Beschuldigter Skifahrer will nicht allein schuld sein an Kollision
Der junge Skifahrer, der seit Freitagmorgen wegen einer heftigen Kollision mit einem Mädchen vor Gericht steht, sieht sich nicht allein in der Schuld an diesem Unfall.
Am Prozess in Thun sagte er: «Von mir aus gesehen sind beide schuld».
Der 21-jährige Oberländer sagte weiter, bei der Einmündung der schwarzen Direttissima-Piste im Skigebiet Mürren in die blaue Engital-Piste sei auf einmal einfach dieses Kind da gewesen. «Im letzten Moment sah ich sie». Er sei «zügig» die schwarze Piste hinuntergefahren.
Dieses Kind: Bei ihm handelt es sich um ein 7-jähriges Mädchen aus der Westschweiz. Es erlitt durch den Zusammenprall mit dem Beschuldigten eine Gehirnerschütterung und eine Verrenkung der Halswirbelsäule ohne Knochenverletzung und ohne Ausfälle der Nervenfunktionen.
Heute geht es ihm wieder gut, doch litt es nach dem Unfall unter Nackenschmerzen, Kopfweh und Schlafstörungen, wie die Mutter vor Gericht berichtete.
Auch zwei Kollegen des Beschuldigten befragte die Thuner Einzelrichterin am Prozess. Auch sie sagten, man sei zügig die schwarze Piste in der Nähe der Bergbahnstation Birg hinuntergefahren. Einer fügte an: «aber anständig».
Einen solchen Zusammenstoss könne es eben geben, wenn jemand auf der Piste plötzlich einen Schlenker mache, sagte der eine Kollege des Beschuldigten. Der andere sprach von einem «Theater» nach dem Unfall. Gemeint sei damit, dass sich die drei Kollegen angegriffen gefühlt hätten. Dabei seien doch bei einem Skiunfall immer zwei Personen beteiligt.
Geschockte Familie
Von einem «sehr traumatisierenden Moment für die ganze Familie» sprach die Mutter des verunfallten Mädchens. Sie habe geglaubt, ihr Kind sei tot, sagte die Frau teilweise unter Tränen vor Gericht. Der Beschuldigte sei gekommen wie «eine Maschine», «extrem schnell».
Ihre Tochter habe dem Beschuldigten keineswegs den Weg abgeschnitten. Dieser sei ins Mädchen reingefahren. Die Frau erwähnte den Fall des kürzlich auf einer Lenker Skipiste bei einem Zusammenprall getöteten Mädchens und sagte: «Braucht es mehr Kinder wie an der Lenk, damit solche Leute bestraft werden?»
Der Beschuldigte war im vergangenen August per Strafbefehl zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse verurteilt worden. Dies wegen fahrlässiger einfacher Körperverletzung. Weil er dagegen Einspruch erhob, kam es zur Gerichtsverhandlung.
«Das kommt nicht gut»
Befragt wurde auch ein Ehepaar, das am Rand der schwarzen Piste angehalten hatte und den Zusammenprall mitbekam. Beide sagten, der Beschuldigte sei mit zu hohem Tempo gefahren. «Das kommt nicht gut», sagte sich der Mann.
Das Mädchen sei vom Aufprall fortgespickt worden. Auf der Unfallstelle habe der Beschuldigte gesagt, er sei schuld, so der Zeuge des Unfalls.
Die Thuner Einzelrichterin will das Urteil in diesem Prozess am späteren Nachmittag bekanntgeben.