Wie ging man vor der Erfindung des Deos gegen Schweiss vor?

Anne Stickel
Anne Stickel

Bern,

Jemanden gut riechen können oder eben nicht, hat biologische Wurzeln. Das Deo folgte auf natürlichen Schweissgeruch und teure Parfums.

Erfindung des Deos
Die Erfindung des Deos liegt keine 150 Jahre zurück. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ersten Deos entstanden zur Zeit der industriellen Revolution.
  • Manche verhindern die Geruchsbildung, andere zielen gleich auf die Schweisshemmung ab.
  • Dass Schwitzen negativ besetzt ist, ist auch Ergebnis guten Marketings.

Deodorants gehören heutzutage zum Standard persönlicher Hygiene.

Das war nicht immer so, denn auf den Markt kam das Deo erst im ausgehenden 19. Jahrhundert. Zwar nutzte man bereits in der Antike erste Seife aus Olivenöl. Parfums waren aber wegen teurer Essenzen eher eine Sache der Oberschicht.

Erst die industrielle Revolution sorgte dafür, dass Hygiene- und Seifenprodukte nicht nur für die Oberschicht, sondern auch für Herrn und Frau Schweizer zugänglich wurden.

Mehr als Dreckentferner und Duftverteiler: «Antibakteriell» und «antitranspirant»

Im Jahr 1888 kam das erste Deo auf den Markt. Genannt «Mum» – nach Herstellerangaben abgeleitet vom Spitznamen einer Bekannten des Erfinders. Der übrigens von Beruf: Arzt.

Das Besondere an diesem Produkt: Seife beseitigt Dreck, Parfum duftet – Deo duftet, geht aber ausserdem aktiv gegen geruchsbildende Bakterien an. So die «Mum» -Zinkcreme, die man sich unter die Achseln strich.

Die Konkurrenz schlief nicht und entwickelte «Everdry», das, wie der Name sagt, gleich die Schweissproduktion selbst hemmen sollte.

Achseln Deo
Unter die Achseln: Da gehört das Deo hin. Warum eigentlich? - Unsplash

Heute versprechen die verschiedensten Inhaltsstoffe die unterschiedlichsten Resultate, das Deo kommt als Creme, Stift, Roll-on und Spray. Spannend ist die Entwicklung der Bio-Label in diesem Bereich.

Dass Schwitzen unangenehm ist, ist auch eine soziale Konstruktion

Bis Menschen die Schweissproduktion ihres Körpers, also Schwitzen, als unangenehm dachten und empfanden, mussten Werbeprofis und Marketingstrategen ganze Arbeit leisten.

Schweiss wurde als gesellschaftliches Problem erfunden. Bestimmte Kampagnen zielten explizit auf Frauen ab. Sätze wie «schön, aber dumm» stammen (nicht nur, aber ganz klar auch) aus dieser Zeit.

Als Holzhacken und das Fliessband dann für Männer nicht mehr die einzig mögliche Beschäftigung waren, nahm man auch sie für die Deo-Werbung auf's Korn und lockte mit guten Jobaussichten bei besserem Duft.

Diese und ähnliche Strategien funktionieren bis heute: Statistiken prognostizieren dem Schweizer Deo-Markt für die nächsten Jahre ein jährliches Umsatzwachstum von gut zwei Prozent.

Schwitzen ist wichtig für den Körper – und die Partnerschaft

Fakt ist: Schwitzen ist eine wichtige Körperfunktion. Schweiss kühlt den Körper, reinigt, entgiftet und baut einen Schutzmantel auf der Haut auf.

Und: Schweiss ist unser Geruchsmittler und erfüllt insofern sogar eine soziale Funktion. Schweiss gilt beispielsweise als natürliches Aphrodisiakum.

Deo riechen aussehen
Riecht nicht nur gut, sondern sieht manchmal auch gut aus: das Deo. - Pexels

Das bestätigt der sprichwörtliche Ausdruck «jemanden gut riechen können» – oder eher schlecht, was viel öfter der Fall ist, wenn diese Erfahrung zu Sprache gemacht wird. Wie jemand riecht, ist (mit-)entscheidend für das Entstehen und auch mal den Verfall einer Partnerschaft.

Handseife tut's auch

Haben Sie mal kein Deo zur Hand, tut's übrigens auch Handseife. Der darin enthaltene Alkohol tötet die Bakterien unter Ihren Achseln ab, trocknet schnell und hinterlässt einen angenehmeren Duft.

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