Wenn postpartale Depression die Freude übers Baby trübt
Nach der Geburt erwarten alle eine freudige Mama. Und dann ist da nur Traurigkeit ... Dieses Paradox erschwert es, postpartale Depressionen zu thematisieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die postpartale Depression tritt nach der Geburt eines Kindes auf.
- Starke Stimmungsschwankungen, Erschöpfung und Gefühle der Hoffnungslosigkeit sind typisch.
- Auch die Partnerschaft und die Bindung zum Neugeborenen können betroffen sein.
Ja, die Geburt war kräftezehrend. Und, ja, der erste Schlafmangel macht sich bemerkbar. Dann diese Umstellung – jetzt ein Kind im Haus, schon anstrengend, klar.
Und doch geht das gängige Bild so: Die Zeit nach der Geburt eines Kindes sollte von Freude, Liebe und Glück geprägt sein. Doch für Mütter mit postpartaler Depression klingen solche Ansichten wie Hohn. Da ist es nur verständlich, dass das Thema heute immer noch gerne umschifft wird.
Dabei ist es so wichtig, über diese getrübte Freude nach der Geburt zu sprechen. Damit Betroffene sich von Schuldgefühlen freimachen und sich Hilfe holen. Wir werfen einen Blick auf die Symptome und darauf, welche Massnahmen etwas bringen.
Statistik und Symptome
Laut Bundesamt für Statistik kamen im Jahr 2022 82'045 Kinder in der Schweiz zur Welt. Rund 12'500 Frauen pro Jahr – etwa 15 Prozent – schlittern infolge dieses Ereignisses in eine Krise. Sie haben mit postpartaler Depression zu kämpfen.
Auch die Väter sind davor nicht gefeit. Immerhin zehn Prozent sind von der auch als «Wochenbettdepression» bekannten psychischen Erkrankung betroffen.
Die postpartale Depression ist mehr als nur der berühmte «Baby Blues», was ja schon fast niedlich klingt. Zu den Symptomen gehören tiefe Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, extreme Erschöpfung, Schlafstörungen und das Gefühl der Überforderung. Weitere Hinweise auf eine postpartale Stimmungsstörung können sein: Schuldgefühle, Unruhe und der Verlust des Interesses an Aktivitäten, die zuvor Freude bereitet haben.
Handeln ist die Hauptsache
Als Ursachen kommen, je nach Fall, verschiedene Faktoren infrage, von der Hormonumstellung über genetische Anfälligkeit bis hin zu sozialen Stressfaktoren. Ganz wichtig, um dagegen anzugehen, ist eine frühzeitige Erkennung. Angehörige, Freunde und medizinisches Personal sollten sensibilisiert sein und auf entsprechende Anzeichen achten. Unterstützung in Form von Verständnis, Zuwendung und Hilfe bei täglichen Aufgaben ist essenziell.
Doch letztlich geht es darum, sich professionelle Hilfe zu suchen. Und zwar ohne Scham- und Schuldgefühle. Eben deshalb ist es so bedeutsam, über dieses Thema zu reden – damit es enttabuisiert wird. Nur so entkommt man dem Teufelskreis.
Je nach Diagnose können Psychotherapie, Beratung und medikamentöse Behandlungen wirksame Wege sein, um die Erkrankung zu bewältigen.
Beachtung schenken – auch sich selbst
Selbstfürsorge ist ein Knackpunkt. Es ist verständlich, dass sich viel um den neuen Erdankömmling dreht. Und doch: Mütter sollten sich erlauben, Pausen zu nehmen, ausreichend zu schlafen und sich um ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Dann bleiben andere Sachen eben erstmal liegen – oder jemand anderes nimmt sie in die Hand.
Bei aller Alltagsumstellung ist ausserdem fundamental, sein altes Leben nicht komplett ad acta zu legen. Es tut einfach gut, mal aus dem Trott herauszukommen und Freunde zu treffen, und sei es nur für zwei Stunden.
Zumal man hier auch seinen Gefühlen freien Lauf, Dampf (ab)lassen kann. Und gerade das soziale Netzwerk ist – neben der professionellen Behandlung – ein wichtiger Aspekt, um postpartale Depression zu bekämpfen.