Regisseur Boris Nikitin zeigt mit einem Nachbau des «Big Brother»-Containers ein Mahnmal, das an die Anfänge der digitalen Unterhaltungsindustrie erinnert.
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Boris Nikitin hat eine Replika des Containers erstellt, als Teil der Inszenierung «Erste Staffel. 20 Jahre Grosser Bruder» am Staatstheater Nürnberg. - Boris Nikitin

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Reality-Show «Big Brother» wurde seit 1999 in über 63 Ländern ausgestrahlt.
  • Nun kehrt das Herzstück der Show neu interpretiert auf die Bühne zurück.
  • Der renommierte Regisseur Boris Nikitin ist bekannt für seine Suche nach Authentizität.
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Die Reality-Show «Big Brother» kehrt zurück. Der renommierte Basler Theaterregisseur Boris Nikitin präsentiert mit einem Nachbau des «Big Brother»-Containers und dem Ausstellungstitel «The Last Reality Show» ein atmosphärisches Mahnmal, das an die Anfänge der digitalen Unterhaltungsindustrie erinnert.

Die Arbeit öffnet den Blick für die Fülle von Ereignissen und Veränderungen der letzten 23 Jahre. Die Installation erinnert daran, dass unsere heutige Kultur der Selbstdarstellung und Selbstüberwachung, in der die Grenzen zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen fliessend geworden sind, einen Anfang gehabt haben.

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Filmregisseur Boris Nikitin, Heiner Goebbels und Katja Assmann an einer Pressekonferenz in der Gebläsehalle in Duisburg, Deutschland. - Keystone SDA

Der Container: Mehr als nur ein Raum

In der Originalshow war der Container mehr als nur ein Raum. Er war das Zentrum des Geschehens. Hier trafen unbekannte Menschen aufeinander, um sich rund um die Uhr bei ihren alltäglichen Verrichtungen beobachten zu lassen. Alle Aktivitäten wurden permanent gefilmt und ins Internet übertragen.

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Boris Nikitin, «Erste Staffel. 20 Jahre Grosser Bruder, Confessions Room». - Boris Nikitin

Doch in Nikitins Version ist der Container kein echtes Metallgebilde mehr, sondern besteht aus weiss lackiertem Holz. Es ist eine Imitation eines Gebäudes, das selbst bereits ein Simulakrum war, eine Vorwegnahme unserer heutigen digitalen Sichtbarkeit. Mehr dazu finden Sie hier.

Boris Nikitin: Ein Meister der Inszenierung

Nikitin ist bekannt für seine Auseinandersetzung mit dem Dokumentarischen und der Propaganda. Er hinterfragt die Manipulierbarkeit von Wahrheitsbehauptungen und stellt die Frage nach dem Realen. Seine Arbeiten sind geprägt von einer Suche nach echten Körpern, realen Handlungen und einer Sehnsucht nach Authentizität.

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Die Frage nach der Realität ist omnipräsent. - Boris Nikitin

Mit «The Last Reality Show» verknüpft Nikitin diese Themen auf neue Weise. Er verbindet die Frage der Illusionserzeugung mit einem anderen Thema, das viele von uns täglich beschäftigt: das Verschwimmen der Grenzen zwischen Privat und Öffentlichkeit in den Sozialen Medien. Und die Verletzlichkeit, die daraus entsteht.

Der Container als Zeitkapsel

Der Container dient auch als eine Art Zeitkapsel, die das Jahr 1999 mit dem Heute verbindet.

Die Welt hat sich in den zwei Jahrzehnten stark gewandelt, doch einige Fragen bleiben bestehen: Wie gehen wir mit unserer Vorstellung von Realität um? Wie sehr lassen wir uns von Kameras beeinflussen? Und wie echt ist das, was wir auf den vielen Bildschirmen sehen?

Die Ausstellung «The Last Reality Show» von Boris Nikitin läuft bis zum 21. Januar 2024 im Museum Tinguely in Basel. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen.

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