Matterhorn

Matterhorn & Menschenfresser: Darum heissen die Berge so

Anne Stickel
Anne Stickel

Bern,

Menschenfresser, Jungfrauen und römische Statthalter: Schweizer Berge tragen kuriose Namen. Hinter manchen verbergen sich gruselige bis tragische Geschichten.

Panorama Eiger Schweiz
Wunderschönes Panorama am Eiger, Grindelwald. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Berge haben von jeher Namen bekommen von den Menschen, die mit ihnen zu tun hatten.
  • Das gilt auch für die Schweiz: Manche Berge hiessen schlicht nach ihren Besitzern.
  • Aber auch Eigenschaften wie Weidequalität oder Gefahrenpotenzial wirkten namensprägend.

Die meisten Berge haben ihre Namen erst im 19. Jahrhundert bekommen: als die Kartografen zum Vermessen loszogen.

Viele Namen stammen jedoch aus früheren Zeiten, dem sogenannten Volksmund. Sie erklären, was man sah oder erlebte an diesem oder jenem Berg.

1. Matterhorn

Lässt man die Fantasie ein bisschen spielen, könnte man leicht auf den Gedanken kommen, dass das Matterhorn auf das Wort «martern» zurückzuführen ist. Schliesslich hat dieser Berg schon mehr als einen Wanderer in die Knie gezwungen.

Weit gefehlt: Der berühmte Berg in den Walliser Alpen, an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, hat seinen Namen vermutlich von der alten Bezeichnung «Mattehorn». «Matte» steht dabei für «Wiese» und «Horn» hat nichts mit Kühen oder Gämsen zu tun, sondern heisst schlicht «Berg».

Matterhorn kahl felsig Name
Auch wenn der Name von Wiesen schwärmt: Das Matterhorn ist, je höher, desto kahler und felsiger. - Unsplash

Wer das Matterhorn erklimmt, unternimmt also eigentlich nur eine feine Tour hinauf auf grasbewachsene Hänge und nicht auf den tödlichsten Berg der Schweiz ... wer hätte das gedacht?

2. Eiger, Mönch und Jungfrau

Am Fuss des Felsmassivs, in Interlaken, liegt ein Frauenkloster – da liegt die Bezeichnung «Jungfrau» für den Berg nahe. Und wer kann niemals eine Jungfrau berühren, geschweige denn besteigen? Das gilt für den Mönch.

Doch geht dessen Name eigentlich auf seine saftigen Alpweiden zurück: Die lieferten nämlich gutes Futter, und zwar für «Münche», stattliche Wallache, die dort lange gesömmert wurden.

Und der Eiger? Einige denken an den «Oger», aus der Familie der grünen, kräftigen « Shreks». Naheliegender jedoch hier Latein «aigu», für «spitz», oder der Dialekt «heiger» für hoch, denn beides charakterisiert diese Spitze des markanten Dreigestirns der Berner Alpen.

3. Säntis

Ob «der am Samstag Geborene», der «Heilige» oder «Geweihte» – auch der Namen «Säntis» lässt viele Spekulationen zu. Denkt man beim «Sanctus» noch an eine spirituelle Bedeutung des Berges, hat «der am Samstag Geborene» allerdings nicht viel Besonderes an sich.

Hier handelt es sich um einen üblichen Namen im Mittelalter, «Sambutinus», dem die Alp bei Appenzell vor gut tausend Jahren wohl gehörte.

4. Pilatus

Wer beim Pilatus an den römischen Statthalter Pontius vor 2000 Jahren denkt, macht alles richtig. Der Grund: Pilatus hatte Jesus zum Tod verurteilt, das passte seinem Vorgesetzten Tiberius nicht. Also bestrafte er Pilatus, aber dessen Geist wollte keine Ruhe geben, bis er nach Umwegen in einem See an hoher Stelle südlich von Luzern seine Ruhe fand.

Pilatus Massiv Berg
Das Pilatusmassiv. - Unsplash

Auch dass der Gipfel oft von dunklen Wolken verhangen ist, hat der Legende zufolge mit diesem bösartigen Geist zu tun.

Wer lieber die Sprachwissenschaft zurate zieht, erhält eine schlichtere Erklärung: Lateinisch «pilleus» steht für «Filz», und wer ein bisschen Fantasie hat, kann die Unwetterwolken am Berggipfel auch als eine «Filzkappe» ansehen.

5. Liskamm oder «Menschenfresser»

Seinen sprachgewaltigen Beinamen «Menschenfresser» hat dieser Berg in den Walliser Alpen nicht etwa von Anthropologen, sondern von Bergsteigern bekommen.

Der Grund: ein gewaltiger Grat und eine steile Nordostwand. Insbesondere im 19. Jahrhundert haben hier Kammwechten viele Todesopfer gefordert: Sie brachen unter dem Gewicht zu grosser Seilschaften zusammen, «verschlangen» die Bergsteiger geradezu.

Kein Wunder, dass der «Menschenfresser» bis heute als einer der schwierigsten Berge der Schweizer Alpen gilt.

Kommentare

User #5355 (nicht angemeldet)

Nein, der Mönch passt auf, dass der Eiger der Jungfrau nichts macht.

User #4241 (nicht angemeldet)

Agassizhorn ist auch sehr zeitgemäss.

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