Hexenschuss: Wenn die Hexe in den Rücken schiesst
Der Hexenschuss erwischt früher oder später fast jeden. Betroffen von diesem plötzlich auftretenden Kreuzschmerz sind vor allem jüngere Menschen.
Das Wichtigste in Kürze
- Lumbago oder Lumbalgie ist die offizielle Bezeichnung für den Hexenschuss.
- Meist tritt er scheinbar aus heiterem Himmel auf.
- Die Heilung kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
Mal eben den Getränkekasten vom Auto ins Haus tragen – und plötzlich schlägt die Hexe zu. Ein scharfer Schmerz schiesst durch den Rücken und macht jede weitere Bewegung unmöglich.
Bis zu 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben schon einmal einen Hexenschuss erlitten.
Bemerkenswert dabei: Betroffen sind vor allem Menschen zwischen 30 und 50 Jahren. Mit zunehmendem Alter nimmt das Risiko ab.
Bei den über 60-Jährigen kommt es kaum noch zu einer Lumbalgie. Dies liegt daran, dass die Wirbelsäule dann so steif ist, dass keine plötzlichen Bewegungen mehr möglich sind.
Die Ursache liegt meist in der Muskulatur
Es ist nichts Neues mehr, dass die moderne Zivilisation den für ein ganz anderes Leben gebauten menschlichen Körper überfordert. Bewegungsmangel und tägliches stundenlanges Sitzen am Schreibtisch macht vor allem der Rückenmuskulatur zu schaffen.
Diese ist schwach, untrainiert und damit verletzungsanfällig. Oft genügt schon eine einzige ungeschickte Bewegung, wie eben das Anheben eines Getränkekastens, und schon kommt es zu einer Blockade.
Der Hexenschuss tritt meist im Unterkörper irgendwo zwischen Gesäss und Lende als stechender Schmerz auf. Betroffene sind kaum noch in der Lage, sich zu bewegen.
Angewinkelte Beine schaffen Linderung
Eine ärztliche Behandlung ist in der Regel nicht notwendig. Wichtig ist zunächst Ruhe und Wärme.
Direkt nach dem Hexenschuss ist es trotz aller Schmerzen wichtig, das Bett oder die Couch aufzusuchen. Zusätzlich sollte eine Schonhaltung mit angewinkelten Beinen eingenommen werden.
Das beste Mittel zur Schmerzlinderung ist Wärme. Dies kann ein Körnerkissen oder eine Wärmflasche sein. Auch Wärmepflaster und -sprays aus der Apotheke helfen.
Es dauert etwa eine Woche bis die akuten Beschwerden abklingen. Allerdings darf diese Zeit nicht im Bett verbracht werden.
Mediziner raten ausdrücklich dazu, trotz der Schmerzen auf tägliche Bewegung zu achten. Inaktivität schadet dem Körper nur noch mehr. Zur Not können in dieser Zeit Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen eingenommen werden.
Hexenschuss mit Sport vorbeugen
Eine starke Rückenmuskulatur ist die beste Prophylaxe. Regelmässige allgemeine Bewegung in Form von Spaziergängen und Radtouren können mit gezieltem Rückentraining kombiniert werden.
Für Anfänger empfehlen sich sanfte Kurse bei Physiotherapeuten. Auch Sportarten wie Yoga und Pilates stärken die Muskulatur auf sanfte Art.
Daneben eignet sich aktives Gerätetraining im Fitness-Studio zum Muskelaufbau. Dies sollte am Anfang jedoch nur unter Anleitung eines Trainers erfolgen. Andernfalls kann es zu Fehlbelastungen und schweren Schäden kommen.
Der Trainer stellt ein individuelles Programm zusammen, das nach und nach gesteigert werden kann.
Ruckartige Bewegungen vermeiden
Daneben sollte stets auf rückenschonende Bewegungen geachtet werden. Schwere Gegenstände wie der bereits zitierte Getränkekasten sollten nicht vornübergebeugt aufgehoben werden.
Das darauffolgende Aufrichten strapaziert die Wirbelsäule und ihre Muskulatur zu stark. Viel besser ist es, mit aufrechtem Rücken in die Knie zugehen. Beim Aufstehen trägt dann die Beinmuskulatur das Gewicht.
Auch das plötzliche Aufspringen vom Sofa oder morgens aus dem Bett sind typische Ursachen für einen Hexenschuss.
Wenn nicht gerade die Küche in Flammen steht, ist es besser, den Körper mit einigen sanften Bewegungen auf das Aufstehen vorzubereiten. Dies lockert die Muskulatur, ehe sie Hochleistungen verbringen muss.
Bei Taubheitsgefühlen zum Arzt
Klingt der Hexenschuss auch nach zwei-drei Wochen nicht ab, ist ein Arztbesuch sinnvoll. Auch bei plötzlichen Taubheitsgefühlen oder gar Lähmungserscheinungen ist unbedingt eine ärztliche Kontrolle erforderlich.
Er wird abklären, ob möglicherweise andere Ursachen wie ein Bandscheibenvorfall oder eine organische Erkrankung dahinter stecken. Lähmungserscheinungen und Schmerzen, die bis ins Bein abstrahlen, deuten auf einen einklemmten Ischiasnerv hin.
Daneben muss verhindert werden, dass aus dem akuten Lumbago ein chronisches Leiden wird. Davon sind vor allem Menschen betroffen, die nach dem Hexenschuss dauerhaft eine Schonhaltung einnehmen.
Dies mag zunächst die Schmerzen lindern, ist jedoch für den Körper unnatürlich. Dadurch kommt es auf Dauer zu noch stärkeren Muskelverspannungen, die irgendwann chronische Schmerzen auslösen.