Hilfe, meine Freundinnen haben jetzt Kinder!

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Bern,

Kaum noch Zeit und Schlaf: Kinder stellen alles auf den Kopf. Auch enge Freundschaften. Wie bleiben junge Eltern und Kinderlose trotzdem verbunden?

Frau mit zwei Kindern.
Durch das Elternsein verändern sich Interessen und Themen. Da bekommen Kinderlose nicht mehr die volle Aufmerksamkeit. Und die vermissen dann die emotionale Nähe, die sie aus der Freundschaft gewohnt waren. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Frischgebackene Eltern haben meist nur für eines Zeit: ihren Familiennachwuchs.
  • Freunde sollte dann am besten eins tun: Verständnis zeigen, und am besten auch Interesse.
  • Für enge Freundschaften kann es auch eine Chance sein, an der Situation zu wachsen.

Wenn sich unser Leben ändert, wandeln sich auch Freundschaften. Besonders drastisch wird die Veränderung, wenn Kinder dazukommen.

Für Kinderlose und junge Eltern heisst das, sich aufeinander einzustellen und Verständnis aufzubringen, um die Freundschaft zu erhalten.

Als frischgebackene Mutter sei man plötzlich rund um die Uhr fixiert auf ein anderes kleines Menschlein, so die Psychologin und Buchautorin Felicitas Heyne. Da bleibe nicht einmal Zeit für sich selbst.

Wie also für eine Freundin oder einen Freund?

Kinderwagen Bay Frau Freundin Mutter
Seit die Freundin Mutter ist, fühlt sich ihre kinderlose Vertraute wie das fünfte Rad am (Kinder-)Wagen. - Silvia Marks/dpa-tmn

Dass das so ist, stosse vor allem dem kinderlosen Part auf, sagt Horst Heidbrink. Er beschäftigte sich als Psychologe viele Jahrzehnte lang mit dem Thema Freundschaft.

Seine Erkenntnis: «Die frischgebackenen Eltern verlieren Freundschaften ein Stück weit aus den Augen, weil sie so mit dem Kind beschäftigt sind.» Den Kinderlosen fehlt dann die emotionale Nähe, die sie aus der Freundschaft gewohnt waren.

Unmut ist nicht hilfreich

Aber: «Es ist normal, dass sich das Leben ändert, dass sich andere Schwerpunkte ergeben, dass die enge Freundschaft endet», sagt Wolfgang Krüger, Diplom-Psychologe und Buchautor. Würde man hier mit Unmut reagieren, sei das eher belastend.

«Wir müssen akzeptieren, dass wir als Freunde mitunter an die zweite Stelle rücken und dass sich im Leben nicht alles um uns dreht.»

Handelt es sich um eine enge Freundschaft, müsse man sich manchmal in die Lage des anderen hineinversetzen, rät Felicitas Heyne.

Und immerhin gebe es Möglichkeiten, vor allem enge Freundschaften weiterzupflegen. Nur vielleicht zeitlich nicht mehr ganz so intensiv.

Freunde am Familienleben teilhaben lassen

Wolfgang Krüger rät frischgebackenen Eltern, mit dem eigenen Partner Vereinbarungen zu treffen, damit man sich «mindestens alle 14 Tage einmal zurückziehen kann», um beispielsweise in Ruhe zu telefonieren oder sich mit anderen Menschen zu treffen.

Ansonsten gelte: «Man muss die Beziehung mit Freunden an die neuen Gegebenheiten anpassen und beispielsweise die Freundin zu sich einladen, damit sie an dem Familienleben teilhat.»

Freundinnen Smartphone Fotos Lachen
Auch wenn die kinderlosen Freundinnen nicht so euphorisch über die 72 neuen putzigen Fotos vom Baby sind, sollten sie Interesse am Leben der frischgebackenen Mama zeigen. Nur so lässt sich die Freundschaft in die nächste Lebensphase retten. - Christin Klose/dpa-tmn

Gut sei es laut Felicitas Heyne auch, Verständnis für die Situation der kinderlosen Freundin oder des kinderlosen Freundes zu signalisieren.

Dafür könne man Sätze wählen wie: «Ich kann mir vorstellen, dass das für dich gerade alles nicht so prickelnd ist, aber er oder sie wird grösser und es wird auch wieder anders.»

Oder: «Ich kann mich dir gerade nicht so zuwenden, wie ich gern würde. Aber schliess bitte nicht daraus, dass du mir nicht wichtig bist.»

Das Zauberwort heisst Interesse

Kinderlose sollten aber nicht auf eine Freundschaft beharren, die es gab, bevor sich das Leben komplett verändert hat, da sind sich die befragten Psychologen sicher.

«Gute Freundschaften zeichnet aus, dass es ein Verständnis für solche Situationen gibt», so Heyne. Man könne aber schon sagen, was man vermisse und seine Bedürfnisse formulieren. «Ich würde mir wünschen, dass ...» sei ein Satz, den man immer sagen dürfe.

Damit die Freundschaft trotz grosser Veränderungen überlebt, sei aber auch eine grosse Anpassungsbereitschaft notwendig, so Krüger. «Und die kinderlose Freundin muss wissen, wie anstrengend und kräftezehrend gelegentlich das Leben der Freundin ist.»

Eines der Zauberworte für den Psychologen Krüger: Interesse. «An den Kindern, an Erziehungsproblemen, generell am Leben des anderen.»

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