Die 5. Staffel BoJack Horseman auf Netflix lohnt sich
Das Wichtigste in Kürze
- BoJack Horseman überzeugt weiter mit tiefgründigen Themen und beissendem Witz.
- In der 5. Staffel werden Alkoholismus, Depression, Adoption und Identität thematisiert.
- Dabei versteigt sich die Serie nie in Klischees oder wird lächerlich.
BoJack Horseman ist zurück! Die lange erwartete Staffel 5 der Erfolgsserie von Netflix erschien vor einer Woche und begeisterte Zuschauer und Kritiker auf der ganzen Welt. Wie man sich das von BoJack Horseman gewohnt ist, behandelt die Handlung den Hollywoo-Alltag (kein Tippfehler!) des gefallenen Sitcomstars auf dem Weg zurück nach oben.
Der Alkoholismus der namensgebenden Hauptfigur (gesprochen von Will Arnett, «Lego Batman», «Arrested Development») wird dabei ebenso thematisiert wie ihre Medikamentensucht, ihren Realitätsverlust und die Unfähigkeit, die eigene traumatische Kindheit zu überwinden und sich selber die eigenen Fehler zu verzeihen. Dazu: #Metoo.
Virtuos schaffen es die Serienmacher, der Qualität früherer Staffeln treubleibend, vor diesem tristen Hintergrund ihre humoristische Ader spielen zu lassen. Ausserdem begehen sie den Fehler nicht, angesichts der dunklen Thematiken pathetisch zu werden. Dafür ist der Ton viel zu zynisch.
Die Geschichte
Nach dem unerwarteten Erfolg seines Films, beschafft BoJacks Agentin Princess Carolyn (Amy Sedaris, «Strangers with Candy») ihrem Schützling eine Rolle in einer Serie namens «Philbert». Diese ist, so stellt BoJack zu seinem Missfallen fest, sehr stark an seine eigene Biographie angelehnt.
Eine Tatsache, die nur noch zunimmt, als Diane Nguyen (Alison Brie, «Mad Men», «Community», «GLOW») als Autorin anheuert und ihre eigenen Probleme mit BoJack ins Drehbuch einfliessen lässt. Dieser hat derweil natürlich nichts Besseres zu tun, als einen Serien-Co-Star zu daten. Und zu allem Überfluss wird BoJack von etwas Schlimmem verfolgt, das er einst getan hat.
Die Figuren
Der harte Kern der BoJack-Saga ist weiterhin dabei: neben BoJack selber, Diane Nguyen und Princess Carolyn sind auch Publikumslieblinge Mr. Peanutbutter (Paul F. Tompkins, «Best Week Ever», «There Will Be Blood») und Todd Chavez (Aaron Paul, «Breaking Bad», «Need for Speed») wieder mit von der Partie.
Eine Stärke der Serie waren schon immer die Nebencharaktere. Das ändert sich auch in Staffel 5 nicht. Die Nebenhandlungen ergänzen die Hauptgeschichte überzeugend und werden wunderbar mit ihr verwoben: Todds Abenteuer als Executive in einer Uhrenfirma, Princess Carolyns Odyssee bei der Adoption eines Kindes, Dianes Identitätskrise nach der Scheidung von Mr. Peanutbutter.
Der beste Moment
Todd Chavez versucht, mit seiner Asexualität zurechtzukommen. Um seine Freundin, die aus einer über-sexualisierten Familie stammt, glücklich zu machen, baut er einen Sex-Roboter, der mit Dildos herumfuchtelt und per Zufallsprinzip anzügliche Sprüche zum Besten gibt.
Über Umwege wird der Roboter zum CEO der Firma, bei der Todd arbeitet. Das kann natürlich nicht lange gutgehen. Bald häufen sich die Klagen über den sogenannten Manager. Eine überraschend lustige, aber niemals lächerliche, Verarbeitung der #Metoo-Debatte, wie sie eben nur BoJack Horseman hinbringt.
Sehenswert, weil...
Die 5. Staffel BoJack hat Binge-Watch-Potential par excellence. An einem Zeitpunkt angelangt, wo die Qualität vieler Serien abzunehmen beginnt, tischt uns das Team um Raphael Bob-Waksberg erneut ein Stück brillantes Fernsehen auf. Wer die psychologisch tiefgehende Dramedy um das anthropomorphe Pferd in Hollywoo (sic!) noch nicht gesehen hat: jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, anzufangen.
Die Tage werden kürzer, das Wetter regnerischer: Die passende Untermalung zum Ausflug in BoJacks seelische Abgründe. Und wenn man gerne drinbleibt, hat man auch die Zeit, fünf Staffeln in einem Zug durchzuschauen. Es lohnt sich.
★★★★★
Die 5. Staffel von BoJack Horseman ist seit dem 14. September 2018 auf Netflix verfügbar.