Coronavirus: Was bedeutet der verlängerte Notstand für Italien?

Alexandra Aregger
Alexandra Aregger

Bern,

Eigentlich wäre der Notstand aufgrund des Coronavirus in Italien passato. Doch er wurde bis Oktober verlängert. Gut so, findet die italienische Botschaft.

Coronavirus - Italien
Arbeiter messen in Genua während der Coronakrise am Strand Abstände aus, um Sonnenschirme aufzustellen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Corona-Notstand in Italien wurde ursprünglich bis am 31. Juli angesetzt.
  • Die Regierung hat den Notstand nun bis Mitte Oktober verlängert.
  • Die italienische Botschafter in der Schweiz hält den Schritt für richtig.

Der Corona-Schock sitzt noch lange tief. Kein europäisches Land war so früh so stark vom Coronavirus betroffen wie Italien. Das Virus breitete sich im ganzen Land aus – die Regierung riegelte Ende März das öffentliche Leben ab.

Ein halbes Jahr später hat sich das Land etwas erholt. Eine zweite Welle blieb bisher aus, die täglichen Fallzahlen bewegen sich auf einem stabilen Niveau. Das Land hat das Coronavirus im Griff.

Und doch hat Ministerpräsident Giuseppe Conte den Notstand diese Woche verlängert. Dieser wäre ursprünglich nur bis 31. Juli angesetzt gewesen. Neu soll er bis Mitte Oktober gelten.

Coronavirus - Italien
Giuseppe Conte, Premierminister von Italien, spricht bei einer Senatssitzung. Italiens Regierung will den coronabedingten Notstand bis Oktober verlängern. - dpa

Zum Unverständnis der rechten Opposition und einiger Rechtsexperten: Sie sehen darin eine Zerstörung der Freiheit. Die Verlängerung irritiert, auch aus touristischer Sicht. Doch die italienische Botschaft in der Schweiz beruhigt.

Italiener fühlen sich bereit für zweite Welle des Coronavirus

Seit Mitte Juni nimmt der für Italien sehr wichtige Tourismus wieder Fahrt auf. Bitter nötig: Die Wirtschaft brach von April bis Juni so stark ein wie seit 25 Jahren nicht mehr.

Doch die Regeln sind streng: In ganz Italien gilt eine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr. Auch in Geschäften muss die Maske auf der Nase sitzen. Oftmals wird Fieber gemessen, etwa beim Betreten von Geschäften oder beim Einsteigen in den Zug.

Trenitalia Hygienepaket Coronavirus
In den Fernverkehrszügen von Trenitalia erhalten die Passagiere wegen des Coronavirus ein Hygienepaket. - Nau.ch

Dass der verlängerte Notstand nun Touristen abschrecken könnte, glaubt die italienische Botschaft in der Schweiz nicht. Beraterin Paola Maria Cristina Russo stellt klar: «Die Verlängerung des Ausnahmezustands bedeutet keineswegs, dass die Blockade erneuert wird.» Dies dürfe keinen ungerechtfertigten Alarm auslösen.

Die Verlängerung durch das Parlament erlaube es dem Land, «schneller und flexibler zu handeln, um die Pandemie besser zu bewältigen».

Coronavirus Johns Hopkins Italien
Die täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Italien sind seit anfangs Juni relativ stabil geblieben. - Johns Hopkins University

Russo beruhigt: «Italien hat derzeit eine Reproduktions-Zahl von weniger als 1 in allen Regionen.» Im Schnitt steckt ein Infizierter weniger als eine weitere Person an. Die täglichen Fallzahlen lagen diese Woche gemäss Angaben der Johns Hopkins Universität zwischen 168 und 382.

Bei einer Gesamtbevölkerung von 60 Millionen Einwohnern ein deutlich tieferer Wert als in der Schweiz mit 8,6 Mio. Einwohnern und jüngst 200 Infektionen am Tag. Für eine zweite Welle des Coronavirus sei Italien dennoch bereit.

Italiener zeigen Disziplin und Opfergeist

Die italienische Botschaft glaubt, der verlängerte Notstand habe keinen Einfluss auf den Tourismus. Jedenfalls nicht direkt: «Er ist eine Aktivierung einer Reihe von Befugnissen und Fähigkeiten der Regierung.» Sowieso: «Italien ist wunderschön und so organisiert, dass Touristen unter sicheren Bedingungen empfangen werden können.»

Italien Coronavirus
Die Italiener haben sich an die Corona-Situation gewohnt. Trotzdem protestierten in Neapel Ende Juli einige Bewohner gegen höhere Preise für den Strand-Zugang. In einigen italienischen Regionen sind die Preise für Sonnenschirme und Liegestühle deutlich gestiegen. - Keystone

Die Botschaft hofft, dass der Tourismus nun wieder richtig ins Rollen kommt. Schliesslich würden sich auch die Italiener mit der schwierigen Situation abfinden. Und dies mit «Disziplin und Opfergeist, sodass Italien von vielen Regierungen und internationalen Organisationen gelobt wurde».

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