IOC-Chef Bach: «Die Erfahrung von 1980 prägt mich bis heute»

IOC-Präsident Thomas Bach ist der Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau noch in lebhafter Erinnerung.

Thomas Bach ist der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Entschieden darüber hatte die Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen Komitees: 59 Delegierte stimmten für einen Boykott, 40 dagegen.

«Die Erfahrung von 1980 prägt mich bis heute», sagte der 66-Jährige, der am 17. Juli verkündet hatte, eine zweite Amtszeit an der Spitze des Internationalen Olympischen Komitees anzustreben, der «Welt am Sonntag». Als Reaktion auf den Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan hatten vor 40 Jahren 42 Länder ihre Teilnahme an dem Grossereignis abgesagt - auch die Bundesrepublik.

Entschieden darüber hatte die Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen Komitees: 59 Delegierte stimmten für einen Boykott, 40 dagegen. Bach, damals Athletensprecher und Fecht-Olympiasieger von 1976, konnte das Votum nicht verhindern. «Die Wut und die Enttäuschung» seien geblieben, aber auch die «daraus folgende Motivation», sagte der IOC-Präsident. «Diese Motivation treibt mich weiter an.»

Heute könnten Sportlerinnen und Sportler auch gegen den Willen ihrer Nationalen Komitees an Olympischen Spielen teilnehmen. «Nach unserer Auffassung kann eine wie auch immer zusammengesetzte Gruppe nicht per Mehrheit über dieses Recht eines individuellen Athleten entscheiden», sagte der 66-Jährige.

Bach hatte auf der Generalversammlung des IOC vor der Gefahr neuerlicher Boykotte gewarnt. «Wir sehen einen wachsenden Missbrauch des Sports für politische Zwecke. Diese Gefahr ist jetzt noch grösser.» Das IOC beobachte, dass einige Nationen im Zuge der Corona-Krise «sogar noch mehr von Egoismus und eigenen Interessen getrieben» seien.