190-Millionen-"Update» für den «Treffpunkt der vier Sprachregionen»

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Uri,

Mit 318 Millionen Franken hat der Bau des Furka-Basistunnels 1982 viermal mehr gekostet als geplant.

Eröffnung des Furka-Basistunnel im Juni 1982 - Keystone
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Der offene Bahnwagen mit den geladenen Gästen hält mitten im 15,4 Kilometer langen Tunnel. Dahinter schliesst sich eine gelbe Tür. Es riecht nach Abgas, dann setzt ein lautes Surren ein. Zum Auftakt der Sanierung des Furkatunnels präsentierte die Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) am Donnerstag schon mal ein Herzstück des Projekts: Die neue Lüftung.

Acht Millionen Franken hat sie gekostet, dafür wurde eigens eine neue Nische ausgebrochen. Die Betriebszentrale kann die Ventilatoren bei einem Brand einschalten und eine rauchfreie Zone schaffen. Das bringt laut Egon Gsponer, Leiter Infrastruktur bei der MGB, mehr Sicherheit für Reisenden und Mitarbeitenden.

Die Sicherheit ist einer der Gründe dafür, dass der einspurige Tunnel 45 Jahre nach dem Baustart bereits ein «Update» braucht, wie das Sanierungsprojekt offiziell heisst. Die einzige wintersichere Verkehrsverbindung zwischen Uri und dem Wallis wurde ab 1973 in den Berg gesprengt. Die Mineure trafen dort aber schon bald auf Unvorhergesehenes wie Wassereinbruch und Steinschlag.

Gotthardraum näher zusammengerückt

Als der damalige Verkehrsminister Leon Schlumpf im Juni 1982 das Bauwerk eröffnete, hatte dieses statt der veranschlagten 74 Millionen 318 Millionen Franken verschlungen und für einigen politischen Gesprächsstoff gesorgt. Für den Endausbau und die Bahntechnik blieb ein Jahr Zeit, was nur einen minimalen Ausbaustandard zuliess.

"Das ist halt so, wenn sich die Politik einmischt», sagte der Urner Ständerat und MGB-Verwaltungsrat Isidor Baumann in seiner Ansprache zum Baustart. Doch das Bauwerk sei ein Meilenstein des Tunnelbaus im Alpenraum. «Dank ihm ist man im Gotthardraum näher zusammengerückt.«

Der Tunnel sei die Verbindung der vier Sprachregionen, hiess es in einer Präsentation, welche die rund 80 Gäste bei der mit Musik und Texten animierten Fahrt durch den Tunnel zu hören bekamen. Hier träfen sich die Romandie mit der deutschen, italienischen und romanischen Schweiz.

Geld aus dem Bahn-Fonds

Durch die Röhre zwischen Realp UR und Oberwald VS fahren der Glacier-Express, sowie Regional- und Autozüge. Die Wichtigkeit der Verbindung betonte auch Pierre-André Meyrat, Vizedirektor des Bundesamts für Verkehr, der ebenfalls angereist war.

Die Sanierung und die Kosten von 190 Millionen Franken, die der Bund und die Kantone Uri, Graubünden und Wallis stemmen, hätten denn auch zu keinen Diskussionen Anlass gegeben. Sie seien nicht vom Bundesrat gesprochen sondern über den Bahninfrastrukturfonds finanziert worden. Verwaltungsrat Baumann versicherte, so stark wie beim Tunnelbau werde man die Kosten bei der Sanierung auf jeden Fall nicht überschreiten.

Mit der Planung der Sanierung hatte man bereits 2008 begonnen. In einem ersten Schritt waren seit 2014 Installationen erneuert, eine neue Lüftungszentrale eingebaut und Arbeiten am Gewölbe vorgenommen worden. So kann das Tunnelwasser künftig besser gefasst und abgeleitet werden.

Die Hauptarbeiten, die bis 2025 dauern sollen, umfassen die Erneuerung der Kabelanlagen, der Fahrbahn und der Fahrleitung. Statt einer Schotterfahrbahn kommen die Schienen auf festem Grund zu liegen.

Die noch ausstehenden Arbeiten werden grösstenteils nachts oder während der regelmässig im Herbst angesetzten Streckensperrungen vorgenommen. Zum Ende der Sanierung allerdings sind während zwölf Wochen Komplettsperrungen nötig.

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