Camille Lothe wehrt sich nach Wahlklatsche von Junger SVP
Camille Lothe hat die Wahl ins Vize-Präsidium der Jungen SVP verpasst. Trotzdem will sie sich weiter für die Anliegen der SVP engagieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Camille Lothe wurde von der Jungen SVP nicht zur Partei-Vize-Präsidentin gewählt.
- Diese akzeptiert die Niederlage, wehrt sich aber gegen erhobene Vorwürfe.
- Dass sie national Erfolg habe, verdanke sie nur ihrem eigenen Engagement.
Die Junge SVP hat am Wochenende dem Nachwuchsstar der SVP einen Denkzettel verpasst. Camille Lothe wurde nicht zur Vize-Präsidentin der Jungen SVP gewählt. Während der Emmentaler Andreas Gerber knapp 70 Prozent der Stimmen erzielte, stellten sich hinter Lothe knapp 30 Prozent der Delegierten.
Von bösem Blut und Grabenkämpfen will die unterlegene Nationalratskandidatin nichts wissen. «Ich akzeptiere den Entscheid der Delegierten natürlich und gratuliere Andreas zur Wahl.»
Was den Ausschlag für das Resultat gab, ist für Lothe schwierig zu beurteilen, erklärt sie. Denn während der Diskussion mussten die Kandidaten den Raum verlassen. «Ich gehe davon aus, dass eine Mehrheit den bäuerlichen Hintergrund von Andreas hoch gewichtet hat. Ich finde das schade, denn die JSVP dürfte auch mal etwas urbaner und moderner auftreten.»
Jetzt Fokus auf Nationalratswahlen
Der Präsident der Jungen SVP, Benjamin Fischer, spricht von zwei hervorragenden Kandidaturen. «Am Ende war wohl die Erfahrung zugunsten von Andreas Gerber ausschlaggebend», sagt Fischer. Andreas Gerber war als Generalsekretär bereits Mitglied der Parteileitung gewesen.
JSVP-Chef Fischer ergänzt: «Nicht zuletzt dürfte auch die Kantonszugehörigkeit eine Rolle gespielt haben. Zwei Zürcher als Präsident und Vizepräsidentin Deutschschweiz wäre wohl für einige zu wenig ausgeglichen gewesen.»
Politikwissenschaftlerin Lothe steckt den Rückschlag sportlich weg und orientiert sich nach vorne. «Ich bin überzeugt von der Politik der SVP und werde sie weiterhin offensiv vertreten. Als nächstes steht der Wahlkampf für die Nationalratswahlen an.»
Camille Lothe: Persönliches Engagement als Schlüssel zum Erfolg
Aus den Reihen der JSVP war zu vernehmen, dass sich viele Mitglieder darüber nerven, wie stark Camille Lothe von der SVP-Parteileitung gepusht werde. Davon will die 25-Jährige jedoch nichts wissen. «Es ist nicht so, dass ich von der Mutterpartei aktiv ‹gepusht› werde. Ich war vier Mal in der ‹Arena›, aber das war immer ein Entscheid der Redaktion, nicht der Partei.»
Ihren Einsatz sieht sie als ausschlaggebenden Faktor. «Ich bin heute auch dort, wo ich bin, weil ich mich engagiert habe», erklärt sie. Seit dem ersten Tag beteilige sie sich in der SVP aktiv an der Parteiarbeit.
Zudem äussere sie sich halt auch zu Themen, die nicht zu den Kernthemen der SVP gehören. Etwa zum Frauenstreik oder zur Steuervorlage. Und das will die Zürcherin beibehalten. «Ich werde mich auch künftig nicht scheuen, komplexe Themen aufzugreifen und der Partei ein Gesicht zu geben.»
Hat der Trumpf Frauenbonus nicht gestochen?
Die Junge SVP ist deutlich von Männern geprägt: Präsident, Vize-Präsident, Generalsekretär, Kommunikationschef, Wahlkampfchefs – acht der neun Parteileitungsmitglieder sind männlich.
Konnte Lothe also den Frauenbonus nicht ausspielen? Sie winkt ab: «Wir haben ja mit Virna Conti als Vize-Präsidentin Romandie eine junge Frau, daher ist es schwierig einzuschätzen.»
Das Geschlecht habe explizit keine Rolle gespielt, betont Präsident Fischer. «Einen Frauenbonus gibt es bei uns nicht und das ist auch richtig so. Ich persönlich würde es aber sehr begrüssen, mehr Frauen in der Parteileitung zu haben.»
Das sieht auch Camille Lothe so. «Um es mit einem Augenzwinkern zu sagen: etwas mehr weiblicher Charme hätte sicherlich nicht geschadet.»