WM 2018: Japan und das Fairplay
Das Wichtigste in Kürze
- Japan hört gegen Polen in der Endphase einfach auf, Fussball zu spielen.
- Die Fans auf dem Netz sind erzürnt.
- Das Debakel erinnert an Gijon 1982.
Japan gegen Polen, die letzten zehn Minuten laufen, Polen führt mit 1:0. Im Parallelspiel liegt Kolumbien gegen den Senegal in Führung. Bei diesem Spielstand qualifiziert sich Japan für den Achtelfinal – dank der neuen Fairplay-Regel an der WM. Was jetzt passiert, ist einfach nur peinlich.
Wie Gijon 1982
Die Japaner stellen schlagartig das Spiel nach vorne ein, lassen den Ball trist in den eigenen Reihen zirkulieren. Polen, das bereits vor der Partie ausgeschieden war, greift seine Gegner nicht mehr an. So kommt es zum WM-unwürdigen Standfussball. Zustände wie in Gijon anno 1982.
Damals schlossen die Deutschen mit Österreich einen Nichtangriffspakt, als beim Stand von 1:0 der Einzug für beide Mannschaften in den Achtelfinal klar war. Algerien, das einen Tag zuvor sein letztes Gruppenspiel gegen Chile gewann, musste mit knirschenden Zähnen zuschauen. Die Fifa passte die Regel postwendend an. Fortan werden die letzten Gruppenspiele parallel abgehalten.
Polen konnte nicht einmal mehr wechseln
Und gleichwohl spielen sich in Russland solche Szenen ab. Polen kann nicht einmal mehr Jakub Blaszczykowski einwechseln, weil die Japaner den Ball sperren. Der Routinier hätte seinen 101. Länderspieleinsatz gehabt und wäre so fast an Rekordhalter Michal Zewlakow (102) herangekommen.
Hat Japan mit diesem Un-Fairplay den Achtelfinal verdient?
Ist das Fairplay? Wohl kaum. Trotzdem kommt Japan wegen der Fairplay-Regel weiter: Die Asiaten haben in der Vorrunde nur vier Gelbe Karten gesehen, der Senegal sechs. Kein anderes Team beging an der WM bislang weniger Fouls als Japan (28 in drei Spielen).
Komisch, fürwahr
Die Japaner sorgten mit ihrer Angsthasentaktik für einen kleinen Shitstorm. «Wir spielten mit einem komischen Gefühl. Und es war ein komisches Spiel», sagt Kapitän Makoto Hasebe nach der Partie. Japan trifft in der K.o. Runde auf Belgien.