Aktuelles zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen
Der Bundesrat hat 2018 den Bericht «Behindertenpolitik» genehmigt. Die umschriebenen Massnahmen zielen darauf ab, Grundlagen für eine proaktive, umfassende und kohärente Behindertenpolitik zu schaffen
Um die Koordination auf Bundesebene zu stärken, hat der Bundesrat die Einsetzung einer Interdepartementalen Arbeitsgruppe Behindertenpolitik beschlossen. Diese Arbeitsgruppe, in der alle Departemente, die Bundeskanzlei und die für die Behindertenpolitik besonders wichtigen Bundesämter vertreten sind, nimmt ihre Tätigkeit unter Leitung des EBGB Anfang 2019 auf. Sie stellt den Informations- und Erfahrungsaustausch sicher und unterstützt die Umsetzung der Strategien und Massnahmen des Bundesrats zur Förderung der Rechte von Menschen mit Behinderungen.
Im Rahmen des Programms «Selbstbestimmtes Leben» stellen wir Ihnen verschiedene Beiträge von Personen vor, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen.
Urs Germann, der Leiter der Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen der Stadt Bern, verfasste den ersten Artikel dieser Reihe.
Von beruflicher Eingliederung zu einem inklusiven Arbeitsumfeld
In unserem letzten Newsletter hat sich das Netzwerk Compasso vorgestellt . Compasso betreibt ein Portal, welches KMUs praktische Unterstützung bietet für die berufliche Eingliederung von Menschen mit einer Beeinträchtigung. Dass dies umsetzbar ist, zeigen die vielen Praxisbeispiele, die Compasso schon gesammelt hat.
Die Unterstützung der beruflichen Eingliederung ist ein wichtiger Schritt zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben. Sie beschränkt sich aber auf Einzelfälle. Für umfassendere Fortschritte bei der Gleichstellung in der Arbeit braucht es deshalb einen inklusiven Arbeitsmarkt und inklusive Arbeitsumfelder. Was ist ein inklusives Arbeitsumfeld? Einfach gesagt, ein Arbeitsumfeld, wo Menschen mit Behinderung gleichgestellt sind in Anstellung und Karriere. Unternehmen können inklusivere Arbeitsumfelder schaffen, indem sie auf sechs Ebenen Veränderungen anstreben:
Unternehmensleitung: Ein starkes Engagement der Unternehmensführung ist Grundvoraussetzung. Die Unternehmensleitung hat eine Vorbildfunktion. Die Stichworte dazu sind «Sensibilisierung» und «Diversität».
Arbeitsplatz: Der Arbeitsplatz muss hindernisfrei zugänglich sein. Dabei gibt es bauliche und sensorische Barrieren und auch Hindernisse im Zugang zu elektronischen Arbeitsinstrumenten. Zu beachten sind daher nicht nur Gebäude und Einrichtungen, sondern auch Beleuchtung und Beschilderung, sowie die IT.
Personalmanagement: Menschen mit Behinderungen sollen bei Rekrutierung, Arbeitsabläufen und -inhalten nicht benachteiligt werden. Der Fokus soll auf den Kompetenzen liegen und nicht auf der Behinderung. Anonymisierte Bewerbungsverfahren, flexible Arbeitszeiten und Home-Office können helfen. Ebenso einfache Jobprofile, mit machbaren Tätigkeiten in verschiedenen Abteilungen.
Führungsstil: Die persönliche Motivation der Führungskraft ist essentiell. Um Vielfalt zu fördern, brauchen Führungspersonen Informationen zum Potential von und Umgang mit Diversität. Sie sind die Grundlage für mehr Verständnis und eine positive Einstellung.
Teamkultur: Das Team ist zentral. Die Kollegen vermitteln die Unternehmenskultur und arbeiten täglich mit den Menschen mit Behinderung zusammen. Ein Team kann zum Beispiel gemeinsam eine Lösung für eine blinde Mitarbeiterin erarbeiten.
Wissensförderung: Am besten lernt man aus Erfahrung anderer. Dafür kann das Unternehmen an Netzwerken zum Thema teilnehmen.
In diesem Jahr beginnt Compasso damit das Angebot für KMUs zu erweitern und Praxisbeispiele, sowie praxisorientierte Instrumente zum Thema inklusives Arbeitsumfeld anbieten.