So erklären Eltern den Geschwistern unterschiedliche Regeln
«Die dürfen das aber auch!!!» In Familien mit mehr als einem Kind läuft dieser Satz in Dauerschleife. Wie finden Eltern einen guten Kompromiss?
Das Wichtigste in Kürze
- Für unterschiedlich alte Kinder gelten unterschiedliche Verhaltensregeln.
- Das ist vor allem bei Geschwistern ein Dauerthema – und oft mit Streitpotenzial.
- Eltern sollten sich klar werden, dass man es nicht allen recht machen kann.
- Wichtig ist die Absprache der Eltern miteinander und am besten Gleiches mit den Kindern.
Wer was wann darf, ist zwischen Geschwistern ein Dauerthema. Die Kleinen sind frustriert, weil sie in der Regel weniger Freiheiten haben als die Grossen.
Denen geht es dafür auf den Keks, wenn sie den Jüngeren zuliebe Abstriche machen oder Kompromisse eingehen müssen. Wie können Eltern dieses Dilemma regeln?
Als Erstes können sie sich von der Vorstellung verabschieden, es allen recht zu machen. Streit gehört zur Geschwisterbeziehung essenziell dazu und wird sich nicht wegzaubern lassen.
«Eltern sollten vor allem von Situation zu Situation schauen, was passt, und das grössere Kind so gut es geht in die Verhandlungen einbeziehen», rät die Sozialpädagogin Dana Mundt.
Aus ihren Beratungsgesprächen schätzt sie ein, dass es hilfreich ist, wenn sich die Eltern vorab gemeinsam austauschen: Welche Regeln machen in unserer Familie Sinn und bei welchen ist es praktisch nicht trennbar?
Dann können sie an einem Strang ziehen, etwa wenn es um das Zubettgehen für alle geht.
Wichtige Regeln gelten für alle
Bei den wichtigsten Regeln sollten Eltern auf Gleichbehandlung achten: Zähne putzen, alle essen zusammen, wer früher fertig ist, muss erst fragen, bevor er aufstehen darf. «Das gilt zumindest dann, wenn das jüngere Geschwisterkind nicht mehr im Kleinkindalter ist.»
Begleitend dazu können sich Eltern überlegen: Was kann ein Ausgleich sein, was darf das ältere Kind mehr, länger, zusätzlich machen oder haben?
Den Frust des Jüngsten sollten Eltern auffangen, indem sie kurz und kindgerecht erklären, dass der grosse Bruder oder die Schwester früher auch nicht alles konnten und durften.
Beim Medienkonsum an Unterschieden festhalten
Vor allem beim Medienkonsum ist es laut Dana Mundt sinnvoll, unterschiedliche Massstäbe anzulegen: Was die Inhalte beim gemeinsamen Fernsehen angeht, orientiert man sich am besten am jüngeren Kind.
Dafür bekommt das ältere Geschwisterkind vielleicht insgesamt mehr Medienzeit und guckt dann auch mal etwas, was schon für sein Alter geeignet ist.
Nerven sparen können sich Eltern bei Punkten, die praktisch nicht trennbar sind – Stichwort Süssigkeiten.
Wer beim ersten Kind lange die «Kein Zucker»-Fahne hochhalten konnte, wird das beim zweiten oder dritten Kind schwieriger hinbekommen.
«Das kleinere Kind orientiert sich nun mal nicht nur an den Eltern, sondern auch den anderen Geschwistern.»
Dem jüngeren Geschwisterkind könne kurz und kindgerecht erklärt werden, dass das ältere anfangs auch nicht alles durfte und auch erst so und so gross sein musste – wie beim Karussell fahren, wo man meist auch erst ein gewisses Alter oder eine gewisse Grösse braucht.
Exklusive Aufmerksamkeit oder Zeit aufteilen
Sind die Geschwisterkinder älter, könne man sich dann regelmässig an einen Tisch setzen und gemeinsam besprechen, welche Regeln jedem wichtig sind und schauen, was möglich ist.
Für Dana Mundt ist auch Ausgewogenheit sehr wichtig: «Kindern tut es gut, wenn zum Beispiel das ältere Kind etwas darf, wie mit Papa oder Mama erstmals ins Kino oder zum Tauchkurs zu gehen, währenddessen das jüngere exklusiv Zeit mit dem anderen Elternteil bekommt.»
Das könne ein altersgerechtes Highlight sein, wie «Heute bist du ein Mittagskind», oder «Wir gehen ins Puppentheater» oder «Wir gehen zum Kindertanz».