WM 2018: Europa dominiert die Welt des Fussballs

An der WM in Russland drängen neue Vertreter auf die grosse Bühne. Der Rest der Welt klagt über ein Ungleichgewicht.

Europa (Belgien) im Aufwind, der Rest der Welt (Brasilien) am Boden: So sieht es momentan aus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zum fünften Mal wird das Halbfinale bei einer WM als bessere EM ausgespielt.
  • Die Grossmächte müssen aufpassen, dass der Triumph Europas nicht zu einer Zeitwende führt.
  • Zukünftig ändern sich zumindest die Startbedingungen.

Dieses europäische Endspiel an der WM 2018 in Russland wird eine Premiere. Egal, wer sich in den Halbfinals Frankreich gegen Belgien und England gegen Kroatien durchsetzt - das Duell gab es als grossen Höhepunkt um den Titel nie zuvor. Nach dem Aus der Titelkandidaten von Deutschland über Brasilien und Argentinien bis Spanien bei der WM der Überraschungen in Russland müssen die langjährigen Grossmächte nun aufpassen, dass der Triumph des neuen Fussball-Europas nicht zu einer Zeitenwende führt.

«Vielleicht eine kleine Revolution»: Frankreich-Stürmer Olivier Giroud spricht Klartext. - dpa

Frankreich ist als Weltmeister von 1998 noch der etablierteste der vier Semifinalisten, musste aber auch seit 2006 auf den Einzug unter die Top Vier der Welt warten. Für England ist es der erste Sprung in die Vorschlussrunde seit 28 Jahren. Belgien (1986) und Kroatien (1998) schafften dies überhaupt erst einmal - und wollen sich als neunte Nation erstmals zum Weltmeister krönen.

Milliarden-Einnahmen in der Champions League

Zum fünften Mal in der WM-Geschichte sind die Europäer im Halbfinale komplett unter sich, zuvor war dies 2006, 1982, 1966 und 1934 der Fall. Damit kommt der vierte Weltmeister in Serie aus Europa. «Das ist vielleicht auch eine kleine Revolution und zeigt, dass sich die europäischen Mannschaften weiter entwickelt haben», sagte Frankreichs Stürmer Olivier Giroud.

Die Dominanz der europäischen Ligen durch die Milliarden-Einnahmen in der Champions League befeuert aus Sicht der Aussenseiter aus Afrika, Asien und Amerika auch ein Ungleichgewicht auf der Weltbühne. «Meine Meinung nach 37 Jahren im Geschäft ist, dass es klar ist: Die Lücke ist gross und sie wächst weiter und wird weiter wachsen, WM für WM», sagte Irans Coach Carlos Queiroz über die Unterschiede der Kontinente. «Europa bis zum Ural» überschrieb die französische «L'Équipe» ihre Analyse der Dominanz.

Ab 2026 könnte alles anders werden

14 der 32 Teilnehmer der WM kamen aus Europa (44 Prozent). Dieser Anteil erhöhte sich vom Achtelfinale (62) über das Viertelfinale (75) bis zum EM-gewordenen Halbfinale.

In der Verteilung der Startplätze sehen die anderen Erdteile zukünftig aber auch eine Chance, die Vormachtstellung zumindest etwas einzudämmen. Wenn spätestens die WM 2026 mit 48 Teams gespielt wird, bekommt die Europäische Fussball-Union UEFA fix nur drei zusätzliche Startplätze. Doch auch 29 Prozent können am Ende 100 werden.