YB – Wübbenhorst: Das alles musste ich mir von Männern anhören

Imke Wübbenhorst, Trainerin der Frauen bei YB, war eine Pionierin. Sie erzählt, was sie als Frau im Männerfussball erleben musste und was viel Kraft raubte.

Die Pionierin Imke Wübbenhorst hat den Männerfussball zumindest vorübergehend hinter sich gelassen und trainiert die Frauen bei YB. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Imke Wübbenhorst war als Trainerin im Männerfussball eine Pionierin.
  • In diese Rolle wurde sie reingedrängt, sie habe bloss ihren Job machen wollen.
  • Sie musste sich viele sexistische Beleidigungen anhören, von Fans und vom Staff.

Imke Wübbenhorst ist eine Pionierin im Fussball: 2018 wurde sie als erste Frau Trainerin eines Männerteams im deutschen Fussball. Seit rund zwei Jahren ist sie zurück beim Frauenfussball und trainiert YB. Gegenüber SRF erzählt sie von den Schattenseiten ihrer Pionier-Zeit.

Sie wurde vor sechs Jahren vom Notvorstand des BV Cloppenburg zur Trainerin des Teams aus der fünfthöchsten Liga ernannt. Man habe eine interne und günstige Lösung gebraucht, sie sei am besten qualifiziert gewesen.

Imke Wübbenhorst trainierte bereits das Männerteam der Sportfreunde Lotte. - Guido Kirchner/dpa

Doch als ein neuer Vorstand kam, wurde es als «grösster Fehlentscheid der Vereinsgeschichte» bezeichnet. Die neue Führung wollte eine andere, eine «männliche» Lösung, «man wollte mich loswerden».

Wübbenhorst erzählt, dass der Vorstand ihr sagte, man könne sagen, die Spieler hätten Probleme mit einer Frau in der Kabine. Dies habe aber gar nicht gestimmt. Der Vorstand wollte es aber so mitteilen, die Medien würden es aufnehmen.

Die Pionierin erzählt auch von Beleidigungen und Sexismus: Einmal «haben Fans pantomimisch auf mich ejakuliert». Sätze, wie «du lässt dir doch häufiger einen ‹Kolben› schmecken», fielen.

Nach mehreren Stationen im Männerfussball trainiert Imke Wübbenhorst nun die Frauen von YB. - keystone

Sie zeigte sich auch schlagfertig: So wurde sie gefragt, ob sie eine Sirene auf dem Kopf trage, damit die Spieler ihre Penisse wegpacken könnten. Ihre Antwort, die ihr viel Berühmtheit einbrachte: «Ich bin Profi, ich stelle nach Schwanzlänge auf.» Danach hätten alle kurz gelacht, sagt sie zu «SRF». Doch wenn sie vernünftig erkläre, wie sie es mache, würde sie nicht auf Verständnis stossen – «das raubt Kraft».

«Überzeugungsarbeit kostet viel Kraft»

Ihre Station als Co-Trainerin bei Viktoria Köln beschreibt sie als schwieriger. In dieser Situation habe sie ihren Staff und damit ihre Arbeitskollegen nicht aussuchen können. Ein Goalietrainer habe nicht akzeptieren können, dass eine Frau Co-Trainerin war. Als sie eine Gegneranalyse präsentierte, sagte er: «Ach Jungs, guckt euch das mal an: Wir lassen uns hier von einer Frau in einem Männerbüro über eine halbe Stunde lang etwas über Fussball erzählen.»

Die Sprüche hätten sich summiert, sie sei dünnhäutig geworden, habe Kontra gegeben und sei beleidigend geworden. «Da habe ich gemerkt, das ist nicht, was ich sein will.» Sie sei nicht mehr in der Lage gewesen, es wegzulächeln.

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Sie ist zwar eine Pionierin, wollte dies aber nicht sein: «Ich wollte Trainerin sein und meinen Job machen, wurde aber in diese Rolle gedrängt.» Sie habe immer wieder Menschen getroffen, die nicht bereit für eine Frau im Männerfussball gewesen seien. «Sie zu überzeugen, hat viel Kraft gekostet.»