Schattenkinder: Was ihr Leben so schwer macht
Im Schatten von Krankheit und Strapazen wachsen Menschen heran, die oft unbeachtet bleiben: die Schattenkinder. Was ihr Leben schwer macht und was sie brauchen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der metaphorische Begriff «Schattenkinder» steht für bestimmte Kinder in einer Familie.
- Der Fokus in der Familie liegt auf einem kranken oder anderweitig gehandicapten Kind.
- Die Schattenkinder laufen mit und werden bezüglich ihrer Bedürfnisse vernachlässigt.
Ein krankes Kind in der Familie, das bedeutet Sorge, Bürde, Arbeit. Kinder, die im Schatten ihrer kranken Geschwister aufwachsen, tragen oft stille Lasten. Die elterliche Aufmerksamkeit und ihre Ressourcen sind grösstenteils auf das beeinträchtigte Familienmitglied gerichtet.
Schattenkinder leben im Hintergrund und stehen oft vor einsamen Belastungen. Die gehen weit über die allgemeinen Herausforderungen einer typischen Kindheit hinaus. Betroffen sein können viele Bereiche, emotional etwa, sozial, aber auch schulisch.
Emotionale Belastungen
Vielleicht werden Schattenkinder nicht in alles eingeweiht, was die Krankheit ihres Bruders oder ihrer Schwester angeht. Dennoch erleben sie die Auswirkungen permanent mit.
Da sind einmal die Sorgen, die sie sich selbst machen. Um den Patienten. Um die Eltern, die so müde und fertig sind.
Oder möglicherweise müssen sie sich auch selbst um das kranke Geschwister kümmern? Ein enormer Druck für ein Kind.
All das zusammen oder auch nur einzelne Aspekte können Überforderung und Angst hervorrufen. Fast permanent erleben Schattenkinder eine emotionale Achterbahnfahrt – und sind dabei meist auf sich alleine gestellt.
Soziale Isolation und fehlende Aufmerksamkeit
Ein schwer oder chronisch krankes Kind braucht viel Aufmerksamkeit. Vielleicht muss es häufig ins Krankenhaus. Vielleicht müssen Mama oder Papa oft an seiner Seite sein.
Im Umkehrschluss kann das bedeuten, dass wichtige Ereignisse oder Erlebnisse für das Schattenkind zu kurz kommen. Ein sorgenfreier Ausflug am Sonntagnachmittag in den Zoo, zum Beispiel. Das kann dazu führen, dass das Schattenkind das Gefühl hat, oft etwas zu verpassen, sich dadurch isoliert fühlt.
Dazu kommt, dass Eltern ohnehin dazu neigen, ihre Hauptaufmerksamkeit eher dem kranken Kind zu widmen. Das kann Empfindungen von Unsichtbarkeit und Vernachlässigung bei Schattenkindern zusätzlich verstärken.
Bildungsherausforderungen und Zeitmangel
Auch Schwierigkeiten in der Schule sind bei Schattenkindern im Kontext mit der speziellen Situation gut möglich. Vielleicht ist die Zeit knapp, oder es fehlt aufgrund der Umstände an Motivation für schulische Aufgaben und Aktivitäten.
Eventuell bräuchten sie mehr Unterstützung seitens der Eltern, um in die Gänge zu kommen. Die Folge ist jedenfalls: Sie bleiben auch hier auf der Strecke.
Identitätsfindung und Selbstwertgefühl
Schattenkinder können Schwierigkeiten haben, ihre eigene Identität zu entwickeln. Ein niedriges Selbstwertgefühl und das Empfinden, im Hintergrund zu leben, können langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Umso wichtiger ist es, sie gezielt zu stärken und individuell zu unterstützen.
Als Aussenstehender kann man vielleicht die Eltern behutsam ansprechen, um Änderungen in die Wege zu leiten? Eltern sind gefragt, sich gezielt Hilfe zu holen – wenn oder sobald ihnen die Sachlage bewusst ist.
Das ist nichts, wofür man sich schämen muss. Aber angesichts der Umstände und vor allem zum Wohle der Schattenkinder essenziell.