ADHS im Erwachsenenalter: Ein Leben im Balanceakt
ADHS – das ist doch dieses «Zappelphilipp-Syndrom» bei Kindern? Falsch. Zum einen ist die Störung komplexer, zum anderen können auch Erwachsene betroffen sein.
Das Wichtigste in Kürze
- ADHS hört mit der Kindheit nicht einfach auf.
- Betroffene erfahren oft weiterhin Schwierigkeiten, z.B. bei der Selbstorganisation.
- Gleichzeitig gibt es durchaus auch positive Aspekte.
Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bringt man gemeinhin mit Kindern in Verbindung. Das liegt mitunter daran, dass die Symptome, darunter Impulsivität, Unaufmerksamkeit und übermässige Aktivität, in der Kindheit meist besonders auffällig sind. Auch der Einfluss von ADHS auf schulische Leistungen und soziale Interaktionen macht es frühzeitig erkennbar.
Doch obwohl ADHS oft in der Kindheit diagnostiziert wird, ist es nicht darauf beschränkt. Die Herausforderungen und Stärken dieser neurobiologischen Störung können durchaus bis ins Erwachsenenalter reichen.
Wie sich das Leben als erwachsene Person mit ADHS gestaltet und welche Facetten ihren Alltag bestimmen.
Alltag mit ADHS
Das Leben mit ADHS als Erwachsener ist geprägt von einem Balanceakt. Impulsives Handeln, Schwierigkeiten in der Selbstorganisation und eine beeinträchtigte Aufmerksamkeitsspanne gilt es, nach Möglichkeit im Gleichgewicht zu halten.
Scheinbar einfache, alltägliche Angelegenheiten können zu einer Herausforderung werden: Abgabetermine. Das zuverlässige Erledigen von Aufgaben. Der Besuch beim Zahnarzt, wenn man länger stillsitzen muss. Oder die Reise zum Urlaubsziel – mit über zwei Stunden Flugzeit.
Die kreative Energie und die Fähigkeit, schnell zu denken, treten dagegen oft als Stärken zum Vorschein. Das allerdings wirklich bewusst zu erkennen – und auch anzuerkennen -, ist oft ein Prozess.
ADHS kann auch im Berufsleben und in sozialen Beziehungen Herausforderungen mit sich bringen. Probleme bei der Konzentration können zu Unzufriedenheit im Job führen. Impulsives Verhalten in sozialen Interaktionen kann Missverständnisse hervorrufen. Dennoch erleben viele Erwachsene mit ADHS eine erhöhte Sensibilität, Empathie und eine intensive Fähigkeit zur Kreativität.
Selbstakzeptanz und Bewältigungsstrategien
Ein wichtiger Schritt im Umgang mit ADHS im Erwachsenenalter ist die Selbstakzeptanz. Betroffene lernen, ihre Stärken zu erkennen und gezielte Bewältigungsstrategien einzusetzen.
Was helfen kann, sind klare Strukturen im Alltag oder Technologien zur Organisation. So gibt es beispielsweise mittlerweile ADHS-Planer-Apps. Eine Entlastung und Unterstützung kann es auch sein, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen und auszutauschen.
Behandlungsmöglichkeiten
Für viele Erwachsene mit ADHS ist professionelle Hilfe ein wichtiger Schritt. Therapie und Medikation können dazu beitragen, die Herausforderungen des Alltags besser zu bewältigen – und das eigene Potenzial zu entfalten.