Impfgegner sind das grösste Risiko für ihre Kinder
Eine Ärztin warnt davor, Kinder von Impfgegnern nicht mehr zu behandeln. Denn gerade diese jungen Patienten hätten ein viel höheres Krankheitsrisiko.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selber, sondern sein ganzes Umfeld.
- Sind 95 Prozent der Bevölkerung geimpft, können Viren sich kaum noch verbreiten.
- Dennoch entscheiden manche Eltern sich dagegen, ihr Kind zu impfen.
Im Wartezimmer eines deutschen Kinderarztes stecken sich zwei Neugeborene mit Masern an. Bei beiden frisst das Virus sich im Gehirn fest. Beide Kinder leiden lange und sterben schliesslich.
Ins Wartezimmer gebracht hat das Virus ein elfjähriger, ungeimpfter Junge. Nach viel Bedenkzeit hat der Arzt beschlossen, in seiner Praxis nur noch geimpfte Kinder zu behandeln. Kinder von Impfgegnern werden ausgeschlossen.
Impfgegner sind selten
Wie gehen Schweizer Ärzte mit den Kindern von Impfgegnern um? «Die Behandlung grundsätzlich abzulehnen, kommt für mich nicht in Frage», sagt Heidi Zinggeler Fuhrer. Sie ist Präsidentin von Kinderärzte Schweiz.
«Die Betreuung eines Kindes beschränkt sich nicht nur auf das Impfen. Auch ungeimpfte Kinder haben ein Anrecht darauf bestmöglichst betreut zu werden.», so die Kinderärztin.
Sicherheits-Massnahme
Damit die Kinder sich in ihrer Praxis nicht gegenseitig anstecken, ergreift Zinggeler darum andere Massnahmen.
«Mütter mit noch nicht geimpften Säuglingen zum Beispiel lasse ich lieber separat im Stillzimmer warten. Kinder mit offensichtlich hochansteckenden Krankheiten oder akut aufgetretenen Hautausschlägen, warten in einem separaten Untersuchungszimmer.»
Das grösste Risiko für ein Kind sei aber nicht die Arztpraxis. «Das grösste Risiko für ein Kind bergen ganz generell Menschenansammlungen», so Zinggeler. Einkaufszentren, Krippen «oder eben, ganz besonders tragisch, seine ungeimpften Eltern oder Betreuungspersonen.»
Denn wer nicht geimpft sei, erkranke nicht nur selber, sondern stecke auch sein Umfeld an. Gerade jene, die selber nicht oder noch nicht geimpft werden können.
Gleichzeitig schützt, wer sich impfen lässt, nicht nur sich selber, sondern sein ganzes Umfeld. Darum empfiehlt Zinggeler dringend allen Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen.
Die Gretchen-Frage für Impfgegner
Bei der Elternberatung hält die Kinderärztin sich jeweils an die Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit. «Ich berate die Eltern, bedränge sie aber nicht. Es steht ihnen in der Schweiz frei, sich gegen das Impfen zu entscheiden.»
Wichtig sei, dass sich die Eltern einig seien. Denn trete tatsächlich eine Erkrankung auf, die durch Impfen hätte vermieden werden können, brauchen sie eine gemeinsame Antwort.
Eine Antwort auf die eine Frage. «Warum haben wir unser Kind nicht impfen lassen?»