Knall im Gewerbeverband: Präsident Rime tritt zurück
Implosion im Gewerbeverband: Direktor Bigler und Präsident Rime werden aus dem Nationalrat abgewählt. Nun zieht der Freiburger SVP-Mann die Konsequenzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Direktor und der Präsident des Gewerbeverbands verlieren ihr Amt als Nationalrat.
- Nun kündigt Jean-François Rime seinen Rücktritt an. Direktor Bigler (FDP) will bleiben.
Der Schweizerische Gewerbeverband steht vor einem Scherbenhaufen. Innerhalb weniger Stunden wurden gestern sowohl Direktor Hans-Ulrich Bigler (FDP) und Präsident Jean-François Rime (SVP) abgewählt.
Damit ist offen, wie es mit dem mächtigen Wirtschaftsverband, der hunderttausende kleine und mittlere Unternehmen vertritt, weitergeht. Nun schafft Präsident Rime allerdings Klarheit. Zu Nau sagt er: «Ich bin bis im Mai gewählt. Dann kommt ein Nachfolger zum Zug.»
Rime tritt also spätestens im Frühling zurück. Für einen frühzeitigen Abgang sehe er keinen Grund, sagt er. «Sollte mich die Gewerbekammer am Mittwoch dazu zwingen, fände ich das undemokratisch.» Dann findet eine wichtige Sitzung des Gremiums statt.
«Lex Rime» wohl vom Tisch
An ebendieser sollte ursprünglich die sogenannte «Lex Rime» thematisiert werden. Dabei handelt es sich um eine Alters-Beschränkung von 68 Jahren. Rime selbst ist bereits 69. Der Vorstand um Rime wollte die Bestimmung deshalb aufheben, berichtete die «NZZ» letzte Woche. Hintergrund sind Machtkämpfe.
Diese Pläne hat Rime nun offenbar fallen gelassen. Ein Präsident des SGV müsse nicht nur Unternehmer sein, sondern auch im Nationalrat sitzen, lässt der mehrmalige Bundesratskandidat durchblicken.
Bis im Mai wolle er sich für die KMU einsetzen, verspricht Rime. Das neue, linkere Parlament werde es diesen bestimmt nicht einfach machen, so der Freiburger. Deshalb werde der SGV wohl auch wieder vermehrt Referenden ergreifen müssen. Im Falle des CO2-Gesetzes sei aber wohl schon sein Nachfolger am Zug.
Hans-Ulrich Bigler will Direktor bleiben
Anders als Rime will Direktor Hans-Ulrich Bigler sein Amt nicht niederlegen. «Es gibt keinen Grund, dieses aufzugeben», sagt er auf Anfrage. Schliesslich sei er bereits seit 2008 Chef des SGV und sei in den ersten sieben Jahren auch nicht im Nationalrat gesessen.
«Es gibt nach wie vor Vertreter des Gewerbes im Bundeshaus. Wir müssen uns halt den Zugang wieder etwas aufbauen, aber das ist kein Problem», so Bigler. Er werde bloss seine Arbeitsweise wieder etwas anpassen müssen.
Sicher ist: Auf den Gewerbeverband kommen stürmische Zeiten zu. Denn nicht nur der Direktor und der Präsident wurden abgewählt. Mit Peter Schilliger (FDP LU) und Hansjörg Brunner (FDP Thurgau) wurden am Sonntag zwei weitere wichtige Gewerbler nicht wiedergewählt.