Deutsche Spitzenpolitiker rufen Briten zur Abkehr vom Brexit auf

Deutsche Spitzenpolitiker zeigen in einem Leserbrief, dass die EU stets die Türen für Grossbritannien offen lässt. Ein zweites Referendum ist willkommen.

Deutsche Spitzenpolitiker bitten Grossbritannien um die Abkehr vom Brexit. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Spitzenpolitiker wie Nahles und Kramp-Karrenbauer bitten die Briten um Abkehr vom Brexit.
  • Eine Grünen-Abgeordnete initiierte einen Leserbrief an die Londoner «Times».

In einem leidenschaftlichen Leserbrief in der Londoner «Times» haben deutsche Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Briten zum Verbleib in der EU aufgerufen. Die Brexit-Entscheidung werde zwar respektiert, heisst es in dem heute Freitag veröffentlichten Schreiben, das unter anderem von der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer, SPD-Chefin Andrea Nahles und den Vorsitzenden der Grünen, Annalena Baerbock und Robert Habeck, unterzeichnet war. «Aber die Briten sollten wissen, dass wir keine Entscheidung für unumkehrbar halten. Unsere Tür wird immer offen stehen: Europa ist Zuhause.»

Grossbritannien habe Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder als souveräne Nation und als europäische Macht aufgenommen, «Das haben wir, als Deutsche, nicht vergessen und wir sind dankbar», heisst es weiter. Das Vereinigte Königreich und seine Traditionen würden vermisst werden. «Deswegen sollten die Briten wissen: Wir wollen aus tiefstem Herzen, dass sie bleiben.»

Es war eine «politische Verpflichtung»

Initiiert wurde der Brief von der Grünen-Abgeordneten Franziska Brantner und dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag Norbert Röttgen (CDU). Röttgen sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», er sei sich bewusst, dass der Aufruf in Grossbritannien als Intervention zugunsten eines zweiten Brexit-Referendums verstanden werde. Ausschlaggebend für die Initiative sei aber eine «politische Verpflichtung» gewesen.

Zu den Unterzeichnern gehören neben vielen anderen auch BDI-Präsident Dieter Kempf, DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann, der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, Daimler-Chef Dieter Zetsche, Tote-Hosen-Frontmann Campino und der ehemalige Fussball-Nationaltorhüter Jens Lehmann.