Fridays-for-Future-Aktivistinnen wollen bei Treffen mit Merkel Druck machen
Die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future (FFF) will bei ihrem Treffen am Donnerstagvormittag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Druck machen, dass Deutschland und die EU ihre Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung verstärken.
Das Wichtigste in Kürze
- Neubauer: Wir haben nur noch sehr wenig Zeit.
«Wir haben nur noch sehr wenig Zeit, bevor das 1,5-Grad-Ziel aus unseren Händen gleitet», sagte die deutsche FFF-Sprecherin Luisa Neubauer vorab den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Merkel müsse dafür sorgen, dass die Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens umgesetzt würden, drängte Neubauer weiter. «Das wollen wir besprechen.» Zur aktuellen Rolle der Kanzlerin beim Klimaschutz äusserte sie sich eher skeptisch: «Der aktuellen Klimapolitik zufolge ist unklar, wie viel Frau Merkel an Paris liegt - auch nach zwei Jahren Klimastreiks.»
Die Weltlage sei «mit Blick auf den Klimaschutz desaströs», deshalb gibt es viel zu besprechen, sagte Neubauer zudem den Zeitungen der Funke Mediengruppe. «Es sind krasse Zeiten, überall auf der Welt drischt die Klimakrise auf die Menschen ein.» Nötig seien «unbequeme Taten» und «ungewöhnliche Wege», befand Neubauer.
Sie forderte zugleich, Lehren aus der Corona-Pandemie zu ziehen. Diese zeige, «dass alle gesellschaftlichen Akteure aus Politik, Regierungen, Medien, Wissenschaft und alle Bürger und Bürgerinnen in der Lage sind, eine Krise ernst zu nehmen. Und dann danach zu handeln und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.»
Die belgische Klima-Aktivistin Adélaïde Charlier, die auch beim Treffen im Kanzleramt dabei ist, nannte das Gespräch in den RND-Zeitungen «eine grosse Gelegenheit», um Merkel daran zu erinnern, «dass sie noch ein Jahr Zeit hat, um all den zögerlichen Politikern in Deutschland und Europa in den Hintern zu treten und wirkliche Klimapolitik zu machen».
Sie erwarte ein «sehr ehrliches Gespräch», sagte die Aktivistin Anuna de Wever den RND-Zeitungen mit Blick auf Merkel. «Als Wissenschaftlerin versteht sie, was die Klimakrise bedeutet. Als Kanzlerin weiss sie, dass die meisten Politiker die Krise nicht ernst genug nehmen.»
De Wever begrüsste, dass sich Merkel 90 Minuten für die Begegnung Zeit nehmen will. Dies zeige, «dass sie mehr will als ein Foto». An dem Treffen nimmt auch die schwedische Klima-Aktivistin und Initiatorin von Fridays for Future, Greta Thunberg, teil. Sie hatte Merkel im vergangenen Jahr nach einem gemeinsamen Foto kritisiert und ihr vorgeworfen, sich zwar gern mit ihr fotografieren zu lassen, den Klimaschutz aber nicht hinreichend voranzubringen.
Hintergrund der Begegnung im Kanzleramt ist ein offener Brief von Fridays for Future an die Staats- und Regierungschefs der EU mit der Mahnung, die Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung zu verstärken. Dies richtet sich in besonderem Masse an die deutsche EU-Ratspräsidentschaft.