Kindererziehung: Wie man es besser als die eigenen Eltern macht
Wer eine eigene Familie gründet, steht mitunter vor der Frage: Was möchte ich besser machen als meine Eltern? Worauf Sie dabei achten sollten…
Das Wichtigste in Kürze
- Wer den Erziehungsstil seiner Eltern nicht wiederholen möchte, hat oft gute Gründe.
- Diese gilt es zu erörtern: Was genau möchte ich besser machen als meine Eltern?
- Die Antwort auf diese Frage hilft, den eigenen Weg in der Kindererziehung zu finden.
Erziehung ist auch eine persönliche Reise. Sie hat immer etwas mit unseren eigenen Erfahrungen zu tun. Gerade beim ersten Kind nehmen sich viele werdende Mütter und Väter vor: «Ich möchte alles gaaanz anders machen als meine Eltern!»
Das klingt vor allem dann nachvollziehbar, wenn man eigene Kindheitserlebnisse in schlechter Erinnerung hat. Möglicherweise ist das der Fall bei jemandem, der unter einem autoritären Erziehungsstil gross geworden ist. Bei Ungehorsam wurden dann vielleicht Strafen wie Fernsehverbot oder Hausarrest verhängt. Oder im schlimmeren Fall: Es kam zu Gewaltanwendungen wie Schläge auf das Gesäss oder mal eine Ohrfeige.
Allein das Wort Ungehorsam hat bei vielen Eltern mittlerweile einen negativen Beigeschmack. Letztlich bedeutet es: Das Kind will nicht so wie ich will. Und ein solches Verhalten gesteht man seinem Nachwuchs heute viel mehr zu als früher.
Inzwischen ist es oft üblich, Kinder auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden auf Augenhöhe zu begleiten. Da sich die Zeiten – und damit die Erziehungsstile – geändert haben, bedeutet das manchmal im Umkehrschluss eben auch: Ich möchte es anders als meine Eltern machen.
Doch was genau heisst das denn für einen selbst? Ein paar Anregungen.
Selbstreflexion: Was war nicht gut in meiner Kindheit?
Zunächst einmal bedeutet es, sich mit den Aspekten auseinanderzusetzen, die Ihnen an Ihrer Kindheit nicht gefallen haben. Wo finden Sie rückblickend, dass Ihre Eltern übers Ziel hinausgeschossen sind? Waren sie zu hart oder zu streng?
Oder vielleicht das Gegenteil? Es gibt Menschen, die sagen, dass ihre Eltern ihnen viel zu viel haben durchgehen lassen. Im Nachhinein interpretieren das manche auch als fehlendes Interesse an ihrem Leben. Oder sie hätten gewünscht, jemand hätte ihnen mehr Leitplanken und Orientierung gegeben.
In jedem Fall sollten Sie sich die Zeit nehmen zu reflektieren: Welche Situationen haben Sie als Kind als besonders schmerzhaft empfunden? Das hilft Ihnen dabei festzuhalten, was genau Sie nicht an Ihren Nachwuchs weitergeben möchten.
Den eigenen Weg finden
Es klingt wie ein neunmalkluger Spruch der eigenen Eltern: In der Theorie ist vieles einfacher als in der Praxis. Ja, es ist ehrenwert, doofe Erziehungsmethoden ad acta legen zu wollen.
Doch spätestens dann, wenn man das erste Mal dem Kind gegenüber laut wird, muss man sich eingestehen: Das habe ich mir leichter vorgestellt. Und: Ja, auch ich mache Fehler. Wie meine Eltern.
Das Gute ist, dass wir mittlerweile ein anderes Bewusstsein dafür haben. Eltern dürfen Fehler machen. Davon ist ohnehin niemand frei.
Es geht darum, sich das auch einzugestehen. Und vielleicht auch seinem Kind. Denn wir alle lernen aus Erfahrung.
Offener Austausch und Flexibilität
Von solch einem ehrlichen Umgang miteinander profitieren Kinder genauso wie Erwachsene. Zumal sich Kinder da viel von den Grossen abschauen.
Sprechen Sie offen mit Ihrem Nachwuchs. Gehen Sie darauf ein, wenn Sie bei einer Sache vielleicht nicht so reagiert haben, wie sie das eigentlich wollten. Ihr Kind merkt dadurch, dass Fehler zum Leben dazugehören. Vor allem dann, wenn man es besser machen möchte.
Auch bei Erziehungsmethoden gilt: Nichts ist in Stein gemeisselt. Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie mit einer Vorgehensweise besser klarkommen als mit einer anderen. Das ist völlig in Ordnung. Bleiben Sie flexibel, probieren Sie aus, womit Sie gemeinsam am besten fahren.
Gerade Eltern mit mehreren Kindern werden ohnehin merken: Was bei dem einen Kind funktioniert hat, funktioniert für das andere vielleicht gar nicht.
Auf Augenhöhe – mit Grenzen und Regeln
Wenn man sich vornimmt, es besser als die Eltern machen zu wollen, geht es meist auch darum: Man möchte in der Familie ein gleichberechtigteres Miteinander.
Dem Kind heutzutage mehr auf Augenhöhe zu begegnen, bedeutet übrigens nicht, sich von ihm auf der Nase herumtanzen zu lassen. Angesehene Erziehungsratgeber betonen immer wieder, wie essenziell Grenzen und Regeln für Kinder sind. Auch, um ihnen Sicherheit zu geben.
Das war den eigenen Eltern früher wahrscheinlich genauso wichtig. Nur war es eben eine andere Zeit. Und damit auch der Umgang ein anderer. Wenn man daran schraubt, dann klappt es bestimmt auch mit dem Vorsatz, es bei den eigenen Kindern «besser» zu machen.