit und die Zusammensetzung des Wirtgesteins und der angrenzenden Gesteine genau zu untersuchen. «Wichtig ist auch der Tongehalt», sagte Alig. Je höher dieser ist, desto sicherer werden Abfälle eingeschlossen.« Man werde so lange bohren, bis man den sichersten Ort gefunden habe.
Nächste Bohrungen in Trüllikon
Insgesamt hat die Genossenschaft für die drei möglichen Regionen beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) 23 Gesuche für Bohrungen eingereicht. Wie viele wirklich durchgeführt werden, hängt von den Ergebnissen ab. Pro Standort werden es gemäss Alig rund zwei bis drei sein. Eine Bohrung kostet 15 Millionen Franken.
Die Nagra erhofft sich, durch die Tiefenbohrungen »das geologische Gesamtbild der Standortregionen zu vervollständigen«. Dieses soll dann ermöglichen, dass eine wissenschaftlich begründete Wahl der sichersten Tiefenlagerstandorte getroffen werden kann. »2022 sollten wir wissen, wo das Lager gebaut werden könnte«, sagte Alig.
Dann werden die entsprechenden Rahmenbewilligungsgesuche ausgearbeitet und eingereicht. Nach Planung der Nagra wird es 2031, bis das Volk darüber entscheidet, und 2050 bis gebaut wird. Als nächstes wird jetzt aber im Sommer die zweite Tiefenbohrung durchgeführt, im Standortgebiet Zürich Nord in Trüllikon.