Coronavirus: BAG streicht indische Variante aus Wortschatz
Griechisches Alphabet anstelle von Indien und Brasilien. Die WHO will Varianten des Coronavirus umbenennen. Das BAG übernimmt diese Sprachregelung per sofort.
Das Wichtigste in Kürze
- Die WHO hat beschlossen, Corona-Varianten nach dem griechischen Alphabet zu benennen.
- Die Weltgesundheitsorganisation will damit gegen Diskriminierung vorgehen.
- Bioethikerin Samia Hurst und das BAG halten den Schritt für richtig und wichtig.
«Unsere Nation wird dieses furchtbare China-Virus besiegen!» Sprach Ex-US-Präsident Donald Trump vom Coronavirus, schürte er mit der Nennung des Ursprungsortes Hass und Hetze.
Doch mit dem Aufflammen der Mutationen des Coronavirus wurde die Nennung des Ursprungsortes zum Usus. Britische, indische oder brasilianische Variante, auch das Bundesamt für Gesundheit BAG nannte die Mutationen regelmässig nach ihrem Ursprungsland.
Das soll sich schlagartig ändern: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benennt die einzelnen Varianten des Coronavirus neu nach dem griechischen Alphabet. So soll vermieden werden, dass Menschen aus den betroffenen Gebieten diskriminiert werden.
BAG will Mutationen des Coronavirus konsequent umbenennen
Das BAG reagiert prompt: Das Bundesamt begrüsse die Initiative und werde die Bezeichnungen anpassen, so ein Sprecher auf Anfrage. «Wir sind an der Umsetzung und sie wird in nächster Zeit auf dem Dashboard und den Internetseiten des BAG ersichtlich.»
Lob erhält die WHO auch von Bioethikerin Samia Hurst. «Die Benennung von Varianten basierend auf dem Ort, an dem sie entdeckt wurden, hat eine Menge Nachteile.»
Erstens erwecke die Benennung den Eindruck, dass dies ihr Herkunftsort sei, «aber Viren reisen». Es sei durchaus möglich, dass eine Variante des Coronavirus an einem Ort auftrete und an einem anderen entdeckt werde.
Zweitens könne die Benennung wie Indien- oder Brasilien-Variante die Stigmatisierung fördern. «Und manchmal auch Diskriminierung von Menschen fördern, die aus diesen Orten stammen.» Beispiel hierfür ist der Begriff des «China-Virus», welches zu aggressivem Verhalten gegen Menschen asiatischer Herkunft führte.
Unter dem Hashtag #IchBinKeinVirus wehrten sich Asiaten in den USA und Europa gegen rassistische Erfahrungen.
Irgendwann hat fast jedes Land «seine» Variante
«Während Epidemien kommt es sehr häufig vor, dass Gruppen stigmatisiert, beschuldigt und manchmal schlecht behandelt werden», beobachtet Hurst.
Die Varianten nach ihrem Ursprungsort zu nennen, sei schon fast ein negativer Anreiz, nach Varianten zu suchen. Schliesslich werde so jedes Land, welches die Varianten gut überwacht, «wahrscheinlich eine nach ihm benannte Variante haben».
Dass die zuerst in Indien entdeckte Mutante nun nicht B.1.617.2 genannt wird, sondern «Delta», begrüsst die Bioethikerin. Dennoch sei es schwierig vorherzusagen, ob die griechischen Namen im Alltag Einzug halten.
So gäbe es im Französischen etwa zwei Verwendungen des Geschlechts von Covid-19. «Einige sagen ‹le› und andere ‹la›, während die offizielle Anweisung lautet, ‹la› zu sagen.»