Bern Center for Precision Medicine gegründet

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Die Universität Bern und die Insel Gruppe haben mit der Unterstützung des Kantons das Bern Center for Precision Medicine gegründet.

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Eine Co-Infektion mit Grippe und Corona birgt ein viel höheres Risiko. - Shutterstock

Die Präzisionsmedizin, die auf Patientinnen und Patienten «massgeschneidert» wird, gilt als Medizin der Zukunft. An der Universität Bern und am Inselspital, Universitätsspital Bern wird sie bereits heute praktiziert. Im neuen Bern Center for Precision Medicine werden Synergien genutzt und der Medizinalstandort Bern gestärkt.

Die Universität Bern und die Insel Gruppe haben mit der Unterstützung des Kantons das Bern Center for Precision Medicine (BCPM) gegründet. Dieses hat im Januar seinen Betrieb aufgenommen. Am 20. Mai wird es in Anwesenheit von Erziehungsdirektorin Christine Häsler offiziell eröffnet.

«Die Präzisionsmedizin hat zum Ziel, Patientinnen und Patienten die richtige Therapie zur richtigen Zeit zu ermöglichen; sie stellt die Medizin der Zukunft dar», sagt Mark A. Rubin, Direktor des Departement for Biomedical Research und Leiter des neu gegründeten Zentrums. Rubin verfügt über internationale Erfahrung in der Präzisionsmedizin. Er hat das Englander Institute for Precision Medicine an der Weill Cornell Medicine gegründet und war Ko-Leiter des US National Precision Medicine Program in New York, bevor er nach Bern berufen wurde.

Die Präzisionsmedizin bezieht individuelle Merkmale wie genetische Prädisposition, Umweltfaktoren oder Lebensstil von Patientinnen und Patienten in die Behandlung mit ein. So können bestehende Therapien «massgeschneidert» werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden und bei teuren Behandlungen Kosten zu sparen. Sie ermöglicht auch die Entwicklung neuer Therapien, bei denen beispielsweise das körpereigene Immunsystem im Kampf gegen Krebs mobilisiert wird. Hier stossen bisherige Therapien an Grenzen, weil sie davon ausgehen, dass die menschliche Physiologie bei allen Menschen ähnlich oder gleich funktioniert. Patientinnen und Patienten reagieren bei komplexen Krankheiten wie Krebs auf Therapieversuche aber sehr unterschiedlich – was die Präzisionsmedizin berücksichtigt.

Synergien nutzen

«Mit dem Bern Center for Precision Medicine werden die Stärken von Universität und Inselspital, die mit diversen Forschungsgruppen, Infrastrukturen und Kliniken heute schon bestehen, gebündelt und weiterentwickelt», sagt Christian Leumann, Rektor der Universität Bern. Für Daniel Candinas, Vizerektor Forschung der Universität Bern, ist das ein logischer Schritt: «Präzisionsmedizin ist Teamwork. Klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte sowie Forschende kombinieren ihre Expertise mit derjenigen von Datenanalystinnen und -analysten, und ermöglichen damit in den Kliniken die beste Diagnose und Behandlung für Patientinnen und Patienten». Die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den Kliniken und Forschungsgruppen werden zudem direkt in die Lehre fliessen, sagt Leumann: «Mit einem neuen medizinischen Curriculum werden wir die erste Generation von Ärztinnen und Ärzten auf dem Gebiet der Präzisionsmedizin ausbilden.»

Grosse Datenmenge als Basis

Das Bern Center for Precision Medicine kann für die Forschung auf einen grossen Datenschatz zurückgreifen: «Als schweizweit führende Spitalgruppe behandeln wir unzählige Krankheiten in diversen Stadien und verfügen so über eine solide Datensammlung, die uns bei klinischen Entscheiden hilft», sagt Matthias Gugger, Direktor Lehre und Forschung der Insel Gruppe. Gleichzeitig legt die Insel Gruppe grossen Wert auf Datenschutz: Mit dem Insel Data Science Center verfügt sie über eine neue Infrastruktur, die den Anforderungen an Sicherheit und Datenschutz gerecht wird. Dank der Gensequenzierung und Bioinformatik kommen immer mehr wissenschaftliche Daten hinzu, die es auszuwerten und zu nutzen gilt: «Wir wollen mit der Analyse von Daten jeden Behandlungsplan von Patientinnen und Patienten so einzigartig gestalten, wie es auch das individuelle Genmaterial ist», sagt Gugger.

Organisation als Koordinationsplattform

Das BCPM wird wegen seiner starken Vernetzung nicht als physisches Zentrum eingerichtet, sondern als Koordinationsplattform – wie das universitäre Oeschger Zentrum für Klimaforschung, das sich in dieser Form bewährt hat. «Bei einer solchen Struktur kann mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Wirkung erzielt werden», sagt Rektor Leumann. Das Center ist interdisziplinär und fakultätsübergreifend ausgerichtet und der Universitätsleitung unterstellt. Es verbindet technische Plattformen wie die Liquid Biobank des Inselspitals oder die Next Generation Sequencing Plattform der Universität mit organisatorischen Einheiten wie dem Department for Biomedical Research. Am Center werden so unterschiedliche Bereiche wie Genomik, Gesundheitsökonomie, Datenschutz und Statistik zusammengebracht. Konkrete Projekte sollen neue Therapien und Methoden entwickeln, auch in Zusammenarbeit mit externen Partnern aus der Wissenschaft und Privatwirtschaft.

Investitionen werden genutzt

«Die Präzisionsmedizin hat ein riesiges wirtschaftliches Potenzial», sagt Mark A. Rubin, Leiter des Bern Center for Precision Medicine. «Entsprechend wird international darin investiert.» Auch der Kanton Bern, die Universität und das Inselspital haben in den vergangenen Jahren in moderne Infrastruktur investiert, so in die Gensequenzierung, in Biobanken für die Aufbewahrung von biologischen Proben, in Hard- und Software für das Lernen aus grossen Datenmengen. «Jetzt geht es darum, diese Technologien so einzusetzen, dass sie für die Diagnostik und Forschung zum Tragen kommen können. Dazu braucht es neue und kosteneffiziente Methoden und Vorgehensweisen», sagt Rubin. Das Bern Center for Precision Medicine übernimmt in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen wie dem Tumorzentrum des Inselspitals diese Aufgabe. «Bei all diesen Initiativen geht es darum, den Medizinalstandort Bern in die Zukunft zu führen», sagt Daniel Candinas, Vizerektor Forschung der Universität Bern. «Auch die Berner Wirtschaft wird von einem starken Gesundheitsstandort und von der Präzisionsmedizin profitieren».

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