Wegen Regen: Schon 20 Prozent der Kartoffelernte verfault
Der Dauerregen begünstigt die Kraut- und Knollenfäule. Die Mehrheit der Kartoffelbauern meldet bereits Ausfälle.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Dauerregen begünstigt bei Kartoffeln Pilzinfektionen.
- Die Kraut- und Knollenfäule sorgt bei der Mehrheit der Produzenten für Ausfälle.
- Diese müssten durch Importe gedeckt werden.
Ganze Felder müssen umgepflügt werden, bei den betroffenen Bauern sind die finanziellen Verluste gross. Der Dauerregen setzt den Kartoffeln derart zu, dass ein beträchtlicher Teil der vorgesehenen Ernte abgeschrieben werden muss.
Bei den Kartoffeln wäre eigentlich das Ziel, dass die Schweiz Selbstversorgerin ist. Das geht so weit, dass es für den Import eine Bewilligung braucht: Der Bund gibt jeweils bestimmte Mengen als Kontingent frei. Bereits jetzt ist absehbar, dass es diesen Schritt 2024 wohl brauchen wird. Sonst kann die Nachfrage gar nicht gedeckt werden.
Fatale Pilzinfektion: Kraut- und Knollenfäule
Für die Ausfälle verantwortlich ist ein Pilz, der die sogenannte Kraut- und Knollenfäule verursacht. Im 19. Jahrhundert führte dies sogar zur legendären, jahrelangen Hungersnot in Irland.
Heute hilft den Bauern die Chemie – aber auch nur bedingt. Denn der Pilz kann sich mit dem nassen Wetter, das die Felder teilweise unter Wasser setzt, sehr gut ausbreiten.
Gemäss einer Umfrage der Zeitung «Schweizer Bauer» gibt es kaum noch Produzenten, die nicht betroffen sind. Über 60 Prozent geben Anfang Juli bereits an, dass sie Teilausfälle auf ihren Feldern haben. Rund ein Fünftel muss gar einen Totalausfall beklagen.
Befall «stark», aber noch nicht abschätzbar
Wie hoch die Ertragsausfälle sein werden, weiss man bei der Branchenorganisation Swisspatat zwar erst Ende August. «Die konkreten Auswirkungen lassen sich vielerorts erst kurz vor der Ernte beziffern», sagt Geschäftsführer Christian Bucher. «Es ist aber so, dass der Befall durch die Kraut- und Knollenfäule in diesem Jahr stark ist.»
Es sei auch schon jetzt absehbar, dass man nicht ausreichend Schweizer Kartoffeln haben werde und die Lücke durch Importe decken müsse. Beim Chips-Produzenten Zweifel bleibt man noch zuversichtlich. Man habe bei den unter Vertrag stehenden Bauern zwar Fälle von Krautfäule. «Wie immer haben wir eine Reservemenge anbauen lassen, mit welcher wir Ausfälle abfedern können», erklärt Mediensprecherin Anita Binder.
Importe keine nachhaltige Lösung
Die Crux bei den Importen: Dank diesen werde die aktuelle Situation zwar nicht zu einer Kartoffelkrise führen. Aber man merkt, dass die Stimmung bei den Produzenten auch schon besser war. Denn: «Der Import von Kartoffeln war bereits in den letzten drei Jahren in grösserem Masse notwendig.»
Kommt dazu, dass die vom Bund bewilligten Kontingente dann zum Beispiel aus Ägypten importiert werden. Also aus Weltgegenden, wo aktuell wegen dem Ukraine-Krieg die Nahrungsmittelpreise explodieren.
Good News: Es hat genügend nicht infizierte Anbaufläche
Weil der Krautfäule-Pilz potenziell grosse Schäden anrichten kann, gelten bei Befall auch strenge Regeln. Zwar besteht keine Meldepflicht und bei leichtem Befall sind die Knollen auch noch geniessbar. Aber danach gilt eine Anbaupause von vier Jahren für Kartoffeln auf betroffenen Feldern.
Glücklicherweise werde sich dies aber kaum auf die Produktion auswirken, erklärt Christian Bucher von Swisspatat, denn: «Die minimale Anbaupause gemäss dem ökologischen Leistungsnachweis des Bundes beträgt 3 Jahre.» In der Praxis seien es aber oftmals bereits heute vier Jahre. Somit muss für die Chips-Produktion mit Schweizer «Härdöpfel» in den folgenden Jahren nur noch das Wetter mitspielen.