Eine Erkrankung, die in der Diagnostik übergangen wird
Formal gibt es keine «hochfunktionale Angststörung». Dennoch leiden viele Menschen darunter und gehen irgendwie damit um, was ihre Probleme aber nicht mindert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die hochfunktionale Angststörung ist als Krankheit diagnostisch nirgends verzeichnet.
- Wer darunter leidet, verfügt über die innere Stärke, seinen Alltag dennoch zu meistern.
- Dies bedeutet aber nicht, dass die Betroffenen ohne professionelle Hilfe auskommen.
Den Begriff «hochfunktionale Angststörung» gibt es als spezifische diagnostische Kategorie in der klinischen Psychologie oder Psychiatrie (noch) nicht. Sehr wohl wird er hier und da im informellen Kontext verwendet und lehnt sich an den Begriff «hochfunktionale Depression» an.
Von einer hochfunktionellen Angststörung sprechen Menschen, wenn sie trotz einer Angststörung dennoch in der Lage sind, ihr Alltagsleben zu meistern oder zumindest ein hohes Mass an Funktionalität aufrechtzuerhalten.
Betroffenen wirken nach aussen organisiert und erfolgreich. Sie können sich perfekt präsentieren und haben gute Laune – während sie jedoch gleichzeitig einen starken inneren Kampf ausfechten
Was ist unter einer Angststörung zu verstehen?
Es geht dabei um eine psychische Erkrankung, bei der eine Person übermässige und anhaltende Angst oder Sorge erlebt, die ihr tägliches Leben arg beeinträchtigt. Die häufigsten Formen dieser Erkrankung sind die generalisierte Angststörung, die Panikstörung, die Soziale Angststörung und spezifische Phobien.
Menschen mit einer generalisierten Angststörung haben nahezu ständig Angst. Das Angstgefühl lässt sich nicht oder kaum kontrollieren. Hinzu können körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magenprobleme kommen.
Bei einer hochfunktionale Angststörung ist die Angst oft weniger stark ausgeprägt und entsprechend auch die Symptome. Das macht die Diagnostik so schwierig.
Hinweise auf diese Störung können wiederkehrende Sorgen, Ängste und Beklemmungen sein. Mit der Zeit kann dies zu Reizbarkeit und Frustration führen. Auch führen die latenten Ängste dazu, dass sich Betroffene nicht mehr entspannen können, denn sie überdenken und analysieren alles.
Oft legen sie auch einen übertriebenen Ehrgeiz und Perfektionismus an den Tag. Dies überdeckt die Angst, vor Versagen oder Verurteilung. Auch die gute Laune nach Aussen ist eine Strategie, sich vor Verurteilungen anderer zu schützen.
Schliesslich kann die hochfunktionale Angststörung zu körperlichen Symptomen wie erhöhte Herzfrequenz und schnellere Atmung, Schlafprobleme, Veränderung im Appetit oder Verdauungsstörungen führen.
Unbehandelt steigt Risiko für Depression
Die Betroffenen können verschiedene Bewältigungsstrategien entwickeln, um trotz ihrer Ängste innerhalb der Familie oder Gesellschaft zu funktionieren. Deshalb sind sich die Betroffenen manchmal lange nicht selbst bewusst, dass etwas nicht stimmt. Auch Aussenstehende erkennen das Problem selten.
Unbehandelt steigt aber das Risiko für Depressionen und für psychosomatische Erkrankungen.
Symptome einer Angststörung sollten deshalb unbedingt sehr ernst genommen werden – auch wenn sie nur leicht sind. Ein Gespräch mit dem Hausarzt oder einem Psychologen kann helfen, die hochfunktionale Angststörung rechtzeitig zu behandeln, sodass es in Zukunft nicht zu einer ausgewachsenen Angststörung und Depressionen kommt.