You behandelt das Thema Privatsphäre auf triviale Art und Weise

Robin Mahler
Robin Mahler

Bern,

Die Serie «You» dreht sich um eine gefährliche Liebesgeschichte in Zeiten sozialer Medien. Dabei bespielt sie kräftig die Klaviatur der Dramatik.

Das Bild zeigt zwei der Charaktere aus der Serie «You» auf Netflix.
Gefährliche Begierde: Der Buchhändler Joe (Penn Badgley) geht für Beck (Elizabeth Lail) in «You» über Leichen. - Netflix

Das Wichtigste in Kürze

  • «You - Du wirst mich lieben» ist eine Serie für ein jüngeres Publikum.
  • «Gossip Girl» trifft auf «Pretty Little Liars» plus einer Portion künstlicher Dramatik.
  • Die Sendung verschenkt ihr Potenzial mit einer aufgeblasenen Inszenierung und Handlung.

Der New Yorker Buchhändler Joe Goldberg (Penn Badgley) hat ein Auge auf die Kundin Guinevere Beck (Elizabeth Lail) geworfen. Diese möchte Schriftstellerin werden, kriegt aber ihr Leben nicht in den Griff. Ihr Freundeskreis ist oberflächlich und die Wahl der Liebhaber beflügelt Becks Kreativität kaum. Dazu kommt, dass sie nicht mal Vorhänge für die eigene Wohnung besitzt. Joe folgt ihr auf Schritt und Tritt. Als er seiner Herzdame das Leben rettet, entwickelt sich eine verhängnisvolle Beziehung zwischen den beiden.

Das eigene Leben als offenes Buch

Die Serie «You - Du wirst mich lieben» basiert auf dem gleichnamigen Roman von Caroline Kepnes. Netflix hat sich die Rechte an der Sendung gesichert und strahlt sie international aus. Eine zweite Staffel erscheint dieses Jahr.

Die Geschichte thematisiert, wie sehr die sozialen Medien das eigene Leben zum offenen Buch machen. Vorausgesetzt, man teilt Dinge wie Essen oder Gefühle freizügig mit der Öffentlichkeit. Beck und ihr Bekanntenkreis tun dies unbedarft.

Die Drehbuchautoren müssen dieses Grundgerüst in zehn Folgen mit über 40 Minuten Laufzeit füllen. Deshalb bauen sie stets mehrere, teils hanebüchene, Wendungen ein. Jede Folge wird dadurch abstruser. So kommen beispielsweise neue Liebhaber, ein Therapeut (John Stamos) oder Vaterkomplexe zum Einsatz, um den Zuschauer bei der Stange zu halten.

Die Manipulation des Zuschauers gelingt nicht ganz

Mit der Logik nimmt man es zugunsten von dramaturgisch billigen Mitteln wenig genau. Das Zielpublikum soll wie in einer Seifenoper mit Künstlichkeit unterhalten werden. Die meisten Charaktere wirken durch ihre gestelzte Art unsympathisch. Lediglich die Geschichte zwischen Joe und dem lesefreudigen Nachbarsjungen Paco (Luca Padovan) weckt Interesse.

Ein spannender Aspekt ist, dass man sich fast ausschliesslich in Joes Perspektive befindet. Dieser möchte nur mit Beck zusammen sein, hat aber gehörig einen an der Klatsche. Der Zuschauer wird dazu manipuliert, in gewissen Teilen mit einem Psychopathen zu sympathisieren. Doch seine ständigen Monologe nerven wegen ihrer Besserwisserei und sorgen dafür, dass die Identifikation nie ganz gelingt.

Fazit:

«You» ist eine lahme Seifenoper für die Generation Internet. Es gibt Drama, Liebeleien, Geschwätz und eine gestreckte Handlung. Zusätzliche Elemente wie die sterile Hochglanzoptik sowie geschniegelte Darsteller dürften vor allem beim jüngeren Publikum gut ankommen. Wer allerdings Tiefgründigkeit sucht, der sollte sein Glück anderswo finden - und dabei die Vorhänge zuziehen.

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