Darum müssen Immobilienfirmen heute kreativ sein
Influencer-Marketing oder Gratis-Mieten: Wegen hohem Leerstand geben sich Immo-Firmen kreativ, um Wohnungen an den Mann zu bringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizweit stehen über 72'000 Wohnungen leer.
- Der Experte sieht noch keine Trendwende in Sicht.
- Wegen der Tiefzinspolitik bleiben Immobilien interessante Anlagen.
Dass Influcencer für Schmuck und Nahrungsmittelergänzug werben, ist altbekannt. Neu setzten auch Immo-Firmen auf die Internet-Prominenz.
So hat eine Ostschweizer Treuhand-Firma Ex-Bachelor Rafael Beutl angeheuert, um eine Liegenschaft in Frauenfeld TG zu bewerben. Man wolle damit die Reichweite vergrössern, heisst es auf Anfrage.
Laut der Immobilien-Beratungsfirma IAZI eine sinnvolle Strategie. «Eine gute Werbekampagne läuft heute auch über soziale Medien», erklärt Mediensprecher Michel Benedetti. Mit dem Ex-Bachelor könne die Treuhand-Firma eine junge Zielgruppe erreichen.
Gutscheine, aber keine Mietreduktion
Influencer-Marketing ist nicht die einzige ungewöhnliche Massnahme, um Immobilien schneller an den Mann zu bringen. «Ein Klassiker ist immer noch, Wohnungsmieten zu ‹schenken›», erklärt Benedetti. Auch Gratis-Abos oder Einkaufgutscheine seien beliebt.
«Vermieter werden allerdings kaum die Miete reduzieren.» Das würde für andere Mieter eine Präzedenz darstellen. «Sie würden dann auch mit Mietreduktionsgesuchen an den Vermieter herantreten.»
Die Schweizer Immo-Branche hat ein Problem. Aktuell stehen in der Schweiz 72'294 Wohnungen leer. Die die Leerwohnungsziffer liegt damit schweizweit bei 1,62 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Wert noch bei 0,97 Prozent.
Allerdings gibt es grosse regionale Unterschiede. «In den beiden Grossregionen Ostschweiz und Tessin überschreitet die Leerwohnungsziffer erstmals seit mehr als 15 Jahren die Zwei-Prozent-Marke.» Den tiefsten Wert verzeichnet der Kanton Zug.
Es wird gebaut, obwohl Nachfrage fehlt
Einige Gemeinden haben heute einen hohen Wohnungsleerstand. Und trotzdem wird weiter gebaut, obwohl die Bevölkerung nicht wächst. Hier sei die Lage sehr prekär, findet der Experte.
Warum? «In den vergangenen Jahren hat man mit Immobilien viel Geld verdient.» Besonders in der Agglomeration hätten die Preise stark zugenommen.
«Momentan betrachtet IAZI nur noch bei Mehrfamilienhäusern einen leichten Preisanstieg.» Das sei vor allem auf den Anlagenotstand zurückzuführen. «Vor allem institutionelle Investoren haben sich ins Betongold geflüchtet.»
Im Vergleich zu festverzinslichen Anleihen lassen sich mit Immobilien noch positive Renditen erzielen. «Eine Trendwende ist erst in Sicht, wenn die Zinsen ansteigen.»