Russian Doll schlägt dem Tod ein Schnippchen
Nadia steckt fest. Sie erlebt ihren Geburtstag jedesmal aufs Neue. Zeit, um das Leben in den Griff zu kriegen. Die Serie «Russian Doll» ist neu auf Netflix.
Das Wichtigste in Kürze
- «Russian Doll» umfasst acht Episoden und ist seit dem 1. Februar 2019 auf Netflix.
- Nadia (Natasha Lyonne) ist an ihrem 36. Geburtstag in einer Zeitschleife gefangen.
- Die überzeugende Hauptdarstellerin und eine ungewöhnliche Idee sorgen für Kurzweil.
Das Konzept der Zeitschleife ist in der Popkultur nichts Neues. So erlebte bereits Bill Murray als arroganter Wetteransager in «Groundhog Day» («Und täglich grüsst das Murmeltier», 1993) den gleichen Tag immer und immer wieder von vorne. Tom Cruise starb in «Edge of Tomorrow» (2014) tausend Tode. Eine Schülerin erlebte ihren «Happy Death Day» (2017) zigfach.
Die Schauspielerin Natasha Lyonne («Orange is the New Black») hat diese Idee zusammen mit Amy Poehler und Leslye Headland in eine Fernsehserie umgewandelt. Netflix übernimmt den Vertrieb.
Im Mittelpunkt von «Russian Doll» (deutscher Titel: «Matrjoschka») ist die 36-jährige Nadia (Lyonne), welche an ihrem Geburtstag stirbt. Danach kehrt sie an einen festgesetzten Ausgangspunkt zurück. Nach mehreren Toden wird ihr bewusst, dass irgendetwas schief läuft.
Sie beginnt, nach dem Grund für die Zeitschleife zu suchen. Dabei trifft sie auf Alan (Charlie Barnett), welcher eine ähnliche Situation erlebt. Die beiden erarbeiten gemeinsam eine Lösung ihres Problems.
Kein gelackter Saubermann
Zugegeben, die rothaarige Kettenraucherin Nadia mit der tiefen Stimme ist durch ihren Egoismus keine sympathische Hauptfigur. Doch das trifft auch auf den Protagonisten des eingangs erwähnten «Groundhog Day» zu.
Einem gelackten Saubermann bei der Selbstfindung zuzusehen, wäre auf Dauer langweilig. Kann man sich mit dem versifften Gehabe der Hauptfigur aus «Russian Dol» abfinden, wird ein grosser Stolperstein aus dem Weg geräumt. Es braucht allerdings ein paar Folgen, bis das Ganze Fahrt aufnimmt.
Altbekannt? Nicht ganz
Die Parallelen zum Film sind begrenzt. Lyonne spielt, ähnlich wie damals Murray, glaubwürdig einen Kotzbrocken. Statt «I Got You Babe» von Bonny und Cher als Weckruf trällert nun «Gotta Get Up» des Musikers Harry Nilsson.
Ansonsten geht die Serie andere Wege. Das Innenleben von Nadia und Alan wird ergründet, so dass man im späteren Verlauf der Handlung hinter deren Fassade blickt. Der locker-vulgäre Humor wird mit einem düsteren Psychogramm menschlicher Abgründe aufgeweicht. Das Rezept funktioniert überraschend gut.
Fazit
Nach einem trägen Einstieg nimmt «Russian Doll» Fahrt auf und kann mit humoristischen Einlagen punkten. Ab der Hälfte kommt eine dramatischere Ebene dazu, welche aber selten ins Kitschige abdriftet.
Die Mischung ist durchaus gelungen. Dazu kommt, dass die Serie mit durchschnittlich 25 bis 30 Minuten Laufzeit pro Folge angenehm gehalten ist. Statt acht Episoden hätten aber auch zwei oder drei weniger nicht geschadet, um die Handlung auf den Punkt zu bringen.
Das ist jedoch Erbsenzählerei. Die Serie ist dank der Hauptdarstellerin Lyonne und ihrer Unberechenbarkeit unterhaltsam geraten.