Von Schweizern gemacht: Food-App soll besser sein als Tripadvisor
Langes Suchen nach einer guten Beiz soll vorbei sein. Schweizer bringen nun eine App, die individuelle Empfehlungen zu Restaurants abgibt.
In einer Medienmitteilung stellt die Taste Match AG die neue App vor, mit der die Suche nach Restaurants in den grösseren Schweizer Städten zum Kinderspiel werden soll.
Irgendwann vor ein paar Jahren mussten sie es am eigenen Leib erfahren: David Kilchenmann und Tobias Tröhler waren auf einem Städte-Trip in München, einer ihnen grösstenteils unbekannten Stadt.
Trotz intensiver Recherche auf gängigen Plattformen fanden die beiden Berner kein Restaurant, das genau ihren Geschmack traf.
Zu grosse Auswahl auf anderen Plattformen
«Die Kriterien für ein gutes Restaurant sind sehr unterschiedlich», sagt Tröhler. «Für die einen sind Punkte wie Sauberkeit, Service oder Ambiente wichtig. Andere gewichten die Qualität der Gerichte oder den Preis stärker.»
Bei der Suche nach der passenden Lokalität verfingen sich die beiden immer wieder auf Plattformen, die ein Sterne-System benutzen. «Wir halten diese Methode für veraltet, weil die Auswahl für die Benutzenden zu gross ist, alle die gleichen Empfehlungen erhalten und die Beurteilungen leicht manipuliert werden können», meint Kilchenmann.
In München drückten sich die Jugendfreunde die Finger wund – und fanden trotzdem kein Restaurant, das sie vollends zufriedenstellte. Dafür kehrten sie aber mit einer innovativen Idee zurück: Warum die Sache nicht persönlich in die Hand nehmen und eigenhändig eine App lancieren, die die Suche nach dem passenden Restaurant vereinfacht und beschleunigt?
Es war die Geburtsstunde von Taste Match. «Der Grundgedanke war, eine App zu kreieren, die Nutzenden nur Empfehlungen für gastronomische Betriebe abgibt, die auch ihren Geschmack treffen», so das Duo unisono.
Personalisiert statt allgemein
Zurück in der Heimat legten sie sogleich los. Dafür brauchte es nur ein bisschen Mut, die vollumfängliche Kreativität des einen und die gebündelte Energie des anderen – und natürlich viel Durchhaltewille und Beharrlichkeit beiderseits.
Doch sie merkten schnell, dass für die Umsetzung ihrer Idee zusätzliches Know-how nötig war. Deshalb holten sie sich mit Christian Schlatter (CTO) und José Rindlisbacher (Software Engineer) zwei weitere Mitstreiter ins Boot. Nach etlichen Gesprächen, unzähligen Interviews und einer unabhängigen Studie, die die FH Graubünden durchführte, kam heraus:
Von über 1'000 befragten Personen sind nur 12.6 % vollkommen zufrieden mit der Art und Weise, wie sie ein gutes Restaurant finden können. Dr. Michael Beier, Wissenschaftlicher Projektleiter an der FH Graubünden, erläutert weitere Einsichten aus der Studie, die dank der Unterstützung von InnoSuisse durchgeführt werden konnte:
«Geschmäcker sind in Bezug auf Restaurants so unterschiedlich, dass einheitliche Vorschläge nicht zielführend erscheinen. Wenn Personen dagegen Restaurant-Empfehlungen abgestimmt auf ihre individuellen Anforderungen und Wünsche gegeben werden, helfen ihnen diese wahrscheinlich weit besser bei der Restaurantsuche.»
Die App soll also mehr helfen als zum Beispiel Tripadvisor.
Empfehlungen von Personen mit ähnlichem Geschmack
Auf diesen Anhaltspunkten haben Tröhler und Kilchenmann ihre neue App aufgebaut. Mithilfe eines Algorithmus, der sich mit jeder Interaktion verbessert, werden passende Vorschläge generiert. Wie dies genau funktioniert?
Ein Fallbeispiel: Aline installiert Taste Match. Um ihr Profil zu vervollständigen, wählt sie in einem spielerischen Bilderquiz jeweils dasjenige Foto aus, das ihren Vorlieben eher entspricht: Sie isst gerne vegetarisch, fühlt sich in einem industriellen Einrichtungsstil wohl und achtet vor allem auf die Saisonalität des servierten Essens.
Nun erkennt Taste Match den Geschmack von Aline bereits besser und modelliert diesen im Hintergrund über passende Tags. Fortan erhält die Vegetarierin Vorschläge, die zu ihren Vorlieben passen.
Mit jeder Interaktion verbessern sich die Vorschläge und zusätzlich werden ihr auch Restaurants vorgeschlagen, die anderen Leuten mit einem ähnlichen Geschmack gefallen. Bei Taste Match können nicht nur passende Restaurants gefunden und Reservationen vorgenommen, sondern auch Favoriten-Listen erstellt und geteilt werden.
Zudem erlaubt die Funktion «Group Match» auch Gruppen, ein Restaurant zu finden, das allen gefällt. «Viele Leute geben Empfehlungen, die von Freunden oder Familie stammen, ein wesentlich höheres Gewicht. Exakt diesen Vorteil können wir unseren Nutzenden bieten», sagt Tröhler.
Bessere Positionierung der Restaurants
Doch auch die Restaurants sollen von Taste-Match profitieren, weil sie die Möglichkeit erhalten, sich durch ihre Spezifizierung besser zu positionieren. Ausserdem werden manipulierte Bewertungen eingedämmt, da Nutzende nur eine Bewertung abgeben können, wenn sie auch eine Reservation vornahmen.
«Oft bekommen wir zu hören, dass der Geschmack vom Tag und von der Begleitung abhängig ist. Genau auf diese Aspekte nehmen wir Rücksicht», sagt Kilchenmann und blickt bereits nach vorne.
«Unsere Nutzenden werden bald sogar auswählen können, was der Anlass für ihren Restaurant-Besuch ist. Ob nüchternes Geschäftsessen, freudiges Familientreffen oder romantisches Date: Auf Taste Match kann man sich verlassen, das passende Restaurant wird garantiert gefunden.»
Verfügbarkeit der App
Taste Match ist seit Dezember offiziell und kostenlos im Apple App Store und Google Play Store verfügbar. Der Algorithmus wurde in einer Betaphase mit über 700 Testnutzenden trainiert. Vorerst werden nur Restaurants, die eine Abend-Menükarte anbieten, berücksichtigt.
Der Fokus liegt auf den grössten Städten der Schweiz. Neben Basel, Zürich und Bern werden in Kürze weitere Städte wie Luzern, Lausanne und Genf dazukommen. Anschliessend folgen erste Versuche in den Nachbarländern.
Das finale Ziel ist die Ausweitung auf alle grösseren Städte der Welt. Auch München soll dabei auf der Liste stehen – damit beim nächsten Trip der Taste-Match-Gründer der Verzweiflungsgrad nicht mehr so hoch angesetzt sein wird.