Grünen-Präsidentin vergleicht SBB mit Harry Potter
Der Zugang zu den Gleisen 49/50 am Bahnhof Bern sorgt für Ärger. Grünen-Präsidentin Regula Rytz kann «das längste Perron der Schweiz» nicht finden.
Das Wichtigste in Kürze
- Das neue «längste Perron der Schweiz» am Bahnhof Bern ärgert Regula Rytz.
- Die Präsidentin der Grünen findet die Signalisation problematisch.
- Es sei leichter, Harry Potters Gleis 9¾ zu finden.
Am Bahnhof Bern wird gebaut: Der zweitgrösste Bahnhof des Landes wird noch grösser. In der Umbauphase gibt es gemäss SBB darum nicht das zweit-, sondern das allerlängste Perron der Schweiz. Die Geleise 49 und 50 liegen nämlich an einer überdachten, fast 400 Meter langen Verlängerung eines bestehenden Perrons. Das ist nicht nur ein ziemlicher Fussmarsch, sondern für Nichteingeweihte offenbar auch schwierig zu finden.
Harry Potters «Gleis 9¾» einfacher zu finden
Prominentes Opfer der «nicht besser, aber länger»-Baustelle ist ausgerechnet eine eingefleischte ÖV-Verfechterin. Regula Rytz, Präsidentin der Grünen, macht ihrem Ärger auf Twitter Luft: «Es ist einfacher, Harry Potters Gleis 9¾ zu finden als die neuen Gleise 49 und 50.» Stein des Anstosses ist ein Leuchtschild, das geradeaus zu den RBS-Gleisen 21-24 weist und nach rechts zu den SBB-Gleisen 49/50.
Zur Erklärung muss man wissen: Der Bahnhof Bern hat SBB-Gleise von 1 bis 13 und RBS-Gleise von 21-24. Letztere sind so ziemlich am entgegengesetzten Ende des Bahnhofs, wenn man doppelt so hohe Nummern sucht. Dazu müsste man durch die Halle, die Unterführung zu den SBB-Gleisen und auf der Perron 9/10. Vorbei an den Sektoren A bis D, bis zu den Sektoren K bis L.
Hinweise sind Glücksache…
Dies in einem einzelnen Pfeil darzustellen, dürfte in der Tat schwierig sein. Rytz’ Bild stammt allerdings bereits aus der Unterführung, Blickrichtung Halle, Höhe Gleis 1. Der Pfeil müsste also eigentlich rückwärts zeigen. Ausser man geht tatsächlich via Gleis 1 zum Sektor C/D und dort die Rolltreppe rauf auf die Überführung «Welle». Dort biegt man auf Höhe von Perron 9/10 links auf das begehbares Dach ein, um Perron 49/50 zu erreichen.
Alles klar? «Geht das wirklich nicht besser mit den Informationen, liebe @sbb?», pflaumt Rytz die Bundesbahnen auf Twitter gleich direkt an. Nur um mütterlich anzufügen: «Ihr seid sicher dran!»
Dass man sich trotz gutmeinenden Bemühens mit den Fingerzeigen etwas vertun kann, beweist Regula Rytz allerdings gleich selbst. Denn der Twitter-Account «@sbb» gehört nicht etwa der SBB, sondern einem gewissen Stephen Bronstein aus Boston, Massachusetts.
… Harry-Potter-Verweise auch
Immerhin mit der Anspielung auf Harry Potters Gleis 9¾ scheint Regula Rytz aber einen Nerv getroffen zu haben. Denn Twitter-User «@smeierhans» twittert zurück: «Engorgio».
Damit will er Rytz wohl magische Hilfe angedeihen lassen: «Engorgio» heisst der Zauberspruch aus der Harry-Potter-Welt, der das Ziel stark anschwellen lässt.
Nur: «@smeierhans» ist niemand anderes als Stefan Meierhans, seines Zeichens der amtierende Preisüberwacher. Gerade er sollte eigentlich wissen, dass grösser nicht unbedingt besser ist.