Boreout: Wenn Langeweile zur Gefahr wird

Laura Martin
Laura Martin

Bern,

Boreout ist das Gegenteil von Burnout. Statt permanenter Über- spielt die Unterforderung eine entscheidende Rolle. Auch dieses Syndrom kann riskant werden.

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Unterforderung und Langeweile im Job können zu ernsthaften Problemen führen. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Gegensatz zu Burnout entsteht Boreout durch mangelnde Herausforderung und Monotonie.
  • Das kann zu einem Verlust an Motivation und Selbstwertgefühl führen.
  • Negative Auswirkungen können gesundheitliche Probleme und Qualitätsverluste sein.

Ein grosses Thema in der heutigen Arbeitswelt ist der Burnout. Betroffene klagen über ständigen Stress und Überarbeitung. Nicht selten endet das Überengagement in einem Zustand totaler Erschöpfung, und ärztliche oder psychologische Hilfe ist gefragt.

Doch auch ein anderes, nahezu gegenteiliges Phänomen rückt zunehmend in den Fokus. Betroffene von Boreout (aus dem Englischen «boredom» = Langeweile) werden von einem Gefühl der Langeweile am Arbeitsplatz gequält. Sie fühlen sich chronisch unterfordert, desinteressiert und von Monotonie geplagt.

Nur, was ist daran so schlimm?

Selbstwertgefühl der Betroffenen leidet

Eine anerkannte Krankheit ist Boreout tatsächlich nicht. Auch existieren kaum wissenschaftliche Studien zu dem Thema, genauso wenig wie eine allgemein gültige Definition.

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Keine berufliche Herausforderung zu haben, kann extrem aufs Gemüt schlagen. - Depositphotos

Die negativen Auswirkungen von Boreout können dennoch vielfältig sein. Sie äussern sich etwa in Symptomen wie Müdigkeit, Lustlosigkeit oder Interessenverlust.

In einem Umfeld der Langeweile kann nicht nur die Produktivität sinken, sondern auch das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Die ständige Unterforderung führt unter Umständen zu einem Verlust an Selbstvertrauen und Sinnhaftigkeit. Und das wiederum kann schwer auf die psychische Gesundheit gehen.

Ein Gefühl der Leere kann sich breit machen, Betroffene ziehen sich möglicherweise sozial zurück oder reagieren zunehmend gereizt.

Aktiv nach Lösungen suchen

Wichtig ist, dem entgegenzuwirken. Eventuell ist ein Coaching angebracht, um Verhaltensmuster zu durchbrechen und andere Perspektiven einzunehmen? Vielleicht macht auch ein Gespräch mit dem Vorgesetzten Sinn, um über mögliche neue Herausforderungen zu sprechen?

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Oft ist Boreout kein individuelles Problem, sondern betrifft das Unternehmen als Ganzes. - Depositphotos

Langeweile am Arbeitsplatz ist selten nur ein individuelles Problem. Es betrifft häufig das Unternehmen als Ganzes.

Mitarbeiter, die sich unterfordert fühlen, neigen dazu, ihren Arbeitsplatz zu vernachlässigen. Das kann resultieren in Qualitätsverlust in der Arbeit und einem Anstieg von Fehlern. Infolgedessen ist es gut möglich, dass wertvolle Fachkräfte ihren Hut nehmen – und die Unternehmenskultur zunehmend schlechter wird.

Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen sich dieses Problems bewusst sind und proaktiv gegen Boreout vorgehen. Eine ansprechende Arbeitsumgebung mit angemessenen Herausforderungen und Abwechslung ist eine gute Voraussetzung dafür, dass sich Mitarbeiter langfristig wohlfühlen.

Lange waren Themen rund um die mentale Gesundheit am Arbeitsplatz tabu. Das ändert sich glücklicherweise, was für die Einführung entsprechender Massnahmen zur Prävention von Boreout entscheidend ist.

Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten ist dabei essenziell. Damit Angestellte das Gefühl haben, dass sie bei solchen Schwierigkeiten den Rat ihres Chefs suchen können. Und ernst genommen werden.

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Kommentare

User #2456 (nicht angemeldet)

Bei Unterforderung nützt ein Gespräch mit dem Vorgesetzten nichts. Viele repetitive Arbeiten sind kein Anreiz, mehr Lohn ist auch kein Anreiz. Was könnte ein guter Vorgesetzte tun? Sich bewusster werden, wen er für die Anstellung berücksichtigen sollte. Welche Qualifikationen die Person mitbringen sollte und ehrlich, wenn es einem nicht passt, dann gehen. Viele tun diesen Schritt nicht, zu sehr ist der Verlust einer gutbezahlten Stelle zu gross. Dann lieber so weitermachen und unglücklicher werden.

User #7042 (nicht angemeldet)

Mein Chef leidet an einem Boreout, weil er nichts selber macht, sondern seine Arbeiter für ihn arbeiten lässt und ihnen höchstens beim Arbeiten zuschaut. Und sich abends fragt, was er überhaupt am heutigen Tag gemacht hat. Und sich die Antwort geben muss: Nichts.

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