Google Mitarbeiter legen in Zürich Arbeit nieder
Google hat einen hohen Softwareentwickler wegen sexueller Belästigung entlassen. Mit der Kündigung bekam er auch eine Millionen-Abfindung.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute fand in vielen Google-Niederlassungen ein kurzer Streik statt.
- Mit ihrem «Walkout» protestierten die Google-Mitarbeiter gegen sexuelle Belästigung.
Hoppla: Google laufen die Mitarbeiter davon. Zumindest vorübergehend. Bilder aus Zürich zeigen zahlreiche Angestellte, die heute Vormittag in dicken Jacken auf der Strasse standen.
Drinnen auf ihren verwaisten Schreibtischen blieb ein blau-weisser Flyer zurück. Darauf steht: «Ich sitze nicht an meinem Schreibtisch, weil ich solidarisch mit anderen Googlern und Auftragnehmern von Google herausgelaufen bin, um gegen sexuelle Belästigung, Fehlverhalten, mangelnde Transparenz und eine Arbeitskultur, die nicht für alle stimmt, zu protestieren. Ich werde später wieder an meinem Schreibtisch sitzen.»
Google Walkout weltweit
Entfacht hat den Protest ein Bericht in der «New York Times»: Letzte Woche berichtete das US-Blatt, dass Softwareentwickler Andy Rubin – der «Vater von Android» - nach seinem Abgang bei Google eine Abfindung von 90 Millionen Dollar bekommen hat. Dies, obwohl der Abgang die Folge von «glaubwürdigen» Vorwürfen wegen sexueller Belästigung war.
«So nicht», befanden Google-Mitarbeiter rund um den Globus und beschlossen, heute Vormittag um 11 Uhr die Arbeit niederzulegen, die Schreibtische zu verlassen und in einem Akt des Protests vor die Türen ihrer Firmengebäude zu treten. Beteiligt waren unter anderem die Google-Niederlassungen in Dublin, London, New York, Cambridge, Toronto oder Zürich. «Wir können Ihnen bestätigen, dass auch in Zürich ein Walkout durchgeführt wurde», sagt Anna-Lea Enzler, für Google Schweiz zu Nau.
Für Lohn- und Chancengleichheit
Im internationalen Forderungskatalog steht der Wunsch nach mehr Einsatz für Lohn- und Chancengleichheit, einem öffentlichen Bericht über sexuelle Belästigung bei Google, einem weltweit einheitlichen Prozedere, um sexuelles Fehlverhalten sicher und anonym zu melden und auch das Unterlassen von erzwungenen, inoffiziellen Schlichtungsverfahren bei Belästigung oder Diskriminierung von Mitarbeitenden.
Neben Rubin sind mindestens 49 weitere Google-Mitarbeiter wegen sexueller Belästigung oder sexuellem Fehlverhalten entlassen worden. Google-CEO Sundar Pichai hatte sich über die Fälle betroffen gezeigt. Als er vom heutigen Walkout erfuhr, liess er seine Mitarbeiter wissen, dass sie «die Unterstützung haben, die sie brauchen, wenn sie an der geplanten Kundgebung teilnehmen möchten.» Man sei offen für Verbesserungsvorschläge und neue Ideen, wie man diese umsetzen könne.