Zehntausende Anhänger von Fridays for Future bei Grossdemo in Aachen

Zehntausende junge Menschen haben bei einer internationalen Grossdemonstration der Schülerbewegung Fridays for Future in Aachen am Freitag für den Klimaschutz demonstriert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Hunderte Klimaaktivisten blockieren Gleise von Kohlekraftwerk.
Grossdemo von Fridays for Future in Aachen - AFP

Die Organisatoren sprachen von 40.000 Teilnehmern, die Polizei von 20.000. Am Abend blockierten hunderte Klimaaktivisten die Bahnstrecke vor dem Kohlekraftwerk Neurath im rheinischen Braunkohlerevier. Auf scharfe Kritik bei Umweltaktivisten stiess das Scheitern der EU-Staats- und Regierungschefs, sich auf eine Klimaneutralität bis 2050 festzulegen.

Die Grossdemonstration war der Auftakt der für das Wochenende angekündigten Klimaproteste im Rheinland. In Aachen zogen die Anhänger von Fridays for Future in vier Demonstrationszügen in Richtung Innenstadt und von dort aus weiter vor das Fussballstadion Tivoli, wo am Nachmittag eine mehrstündige Kundgebung begann. Die Grossdemo in Aachen war nach Angaben der Schülerbewegung der erste internationale Klimastreik von Fridays for Future. Ihre Teilnahme zugesagt hatten demnach junge Menschen aus 17 Ländern.

An den Protesten in Aachen beteiligten sich am Freitag auch Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood. Vier Kletterer spannten am Mittag zwischen die Stahlseile einer Fussgängerbrücke am Tivoli ein Transparent mit dem Slogan «Klimaschutz statt Kohleschmutz», wie Robin Wood mitteilte. Die Bundesstrasse vor dem Stadion wurde laut Polizei daraufhin für den Verkehr gesperrt.

Im rheinischen Braunkohlerevier besetzten dann am Freitagabend hunderte Klimaaktivisten des Bündnisses Ende Gelände die Bahnstrecke vor dem Kohlekraftwerk Neurath und unterbrachen so den Kohletransport vom Tagebau Garzweiler zum Kraftwerk des Energiekonzerns RWE. Nach Angaben des Bündnisses waren rund 700 Aktivisten vor Ort, eine AFP-Reporterin berichtete über rund 500 Teilnehmer.

Das Kraftwerk lief einem RWE-Sprecher zufolge weiter, da es über einen Kohlevorrat verfüge. Wie lange dieser ausreicht, sagte der Sprecher nicht. Eine Polizeisprecherin sagte der Nachrichtenagentur AFP am Abend, die Lage sei «ruhig und stabil». Die Demonstranten seien aufgefordert worden, die Gleise zu verlassen.

Auf Fotos, welche die Gruppe im Online-Dienst Twitter veröffentlichte, waren hunderte Menschen in weissen Schutzanzügen auf den Gleisen zu sehen. Die Demonstranten hätten Schlafsäcke und Ausrüstung für die Nacht dabei und wollten so lange wie möglich bleiben, teilte die Sprecherin des Bündnisses, Kathrin Henneberger, mit.

Das Bündnis hatte zuvor angekündigt, rund 4000 Menschen würden von einem Protestcamp im niederrheinischen Viersen aufbrechen, um sich an mehreren Blockadeaktionen im Braunkohlerevier zu beteiligen. «Eine weitere grosse Aufbruchswelle» sei für Samstag geplant. Bei vergleichbaren Aktionen von Ende Gelände im rheinischen Braunkohlerevier hatte es in den vergangenen Jahren wiederholt Polizeieinsätze gegeben.

Die Polizei ist auch in diesem Jahr mit einem Grossaufgebot im Einsatz. Am Freitagvormittag hatten die Beamten den Bahnhof von Viersen gesperrt. «Dies ist erforderlich, um das Eindringen von Unbefugten in den Tagebau zu verhindern», teilte die Polizei via Twitter mit. Zugleich wurden für die Ende-Gelände-Demonstranten Busse für die Fahrt zu von dem Bündnis angemeldeten Mahnwachen im Umfeld des Tagebaus Garzweiler bereit gestellt.

Neben den Aktivisten von Ende Gelände wollen am Samstag auch Anhänger von Fridays for Future am Tagebau Garzweiler demonstrieren. Dort ist ebenfalls am Samstag unter dem Motto «Kohle stoppen - Klima und Dörfer retten» eine weitere Demonstration geplant, zu der ein Bündnis umwelt- und zivilgesellschaftlicher Gruppen wie Campact, BUND und Greenpeace aufruft.

Nach dem gescheiterten Versuch der Gipfelteilnehmer in Brüssel, sich auf das Ziel einer Treibhausgasneutralität bis 2050 zu einigen, warfen unterdessen Umweltaktivisten der EU vor, nicht ausreichend auf die Sorgen der Menschen vor dem Klimawandel zu reagieren. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) forderte, es müsse nun um die konkreten Massnahmen gehen, wie das Ziel einer Treibhausgasneutralität bis 2050 erreicht werden könne.

Trotz wachsender Unterstützung unter den EU-Mitgliedsstaaten hatten sich die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel in Brüssel am Donnerstag nicht auf das 2050-Ziel einigen können. Für einen Beschluss wäre Einstimmigkeit notwendig gewesen - Polen, Ungarn und Tschechien verhinderten aber eine Einigung.