Coronavirus: Kritik an Waadtländer Impfturbo ab 18

Der Kanton Waadt gibt den Pieks vor: Als erster Kanton der Schweiz impfen die Waadtländer schon 18-Jährige gegen das Coronavirus. Andere Kantone sind skeptisch.

Coronavirus Impfung
Ein Arzt impft eine Person gegen das Coronavirus mit dem Impfstoff von Pfizer während eines Besuchs im Impfzentrum im Forum Fribourg. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Waadt können sich alle Altersgruppen für die Corona-Impfung anmelden.
  • Grund für das Vorpreschen sind eine grosse Lieferung und neue Impfzentren.
  • Andere Kantone wie Bern und Basel-Stadt kritisieren das Vorgehen.

Grossandrang in der Waadt: Als erster Kanton ermöglicht Waadt die Impfung gegen das Coronavirus allen Altersgruppen ab 18 Jahren. Die Meldung von gestern Abend schlug ein wie eine Bombe. Fast nirgends sonst können sich Jüngere unter 50 gegen das Coronavirus impfen lassen.

Der nötige Sprit für den Waadtländer Impfturbo bilden zwei Faktoren. Einerseits sind grosse Mengen an Impfstoff auf einmal eingetroffen. Andererseits besitzt der Kanton 14 Impfzentren, anfangs Woche wurde das Neueste in Montreux eingeweiht.

Geben die Waadtländer nun den Takt an, fragen sich junge Impfwillige in anderen Kantonen? Nicht so schnell, sagen diese.

Kritik aus Basel und Bern

«Diese Personen können sich im Kanton Basel-Stadt schon länger registrieren», räumt das Gesundheitsdepartement ein. Sprecherin Anne Tschudin: «Sie erhalten voraussichtlich im Juni einen Termin für eine Erstimpfung.»

Der Kanton habe dennoch das Impftempo stark beschleunigt, impfe gar an den Wochenenden. Doch die Basler wählen die vorsichtige Strategie: «Wir halten ca. 25 Prozent der erhaltenen Impfdosen in Reserve.»

Impfung Coronavirus
Eine Frau wird nach der Impfung gegen das Coronavirus in den Wartebereich begleitet im Impfzentrum in Basel. - Keystone

Daher bewertet der Kanton die Waadtländer Strategie als «risikoreich», hebt Tschudin den Mahnfinger. Waadt hebt nämlich keine Dose für die zweite Impfung auf, wie es der Bund empfiehlt.

Kritik gibts auch aus Bern, namentlich Gundekar Giebel, Sprecher der Gesundheitsdirektion. «Die Waadt hofft, dass die Lieferungen von Moderna pünktlich ankommen», so Giebel zum «Blick». Den Bernern sei das Vorhaben zu unsicher, zu gross wäre der Aufwand, «hunderttausende von Terminen verschieben zu müssen».

Der Kanton öffnete heute die Impftermine für Pflegefachleute und Personen, die mit besonders gefährdeten Menschen zusammenleben.

Andere Prioritäten, zu wenig Impfstoff

Der Kanton Freiburg gibt jüngeren Impfwilligen gegenüber Nau.ch einen früheren Lichtblick. Mitte Mai sollen voraussichtlich diejenigen ab 18 Jahren eine Impfung erhalten, so Generalsekretärin Claudia Lauper-Lüthi. «Uns ist es wichtig, dass die über 50-Jährigen, Risikopatienten und Pflegepersonal prioritär die Impfung bekommen.»

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Lauper-Lüthi mahnt, man solle die Proportion der gegen das Coronavirus Geimpften vergleichen. «Freiburg zum Beispiel hat 65 Prozent der 65-74-Jährigen geimpft und 82 Prozent der über 75-Jährigen. Im Moment warten noch mehr als 14'000 der über 50-Jährigen auf einen Termin und sie schreiben sich laufend ein.»

«Im Verlauf des Mai», sollen auch im Aargau Jüngere zu einem Impftermin kommen, sagt Maria Gares vom Gesundheitsdepartement. Vorerst sei man froh, dass sich so viele besonders gefährdete Personen im Kanton impfen lassen wollen. Auch Zürich hatte die Impfung für die breite Bevölkerung ab Mai angekündigt.

Impfung Coronavirus
Die Schweiz muss beim Impfen vorwärts machen. - Keystone

Im Kanton Luzern wird die «übrige Bevölkerungsgruppe» im Verlaufe des Monats Mai gegen das Coronavirus geimpft. Dies hält David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport, auf Anfrage fest. Dazu zählen auch die über 16- respektive 18-Jährigen.

«Aufgrund der geringen Mengen an Impfstoffen, die dem Kanton zur Verfügung stehen, ist ein schnellerer Fortschritt aktuell leider nicht möglich.» Auch wenn der Kanton logistisch, personell und infrastrukturell seit längerer Zeit dazu bereit wäre.

Waadtländer verteidigen sich

Der Kanton Waadt wehrt sich gegen Vorwürfe, eine riskante Strategie einzugehen: «Die Termine werden abhängig von den angekündigten Dosen freigeschalten, dann vom Bund bestätigt.» Die Planung werde regelmässig und basierend auf die Lieferankündigungen überprüft, so Chrystel Domenjoz, Sprecherin der Gesundheitsdirektion. «Bis heute mussten wir noch keinen Termin absagen.»

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