So reagieren Politik und Medien auf das Nein zum Brexit Deal

432 zu 202 Stimmen: Theresa Mays Brexit-Deal fällt im Parlament durch. Politik und Medien reagieren mit Superlativen und Besorgnis.

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Der «Mirror» sieht Theresa May vor einem Scherbenhaufen stehen. - Daily Mirror

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Politik ist enttäuscht vom Brexit-Nein und sieht unterschiedliche Optionen.
  • Derweil sehen die Medien keine Hoffnung für May. Die Klatsche sei historisch.

Der Schlamassel ist angerichtet: Das Londoner Unterhaus schmettert den von Premierministerin Theresa May ausgehandelten Deal mit der EU wuchtig ab. Wie geht es jetzt weiter?

Die nächsten Schritte

Zuerst steht heute Abend das Misstrauensvotum gegen May an. Labour-Chef Jeremy Corbyn hat dieses aufs Tapet gebracht. Kommt er durch, muss innert zwei Wochen eine neue Regierung gebildet und ein neuer Premier gewählt werden.

Welchen Weg der Brexit geht, ist derweil offen. Es könnte zu einem No-Deal-Brexit kommen: einem «harten» Ausstieg ohne geregelte Abmachungen. Oder es gibt einen weichen Brexit: Grossbritannien (GB) verbleibt im europäischen Wirtschaftsraum EWR und der Zollunion, hat aber keine Stimme mehr in Brüssel. Oder es kommt zu Nachverhandlungen: May muss bis Ende Januar einen Plan B vorlegen. Sie wird dafür versuchen, mit der EU nachzuverhandeln – diese hat dafür jedoch keine Bereitschaft signalisiert.

Möglich ist auch, dass May Neuwahlen einberuft. Alle Möglichkeiten, ausser dem harten Brexit, werden eine Verlängerung der Frist (29. März) nötig machen. Deadline sind die Europawahlen, die im Juni beginnen. Ausser: GB entscheidet sich doch, in der EU verbleiben zu wollen. Diesen Weg könnte das Unterhaus einschlagen oder durch ein zweites Referendum zustande kommen.

Reaktionen aus der Politik

Premierministerin Theresa May ist enttäuscht: «Jeder Tag, der vergeht, ohne dass dieses Problem gelöst wird, bedeutet mehr Unsicherheit, mehr Bitterkeit und mehr Groll.» Für EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ist klar: «Die Zeit ist fast abgelaufen.» Der EU-Ratspräsident Donald Tusk fragt auf Twitter: «Wenn ein Deal unmöglich ist und niemand einen No-Deal will, wer wird den Mut haben zu sagen, wie die einzige positive Lösung aussieht?»

Der deutsche Vize-Kanzler Olaf Scholz warnt: «Ein ungeregelter Brexit ist die schlechteste aller Möglichkeiten, für die EU, besonders aber für Grossbritannien.» Doch für den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz ist die Zeit für Diskussionen abgelaufen: «Es wird jedenfalls keine Nachverhandlungen zum Austrittsabkommen geben.» Sahra Wagenknecht fordert Konsequenzen.

Auch für den früheren britischen Aussenminister Boris Johnson ist das Ende der Fahnenstange erreicht: «Dieses Abkommen ist tot.» Die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer mahnt zur Besonnenheit:

Für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron gibt es nur drei Auswege: Austritt ohne Deal, Nachverhandlungen oder: «Vielleicht werden sie die Europawahlen (im Mai) überspringen, um zu versuchen, etwas anderes zu finden.»

Der EU-Chefunterhändler für den Brexit, Michel Barnier, reagierte gefasst auf das britische Nein zum Brexit-Deal. Er erwartet die weiteren Schritte.

Echo in der Presse am Mittwoch

Die Presse in Grossbritannien und Europa ist sich einig: Das ist eine krachende Niederlage, die an eine Demütigung von Premierministerin May grenzt. Über das weitere Vorgehen herrscht weithin Unklarheit – auch wenn jeder eine Idee hat, was zu tun wäre.

Die «Sun» vergleicht Mays Brexit-Deal als so tot wie ein Dodo – ein ausgestorbener Vogel. Es sei die deutlichste Niederlage der Geschichte.

Die «Daily Mail» spricht von einer Brexit-Bombe. Für May gehe es nun um das nackte Überleben.

Jetzt regiert das Chaos in London, titelt die «City A.M.»:

Die «Times» spricht von einer historischen Niederlage und erwartet, dass es zu einer Fristverlängerung kommt.

Der «Daily Express» fordert, dass die Parlamentarier endlich den vom Volk geforderten EU-Ausstieg vollziehen, statt das Land zu spalten.

Der «Mirror» zeichnet ein rabenschwarzes Bild für May und für Grossbritannien.

Und der «Daily Telegraph» nennt es einfach die totale Demütigung von Theresa May.

Die Bild hat ihr eigenes neues Wortspiel zum Debakel gefunden.

«Was für ein Brex-Shit!» titelt die deutsche Bild-Zeitung. - Screenshot Bild.de

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