Alltagsärger Vergesslichkeit: Bis wann ist sie normal?
Den Anruf bei Oma vergessen oder den Einkaufszettel zu Hause liegen lassen: Das passiert jedem Mal. Doch manche Warnsignale sollten nicht übersehen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der Demenzkranken steigt in der Schweiz weiter an.
- Gedächtnislücken können auch auf Krankheiten hinweisen.
- Ein gutes Gedächtnis lässt sich trainieren.
Der moderne Mensch ist ständiger Reizüberflutung ausgesetzt. Wenn im Kopf zahlreiche Gedanken kreisen und Aufmerksamkeit verlangen, gehen einige davon unter.
So ist es leicht, den Geburtstag der Freundin zu vergessen, wenn es am Arbeitsplatz drunter und drüber geht. Doch ein schlechtes Gedächtnis kann schnell zur Belastung werden.
Vergesslichkeit ist kein Grund zur Panik
Grundsätzlich leidet jeder Mensch unter einer gewissen Vergesslichkeit. Für den Gehirn ist dies ein Schutzmechanismus vor Überforderung. Deshalb kann es sich nicht ständig alle Gesichter und Namen neuer Bekanntschaften merken.
Auch scheinbare Aussetzer sind normal. Wenn Sie von einem Streit innerlich aufgewühlt sind, vergessen Sie durchaus mal die PIN-Nummer der Kreditkarte.
Wenn Sie jedoch merken, dass die Vergesslichkeit zunimmt, sollte dies ein Warnsignal sein. Suchen Sie häufiger nach der Brille? Oder wollen Ihnen im Gespräch Begriffe nicht mehr einfallen?
Verfallen Sie jedoch nicht in Panik. Hinter Vergesslichkeit muss nicht gleich einsetzende Demenz stecken.
Flüssigkeitsmangel strapaziert des Gehirn
Vor allem ältere Menschen trinken oft über den Tag verteilt zu wenig. Durch den Flüssigkeitsmangel verlangsamt sich der Blutkreislauf.
Das Gehirn wird schlechter mit Sauerstoff versorgt und funktioniert nicht mehr optimal. Die Folge sind Aussetzer bei der Gedächtnisleistung.
Auch Müdigkeit, Stress und Erschöpfung strapazieren die grauen Zellen. Achten Sie darauf, ob Sie ausreichend Schlaf bekommen und gehen Sie lieber eine Stunde früher ins Bett.
Bei länger anhaltendem Stress können Entspannungsübungen, Meditation oder sanfter Sport wie Yoga hilfreich sein.
Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
Sie haben eben noch mit der Freundin telefoniert und schon wieder vergessen, wann Sie sie in welchem Lokal treffen wollen? Passiert dies häufiger, ist dies ein eindeutiges Warnsignal.
Das gleiche gilt für Alltagshandlungen zu Hause. Der Tee, der in der Küche nur zwei Minuten ziehen sollte, steht zwei Stunden später noch da.
Oder die Fernbedienung taucht nach stundenlanger Suche im Bad auf, weil Sie sie mit auf die Toilette genommen haben.
Ertappen Sie sich dabei, dass Sie nicht mehr wissen, wem Sie den letzten Klatsch aus der Nachbarschaft schon erzählt haben? Oder stellen Sie eine Frage dreimal, weil Sie die Antwort schon wieder vergessen haben?
All dies deutet auf eine ernsthafte Gedächtnisstörung hin.
Zahlreiche Krankheiten beeinträchtigen das Gedächtnis
Der Arzt wird sich in einer ausführlichen Anamnese auf die Suche nach den Ursachen machen. So können beispielsweise akute Erkrankungen des Gehirns wie Meningitis (Hirnhautentzündung) oder Enzephalitis (Gehirnentzündung) zu Gedächtnisstörungen führen.
Nach der Heilung funktioniert das Gehirn wieder wie gewohnt.
Gerade alleine lebende Menschen bemerken langfristige Schlafstörungen wie starkes Schnarchen oder Schlafapnoe (Atemaussetzer) nicht.
Diese führen zu Müdigkeit und Erschöpfung, die wiederum die Gedächtnisleistung beeinträchtigen. Auch Erkrankungen anderer Organe wie der Leber oder der Nieren können das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen.
Früherkennung verzögert Demenz
Auf keinen Fall sollten Sie den Gang zum Arzt aus Angst vor der Diagnose Demenz vermeiden. Je früher eine beginnende Demenz erkannt wird, umso besser kann sie behandelt und herausgezögert werden.
Dies gilt insbesondere für die Alzheimer-Krankheit, die häufigste Form von Demenz. So gibt es mittlerweile Medikamente, die den Abbau der geistigen Leistung verlangsamen können (Antidementiva).
Die grauen Zellen lassen sich trainieren
Das Gedächtnis ist wie ein Muskel: Es muss permanent trainiert werden, damit es fit bleibt. In der heutigen Zeit übernehmen Geräte wie Smartphones viele Aufgaben, die früher das Gedächtnis hatte: Sie speichern Telefonnummern, Geburtstage und aktuelle Termine.
Haben Sie früher noch Vokabeln für eine Fremdsprache gebüffelt, nutzen Sie heute ein bequemes Online-Wörterbuch.
Gedächtnistraining kann viele Formen annehmen: Rätselspiele und Quizze sind gut geeignet für zwischendurch.
Auch herausfordernde Hobbys wie Puzzles legen oder Modellschiffe basteln regen das Gehirn an. Lernen Sie ruhig noch einmal eine neue Fremdsprache oder ein Musikinstrument.
Daneben helfen eine gesunde ausgewogene Ernährung und tägliche Bewegung – am besten in Gesellschaft. Denn das Gehirn leidet auch stark unter Einsamkeit und Isolation.
Eine angeregte Unterhaltung oder eine mit anderen geteilte Aktivität ist oft die beste Medizin.