Auch zum Sparen: Immer mehr Schweizer nehmen Essensreste nach Hause
In den USA kennt man «Doggy Bags» schon lange. Auch in der Schweiz wird das Nach-Hause-Nehmen von Resten immer beliebter. Das ist nachhaltig – und lecker.

Das Wichtigste in Kürze
- Jedes Jahr werden in der Schweiz mehrere Tonnen Lebensmittel weggeworfen.
- Ein Weg, Food-Waste zu reduzieren: Tellerreste aus der Beiz mit nach Hause nehmen.
- Das machen in der Schweiz immer mehr Menschen, sagen Experten.
Mehrere Tonnen Lebensmittel werden in der Schweiz jährlich weggeworfen. Rund 15 Prozent davon produziert die Gastro-Branche.
Ein Teil dieser Menge kommt auch von Speiseresten, die von Beiz-Besuchenden am Ende des Essens auf dem Teller zurückgelassen werden.
Das scheint auch immer mehr Gästen bewusst zu werden. Deshalb lassen sich viele ihre Reste nach dem amerikanischen Vorbild des «Doggy Bags» ihr Essen einpacken.
50 Prozent der Gäste nehmen Tellerreste heim
Das bestätigt gegenüber Nau.ch auch Claudio Beretta. Er forscht an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zu Nachhaltigkeit und Food-Waste-Vermeidung.
Er beobachte regelmässig, dass Leute ihr Essen einpacken lassen würden, so Beretta. Ob es sich dabei aber wirklich um einen Trend handle, könne er zu wenig beurteilen, denn: «Ich bewege mich in Kreisen, die eher nachhaltigkeitsbewusst sind.»
Ebenfalls keine Zahlen hat die Plattform «foodwaste.ch». Deren Verantwortlicher Kommunikation, Michel Willen, findet aber: «Wir begrüssen es sehr, wenn man seine Reste nach Hause nimmt.» So werde Essen gerettet, das sonst im Abfall gelandet wäre.
Auf eine Forsa-Umfrage verweist «Gastrosuisse». Laut dieser nahmen 2022 rund die Hälfte der Gäste Tellerreste regelmässig mit nach Hause.
Essen mit nach Hause nehmen wird immer mehr angeboten
Leider sehe er in seinem Alltag auch immer wieder Negativbeispiele, so Claudio Beretta. Da denke er sich ab und zu: «Da ist noch nichts vom Bewusstsein angekommen, wie privilegiert wir sind, immer genug auf dem Tisch zu haben ...»
Doch was ist der Grund dafür, dass das Heimnehmen von Essensresten aus der Beiz immer populärer wird?
«Nachhaltigkeit und das Bewusstsein, wie viele Ressourcen wir sonst verschwenden», meint Beretta. Zudem werde es «von Gastro-Betrieben zunehmend angeboten». Man müsse sich nicht mehr exponieren, wenn man die Reste mitnehmen wolle.
81 Prozent der Betriebe bieten den Gästen Foodboxen an
Dass Gastro-Betriebe das Nachhausenehmen von Essensresten vermehrt anbieten, bestätigt auch «Gastrosuisse»: «Wir motivieren unsere Mitglieder als Gründungsmitglied von ‹United Against Waste› dazu, den Gästen entsprechende Lösungen anzubieten.»
Eine Mitgliederumfrage vom Februar habe aufgezeigt, dass «81 Prozent der befragten Betriebe im Bereich der bedienten Restauration» Foodboxen anbieten würden. Dies, damit Gäste ihre Reste mitnehmen können.
«Die Branche unterstützt folglich die Praxis, Tellerreste einpacken zu lassen», so «Gastrosuisse».
Steigende Preise als Grund für weniger Food-Waste?
Was laut Claudio Beretta wahrscheinlich ebenfalls einen Einfluss hat: die steigenden Preise und Kriege mit Folgen für die Versorgungssicherheit. Und die «Erkenntnis, dass Reste sehr lecker und zeitsparend sind».
Dass Menschen aus Spargründen vermehrt Reste nach Hause nehmen, kann man sich auch bei «foodwaste.ch» vorstellen. Aber auch der Wille, Food-Waste zu vermeiden, sei ein Grund, Reste nicht wegwerfen zu lassen.
Jedoch gibt es auch beim Transport der Reste ökologischen Spielraum.
Klimafreundliche Verpackung nutzen
So erklärt «foodwaste.ch»: «Es ist sehr sinnvoll, die Reste in einem wiederverwendbaren Behälter nach Hause zu nehmen, damit kein unnötiger Abfall entsteht.»
Ein Ansatz, dem auch Claudio Beretta beipflichtet. Es sei die perfekte Ausgangslage, vorsorglich eine eigene Tupperware mitzuführen, um allfälliges Essen zu retten. Oder «wenigstens eine möglichst klimafreundliche Verpackung zu nutzen».
Allerdings, so Beretta weiter: «Der Entscheid, Essen zu retten, ist ökologisch viel wirksamer als die Verpackungsfrage.»