Nicht nur Doris Leuthard wechselt vom Bundesrat in Privatwirtschaft
Noch im Dezember war Doris Leuthard Umweltministerin, jetzt ist sie für einen VR-Posten bei Coop nominiert. Damit ist sie keine Ausnahme.
Das Wichtigste in Kürze
- Doris Leuthard (CVP) ist für einen Posten im Coop-Verwaltungsrat nominiert.
- Mehrere Bundesräte sorgten nach ihrer Amtszeit mit Mandaten für Schlagzeilen.
Neuer Job für alt Bundesrätin Doris Leuthard. Bereits Ende März dürfte die CVP-Frau in den Coop-Verwaltungsrat gewählt werden. Also rund drei Monate nachdem sie sich aus dem Bundesrat verabschiedet hat.
Von Links gibt es dafür Kritik. Denn Coop und Swisscom haben den gleichen Präsidenten: Hansueli Loosli. Mit ihm hatte Leuthard also bereits während ihrer Amtszeit als UVEK-Chefin zu tun.
«Das ist eine klare Interessenvermischung», kommentiert alt Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (SP) auf Twitter. Es brauche eine Cooling-down Phase für ehemalige Bundesräte, so die Ökonomin.
Gegenüber Nau erklärte sich Doris Leuthard. «Ja, ideal wären wohl 4-6 Monate Auszeit», so die CVP-Politikerin. Die Generalversammlungen seien aber «leider» im Frühling und nicht im Herbst.
Lohnen dürfte sich der Job auf jeden Fall. Gemäss der «Handelszeitung» sollen die Mandate bei Coop und der Tochter Bell je 100'000 Franken einbringen.
Nicht nur Doris Leuthard in der Kritik
Doris Leuthard ist freilich kein Einzelfall. Immer wieder sorgten Mandate früherer Bundesräte in der Öffentlichkeit für Kritik.
Proteste hagelte es etwa, als Moritz Leuenberger 2010 kurz nach seinem Rücktritt ein Verwaltungsratsmandat von Implenia übernahm. Das Problem: Das Bauunternehmen hatte zuvor den Gotthardtunnel durchstochen. Das Grossprojekt verantwortete der SP-Politiker als Verkehrsminister persönlich.
Kritik gab es auch für ehemalige CVP-Magistraten. Nach acht Jahren im Amt wechselte 2007 der frühere Wirtschaftsminister Joseph Deiss zum Milchverarbeiter Emmi. Ein Konzern, der den Milchbauern gehört. Gerade aus Bauernkreisen hatte man für die Ernennung wenig Verständnis.
Auch CVP-Frau Ruth Metzler kam in die Schlagzeilen, als sie nach ihrer Abwahl ins Management der Novartis wechselte. Nach wie vor hat sie mehrere Verwaltungsratsmandate inne, etwa als Präsidentin von Switzerland Global Enterprise. «Sie nahm, was sie kriegen konnte», resümierte der «Tages-Anzeiger» einst.
«Lex Leuenberger» kam nie
Auch Kaspar Villiger wurde nach seinem Rücktritt kritisiert. Der FDP-Mann war bis 2003 im Bundesrat, während seiner letzten Amtszeit als Finanzminister.
Darauf ergatterte Villiger sich VR-Mandate bei Nestlé, Swiss RE und der NZZ. Höhepunkt seiner Karriere nach dem Bundesrat war 2009 das UBS-Präsidium. «Ein freisinniges Old-boys-Netzwerk, das Villiger da ins Amt gehievt hat», kommentierte damals die SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen. Vier Jahre später gab Villiger den Posten ab, die Bilanz war durchzogen.
Besonders der Fall Leuenberger gab in Bundesbern zu reden. Lange stand eine «Lex Leuenberger» zur Debatte, die für ehemalig Regierungsmitglieder Schranken bei der Übernahme von Mandaten forderte. Daraus geworden ist bis heute nichts.