ETH-Forschende finden Ursachen
In einer Studie gingen Heini Wernli, Professor für Atmosphärendynamik an der ETH Zürich, und Lukas Papritz von der Universität Bergen den Ursachen des übermässigen Abschmelzen des Meereises in den Jahren 2007 und 2012 auf den Grund. Sie fanden heraus, dass stabile Hochdruckgebiete, die sich im Sommer der beiden Jahre wiederholt aufgebaut hatten, für die starke Schmelze verantwortlich waren. Während der wolkenlosen Wetterlagen verstärkte die hohe Sonneneinstrahlung das Abschmelzen des Meereises. Die Sonne scheint in dieser Zeit 24 Stunden am Tag.
Doch auch im Winter ist die Eisschicht nicht vor einer Schmelze gefeit. Im Winter 2015/16 stiegen die Temperaturen in Teilen der Arktis während mehrerer Tage über Null Grad Celsius, nördlich von Spitzbergen wurden bis zu acht Grad gemessen. Im Winterhalbjahr wurden dort seit dem Beginn systematischer Messungen Ende der 1970er Jahre noch nie derart hohe Temperaturen registriert.
Schmelzen auch im Winter
Wernli und seine damalige Doktorandin Hanin Binder wollten wissen, warum das Meereis mitten im Winter zu schmelzen begann. Im Fachblatt «Geophysical Research Letters» berichteten sie jüngst, dass drei verschiedene Luftströmungen für die aussergewöhnliche Wärme verantwortlich waren.
Möglich wurde diese «Autobahn der Luftströme» durch eine spezielle Konstellation der Drucksysteme über Nordeuropa. Diese dauerte etwa eine Woche, danach versank die Arktis wieder in Winterstarre. Dennoch hatte dieses Ereignis gereicht, um die Dicke des Meereises in Teilen der Arktis um 30 Zentimeter zu verringern – dies in einer Zeit, in der das Eis normalerweise wächst und dicker wird.
Das Wichtigste in Kürze
- ETH-Forschende fanden heraus, weshalb das Eis im Winter 2015/16 geschmolzen anstatt gewachsen ist.
- Grund sei eine Art Autobahn für warme Luftmassen.