Minimalistisch leben mit Kindern: geht das?

Laura Martin
Laura Martin

Bern,

Minimalismus kann viele Vorteile mit sich bringen. Auch oder gerade als Familie. Aber ist das überhaupt möglich, mit Kindern so zu leben? Wir haben Tipps.

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Kinder brauchen oft viel weniger Spielzeug als sie haben. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Minimalismus bedeutet: den Fokus weg vom Materiellen hin zum Wesentlichen.
  • Die Einstellung ist auch eine klare Entscheidung für ein bewussteres Leben.
  • Struktur und Klarheit können zu einem ruhigeren Miteinander beitragen.

Kinder bringen Wärme, Freude – und viel Unordnung ins Haus. Zumindest sehen das mit Sicherheit viele Eltern so. Es gibt jedoch einen Trend, der Familien beim Thema Chaos Erleichterung verspricht: der Minimalismus.

Hat sich diese Einstellung bereits bei einigen Erwachsenen durchgesetzt, entdecken auch mehr Familien diese Bewegung für sich. Doch was bedeutet das, minimalistisch mit Kindern zu leben?

Eine kleine Anleitung:

1. Minimalismus verstehen

Was bedeutet Minimalismus überhaupt? Den meisten fällt dazu wahrscheinlich ein: Da geht es doch darum, möglichst auf materielle Dinge zu verzichten.

Stimmt, auch. Tatsächlich hat diese Einstellung hauptsächlich im Sinn, ein bewussteres Leben zu führen. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Übertragen lässt sie sich auf verschiedene Bereiche des Lebens: Vom Haushalt über Erziehung bis hin zum Umgang mit Spielzeug. Letztlich dreht sich vieles darum, weniger Stress und mehr Freiheit zu haben.

2. Minimalistische Umgebung schaffen

Ein wesentlicher Punkt beim Minimalismus ist es, Ordnung für mehr Klarheit zu schaffen. Daher spielt ein aufgeräumter Wohnraum eine grosse Rolle.

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Eine geordnete, übersichtliche Umgebung bringt Ruhe. - Pexels

Dazu gehört das Ausmisten. Was brauchen Sie wirklich in Ihrem Leben? Welche Gegenstände fliegen nutzlos herum, schon seit Jahren?

Tipp: Gehen Sie hier Schritt für Schritt vor, Raum für Raum. Oder kategorisch, indem Sie sich zum Beispiel erst auf Kleidung konzentrieren. So können Sie sich nach und nach vorarbeiten.

Beim Aussortieren lernen auch Kinder, sich auf das Wesentliche zu fokussieren. Und alles, was bleibt, bekommt seinen Platz. So wird es einfacher, den Überblick zu behalten und Ordnung zu wahren.

Vorteil auch: Ihr Zuhause wird übersichtlicher und Ihre Familie fühlt sich wohler.

3. Bewusster Umgang mit Spielzeug

Bei Kindern dreht sich viel um Spielsachen. Wenn wir ehrlich sind, besitzen sie davon oft mehr als genug. Und als sie tatsächlich nutzen.

Familien, die minimalistisch leben wollen, sollten darauf achten, ihre Kinder nicht mit zu vielen Spielsachen zu überfordern. Wählen Sie daher am besten schon von Anfang an sinnvoll aus. Anstatt ständig neuen Kram zu kaufen, konzentrieren Sie sich besser auf qualitativ hochwertige oder nachhaltige Produkte.

Natürlich spielt hier auch das Alter des Kindes eine wichtige Rolle: Jüngere Kinder brauchen oft weniger Spielzeug. Ältere Kinder sind da meist anspruchsvoller, weil sich Vorlieben für bestimmte Themen oder Hobbys entwickelt haben.

Leben Sie minimalistisch?

Eine gute Möglichkeit, um die Menge an Spielzeug im Haushalt zu reduzieren: die Spielzeugrotation!

Packen Sie in regelmässigen Abständen ein paar Sachen weg und tauschen Sie diese nach einer Weile mit anderen aus. So bleibt das Interesse der Kinder erhalten.

4. Minimalistische Erziehung

Manche Eltern glauben, sie tun ihren Kindern mit zig (ausserschulischen) Aktivitäten etwas Gutes: Sportverein, Musikschule – und danach noch auf den Spielplatz zur Verabredung. Tatsächlich kann das aber auch zu Stress führen.

Minimalismus im Leben mit Kindern bedeutet auch, eine bewusste Haltung bei der Erziehung einzunehmen. Ist genug Freiraum für Kreativität da? Hat das Kind Möglichkeit für einen Rückzug, wo es nicht mitten im Geschehen ist? Darf es in gewissen Bereichen Selbstbestimmung leben?

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Wer sich aufs Wesentliche konzentriert, hat auch mehr Zeit fürs Kind. - Pexels

Achten Sie darauf, nur solche Aktivitäten auszuwählen, die den Interessen und Bedürfnissen Ihres Kindes entsprechen. Und lassen Sie genug Zeit für freies Spiel und Erholung.

Einfache, effektive Rituale für mehr Struktur im Familienalltag können auch helfen. Das fängt an bei festen gemeinsamen Mahlzeiten, Schlafenszeiten oder beim wöchentlichen Spieleabend.

Solche Routinen schaffen einen Rahmen, in dem Kinder sich entfalten können – und der ihnen Sicherheit gibt.

5. Nachhaltigkeit fördern

Nachhaltiges Leben ist ein grosses Thema beim Minimalismus. Hierzu können Sie Ihren Kindern Werte wie Umweltschutz und soziale Verantwortung vermitteln. Das fängt zum Beispiel bei der Mülltrennung an.

Eine Möglichkeit ist auch, sich vor einem Kauf zu fragen: Ist das wirklich nicht notwendig? Können wir uns beispielsweise ein Spielzeug der Nachbarn leihen anstatt es neu zu kaufen?

Grundsätzlich bedeutet ein minimalistisches Leben mit Kindern, immer das Wesentliche im Blick zu haben. Gut möglich, dass die Umsetzung zunächst etwas Zeit braucht. Ist man erst einmal im Flow, kann es aber sehr gut sein, dass der Stress im Alltag um einiges nachlässt.

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Kommentare

Marika

Wie immer gibt es viele, die alles auf die Spitze treiben. Das, was Sie beschreiben, ist kein Minimalismus, sondern Quälerei. Entsetzlich. Man muss ja nicht haufenweise Backformen (zB) kaufen, von denen welche ungenutzt in der Schublade verstauben.

User #6284 (nicht angemeldet)

Kenne Familien die bewusst im Minimalismus leben und überaus stoltz darauf sind, weil grosse Ordnung herrscht, weil wirklich wenige Sachen zur Verfügung stehen. Diese Leute und auch deren Kinder sind digital sehr versiert......in der Virtuellen Welt kann man ja alles, ohne irgendwelche Materialien zu gebrauchen....ob diese Haltung wirklich besser ist, sei dahingestellt.... Das Mädchen interessiert sich fürs Backen und schaut sich ständig Rezepte und Bilder von tollen Torten im Internet an. Sie kann aber nicht backen, weil sie keine Backformen haben ( weil dass in ihren Augen unnötiger Luxus ist ). Diesen Kindern fehlt es eindeutig an Materialien mit denen sie ihre Kreativität ausleben können. Kinder brauchen Materialien ( das muss nicht Spielzeug sein) die sie anfassen und mit denen sie experimentieren können..... Es ist ein anderes Erlbnis für ein Kind wenn es mit echten Farben malen kann , als einfach auf seinem Tablett. Bei vielen Minimalisten sehe ich diese Verschiebung auf die virtuelle Welt und das finde ich nicht gut.

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