Wie die Schweiz zu ihrem Namen kam
Schweiz kommt von Schwyz, ganz klar, könnte man meinen. Nun gut. Aber was bedeutet Schwyz? Und wieso wollten auf einmal alle Schwyzer sein – oder doch nicht?
Das Wichtigste in Kürze
- Für den Ursprung des Eigennamens «Schweiz» gibt es viele Erklärungen.
- «Alte» Worte wie «Sweben» oder «Suittes» liefern inhaltliche Anhaltspunkte.
- Viel spannender jedoch ist der Eidgenossen Reaktion auf ein deutsches Schimpfwort.
Es gibt ja viele Namen, die man irgendeinem bestimmten Umstand zuordnen kann. Müller zum Beispiel, ein Name, der laut dem Portal der Schweizerischen Namensforschung übrigens auf die Top Ten der häufigsten Schweizer Familiennamen anführt.
Menschen mit Nachnamen Müller haben klassisch etwas mit der Tätigkeit des Müllers zu tun. Schmids? Genau, auf Platz drei, Träger dieses Namens standen ursprünglich dem Schmiedehandwerk nahe.
Und Meier, die Schweizer Top zwei unter den 100 häufigsten Familiennamen, waren: Verwalter, klassisch solche von Besitztümern reicher Gutherren.
Aber Schweizer? Warum heisst die Schweiz nun Schweiz?
Schwitzen, schwatzen oder Schwaben
Mag man Phonetik, könnte man an Schwitzen denken – aber doch wohl eher unwahrscheinlich, schliesslich waren die Gletscher und damit die Kälte früher noch ein bisschen grösser als sie's heute sind.
Und schwatzen oder schwätzen? Naja, für eine besondere Redefreudigkeit sind die Schweizer nicht wirklich in der Welt berühmt.
Also Hilfe suchen bei ChatGPT. Hier wird man erst mal enttäuscht. Gut mit Informationen gefüttert, ist ihm zufolge der Name Schweiz auf den lateinischen Begriff der «Confoederatio Helvetica» zurückzuführen, also die «Helvetische Eidgenossenschaft».
Aber nun klingt «Helvetia» doch ganz anders als das Wort «Schweiz». Wie geht das also zusammen?
Das kann einem germanischen Volk geschuldet sein, den Schwaben nämlich, die im 3. Jahrhundert in die Region zogen, und damals noch «Sweben» hiessen. Eins plus eins macht zwei, «Helvetia» und «Sweben», tamtam, die «Schweiz». Kann es das gewesen sein?
Schwyz, Suittes und ... deutsche Feinde im Schwabenkrieg
Bei der Confoederatio fällt einem der Geschichtsunterricht ein, und der Gründungsort des Bund-bildenden Zusammenschlusses: Schwyz.
Schweiz kommt also von Schwyz? Und Schwyz wiederum aber nicht von schwitzen, sondern vom althochdeutschen «schwimmen» oder «schweben». Der Grund: Schwyz befindet sich zwischen zwei Seen. Überzeugt uns das?
Der Namensforscher Viktor Weibel stellt einen weiteren Zusammenhang her: Ihm zufolge kommt der Name Schwyz aus dem Indogermanischen. Die Sprach-Wurzel von Schwyz sei «sueid» oder «sueit», und das stehe für hell, glänzend. Gut, Wasseroberflächen können zum Beispiel im Mondlicht glänzen.
Bei so viel Verwirrung will man sichergehen. Jetzt ist das Historische Lexikon der Schweiz gefragt. Auch hier ist die Argumentationskette: Schweiz kommt von Schwyz, und Schwyz von ... «Suittes». Das habe schon vor gut tausend Jahren für die Bevölkerung gestanden –
und es waren die Deutschen, die aus ihrer Aussenperspektive nicht zwischen der Vielfalt der Dörfer und Eidgenossen unterscheiden konnten, und alle in einen Topf schmissen. Man kannte sich, weil man gerade gegen gegen die Eidgenossen den Schwabenkrieg verloren hatte, das war vor gut 600 Jahren.
«Aus Scheisse Gold machen»
Und wie so oft: Wo der Feind einen Begriff als Schimpfwort verwendet, greift man ihn selbst aus Protest und für sich auf. Der Name «Schwiezer» gewann in der Schweiz an Popularität, quasi als Solidaritäts-Aktion auch unter den Nicht-Schwyzern.
Als man sich dann Mitte des 19. Jahrhunderts vom Staatenbund zum Bundesstaat zusammenraufte, war man so weit, und die Selbstbezeichnung Schweiz für viele möglich. Der Name fand Anerkennung und Aufnahme in Vereinsnamen und Unterbezeichnungen für Organisationen, das Marketing-Label «Made in Switzerland» tat viele Jahre später ein Übriges.
Fazit: Die Herkunft des Namens «Schwyz» ist nicht wirklich geklärt. Dass heutige Schweizer aber selbst aus Feindes Schimpfworten nobles Selbstverständnis basteln konnten, bestätigt nur: Schweizer können eben sogar «aus Scheisse Gold machen».
Was will man mehr für's Selbstverständnis?