Patientenverfügung: Nicht nur für die ältere Generation
Krankheit tritt meist unvorhergesehen auf. In schweren Fällen müssen andere über das eigene Schicksal bestimmen. Es sei denn, du hast eine Patientenverfügung.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine «Patientenverfügung» ist ein wichtiges Dokument im Gesundheits- und Rechtsbereich.
- Sie hilft, wo Menschen im Krankheitsfall ihre Wünsche nicht mehr kommunizieren können.
- Eine Patientenverfügung kannst du selbst erstellen und auf diese Weise für dich vorsorgen.
Eine «Patientenverfügung» schieben wir oft als Thema für unsere Eltern und Grosseltern ab. Doch weit gefehlt: Denn nicht nur bei der älteren Generation macht eine Patientenverfügung Sinn.
Das Dokument kommt vielmehr ganz allgemein da zum Einsatz, wo Menschen im Krankheitsfall nicht mehr in der Lage sind, ihre Wünsche mitzuteilen. Also auch, wenn jemand beispielsweise nach einem Motorradunfall im Koma liegt.
Sein proaktiver Ansatz stellt sicher, dass auch in dieser Situation die Behandlungspräferenzen der betroffenen Menschen respektiert und befolgt werden. Gleichzeitig werden Angehörige von für sie schwierigen Entscheidungen im Voraus befreit und Konflikten innerhalb der Familie – darüber, was nun das beste für den geliebten Menschen ist – vorgebeugt.
Die Patientenverfügung ist ein wichtiges und vor allem rechtsverbindliches Instrument im Bereich der Gesundheitsfürsorge und der Rechtsplanung. Zu verstehen, was eine Patientenverfügung ist und wie sie funktioniert, kann ein entscheidender Schritt sein, um die eigenen zukünftigen Gesundheitsentscheidungen abzusichern.
Respekt sichern, bevor man nicht (mehr) mitreden kann
In einer Patientenverfügung legst du fest, welche medizinischen Schritte du im Falle einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls wünschst oder ablehnst, wenn du selbst nicht mehr in der Lage bist, Entscheidungen zu treffen.
Darunter fallen in der Regel Anweisungen zu lebenserhaltenden Massnahmen wie künstlicher Beatmung, Wiederbelebung und Sondenernährung, zu Schmerzbehandlung und dem umstrittenen Thema Organspende.
Eine Patientenverfügung unterscheidet sich damit klar von einem Testament, mit dem sie gerne verwechselt wird.
Während man im Testament in der Regel bestimmt, was nach dem Tod mit Vermögen und Eigentum passiert, legst du in der Patientenverfügung fest, wie mit dir umgegangen werden soll, wenn du lebst, aber im Falle einer schweren Erkrankung oder auch Unfalls nicht (mehr) selbst mitreden kannst.
Am besten mit einem Arzt oder einer Person vom Fach besprechen
Eine Patientenverfügung kann in der Regel selbst erstellt werden. Es gibt jedoch auch Vorlagen und Formulare, die von verschiedenen Organisationen, wie zum Beispiel dem Schweizerischen Roten Kreuz oder anderen Gesundheitsorganisationen, bereitgestellt werden.
Die Patientenverfügung muss schriftlich verfasst und von dir eigenhändig unterschrieben werden.
Es empfiehlt sich, die Verfügung bei einem Arzt oder einer Fachperson zu besprechen. So bist du auf der sicheren Seite, dass das Dokument den rechtlichen Anforderungen entspricht und deine Wünsche klar formuliert sind, sodass in der Krisensituation auch jeder versteht, was du willst.
Eine Patientenverfügung ist für behandelnde Ärzte verpflichtend
In der Schweiz gibt es das Instrument der Patientenverfügung seit den 1990er-Jahren. Die rechtliche Grundlage wurde 2009 mit der Revision des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB) gestärkt, die die Patientenverfügung ausdrücklich anerkennt.
Diese Entwicklung war Teil eines breiteren gesellschaftlichen und rechtlichen Diskurses über die Autonomie von Patienten und die Bedeutung von informierten Entscheidungen in der medizinischen Versorgung. Die Diskussion über Patientenverfügungen und die Autonomie der Patienten hat in vielen Ländern an Bedeutung gewonnen, und die Schweiz war da durchaus proaktiv.
Gemäss dem ZGB haben nun die in der Patientenverfügung festgehaltenen Wünsche Vorrang, solange sie klar und eindeutig formuliert sind. Die behandelnden Ärzte sind verpflichtet, die Patientenverfügung zu respektieren, solange sie gültig und im Einklang mit den geltenden Gesetzen steht.
Gerade weil sich diese wie auch die Forschung und medizinischen Angebote ständig verändern, solltest du deine Patientenverfügung langfristig regelmässig prüfen – und sichergehen, dass sie sowohl deinen Lebensumständen – vielleicht hast du geheiratet oder bist im Gegenteil mittlerweile geschieden – und Wünschen als auch den aktuellen Möglichkeiten entspricht.