Lauf-Nomadin Gesa Krause: Vor Olympia ständig in der Höhe
Gesa Krauses hartnäckiger Kampf gegen die Läuferinnen aus Afrika und den USA bringt der Frankfurterin immer wieder höchsten Respekt ein. Jetzt schindet sie sich für Tokio 2020, um bei ihren dritten Olympischen Spielen endlich eine Medaille zu holen.
Das Wichtigste in Kürze
- In den trüben November-Tagen rannte Gesa Krause noch bei einer PR-Tour durch deutsche Städte, inzwischen hat die Hindernisläuferin ihr Nomaden-Leben wieder komplett aufgenommen.
In Kenia absolviert die WM-Bronzemedaillengewinnerin derzeit bereits ihr zweites Trainingslager als Olympia-Vorbereitung. Dabei sind die Titelkämpfe in Katar erst ein paar Wochen her. «Es wird eine sehr harte Zeit. Auf 2400 Metern Höhe ist das unglaublich anstrengend», sagte die 27-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
Dennoch freut sich Krause auf die «mentale Freiheit, zu sich selbst zu finden». In Iten heisst es: kein Alltagskram, keine Termine, nicht da- oder dorthin düsen. Vollpension geniessen und zwischendurch mal ein Buch lesen. Ansonsten: Laufen. Laufen. Laufen.
Eine Woche Auszeit gönnte sich die deutsche Rekordhalterin vom Verein Silvesterlauf Trier im Oktober nach der WM. Dann ging es los mit Aufbaueinheiten und dem ersten Trainingslager im 1600 Meter hoch gelegenen Boulder im US-Bundesstaat Colorado. «Das ist eine tolle Gegend, viele Athleten aus den USA waren da. Ich bin ja ein grosser Amerika-Fan. Dort habe ich auch die WM Revue passieren lassen», sagte Krause, die eigentlich in Frankfurt/Main lebt.
Krause war ohne Wolfgang Heinig dort, die Zusammenarbeit setzen die beiden aber auch vor Tokio 2020 fort. «Ich habe einen der besten Trainer der Welt.» Einen dauerhaften oder langfristigen Aufenthalt in den USA wie 5000-Meter-Läuferin Konstanze Klosterhalfen und neuerdings auch Topsprinterin Gina Lückenkemper plant die deutsche Rekordhalterin über 3000 Meter Hindernis vor den Sommerspielen nicht: «Danach ist genug Zeit, sich neu zu orientieren.»
In Kenia sind auch die deutschen Topläufer Christina Hering, Richard Ringer, Martin Grau und Amanal Petros dabei, erstmalig in dieser Konstellation. Trotz aller Schinderei sieht Krause den Kenia-Trip positiv: «Eigentlich fahre ich mit der grossen Vorfreude, das Leistungsniveau wieder aufzubauen. Irgendwann kommt einfach die Lust wieder, hart an sich zu arbeiten.»
Bis zum nächsten Sommer sind sogar drei Trainingslager in Kenia geplant, dazu eines in Südafrika - und kurz vor Tokio geht es noch nach Davos und Livigno. Ihre Fans nimmt Krause dabei immer mit: Kaum eine Athletin ist in den Social-Media-Kanälen so aktiv, um für sich und ihren Sport zu werben. Im Rahmen einer Aktion des Handy-Herstellers Huawei für eine Smartwatch verloste sie auf Instagram kürzlich Teilnahmen an einem Lauf mit ihr in Köln am Rhein. Klagen über mangelnde Förderung oder zu wenig Sponsoren hört man von Krause nicht.
Ihre harte Lauf-Arbeit hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder ausgezahlt. In Doha verbesserte sich Krause zuletzt auf 9:03,30 Minuten, eine Zeit unter 9:00 ist für 2020 «auf jeden Fall das Ziel. Aber ich weiss, dass im Sport nicht immer alles linear verläuft. Mein grösstes Ziel und mein Traum ist natürlich eine Olympia-Medaille. Wenn ich dafür nur eine 9:04 laufen müsste, wäre es natürlich auch grandios.» Bei Olympia 2012 in Rio rannte Krause auch deutschen Rekord, verpasste aber als Sechste eine Medaille. Die internationale Spitze ist und bleibt «unheimlich breit».
Bei allem Trainingsfleiss - eines übt Krause nie: den kühnen Sprung über den Wassergraben. Dort hat sie zwar schon oft die entscheidenden Meter gut gemacht, vertraut aber eher ihren Wettkampf-Erfahrungen: «Das ist wie Fahrradfahren. Ich weiss, was ich da zu tun habe.»