Wie Eltern mit der Sexualität ihrer Kinder umgehen können
Das Wichtigste in Kürze
- Jugendliche erfahren in der Pubertät körperliche und psychische Veränderungen.
- Eltern spielen bei der sexuellen Entwicklung ihrer Kinder eine wichtige Rolle.
- Gespräche zwischen Eltern und Kindern sind in der Pubertät nicht einfach, aber wichtig.
- Die Familienbloggerin Rita Angelone teilt auf Nau.ch nützliche Tipps für gute Gespräche.
Bäm! Unsere Jungs stecken mitten in der Pubertät! In dieser faszinierenden Übergangsphase von Buben zu Männern durchleben sie nicht nur körperliche, sondern auch psychische Veränderungen.
Alles ist für sie genau so aufregend, verwirrend und kräftezehrend wie für uns. Experten raten: Mit bedingungsloser Liebe, viel Verständnis und zahlreichen Gesprächen können Eltern ihre Kinder ermutigend durch die Metamorphose begleiten.
Das klingt einleuchtend, ist aber alles andere als eine einfache Aufgabe für uns Eltern. Denn paradoxerweise verstummen die Kinder in dieser Phase.
Sie bocken, verziehen sich in ihre Höhlen und machen dicht. Konstruktive, konfliktfreie Gespräche sind kaum zu führen.
Ein Umbruch auf allen Ebenen
Natürlich wissen wir, dass ihre Körper und ihr Gehirn während dieser Zeit einer Grossbaustelle gleichen, auf der alles im Umbruch ist. Und, dass ihre Hormone nicht nur ihren Körper regelrecht explodieren lassen, sondern auch ihre Emotionen durch die Decke jagen.
Dennoch fällt es uns nicht immer leicht, ihre Verwandlung gelassen zu beobachten und sie dabei kompetent zu begleiten.
Mitzuverfolgen, wie sie sprunghaft wachsen, wie sich ihre Stimme verändert oder wie sich auf ihren Gesichtern erster Flaum erkennbar macht, mag ja noch lustig sein – wie sich aber auch ihr Verhalten verändert, ist es weniger.
Schamgefühle, Selbstzweifel, launische Verstimmungen gekoppelt mit Wut, Ablehnung und Streitlust gegenüber uns Eltern – das ist nicht einfach auszuhalten.
Die Sache mit dem Sex
Mit der aufkeimenden Sexualität wächst bei Teenagern auch das Bedürfnis nach einer Beziehung. Sie wollen mehr über ihren eigenen Körper erfahren, über Liebe, Sex, Verhütungsmittel und Krankheiten.
Oft machen Jugendliche in diesem Alter auch ihre ersten Erfahrungen mit Pornographie. All das ist nicht nur für sie verwirrend, sondern auch für uns Eltern.
Wie sollen wir damit umgehen?
Kinder, wir müssen reden!
Obwohl wir heutzutage alle ständig mit sexuellen Reizen bombardiert werden, bleibt das Thema Sex häufig ein Tabu. Das ist für Jugendliche verunsichernd.
Sie brauchen korrekte Informationen, um eine gesunde Sexualität entwickeln zu können. Wir Eltern spielen dabei nicht nur als Vorbilder eine wichtig Rolle, sondern auch als Ansprechpartner.
Papa, don‘t preach – Tipps für ein gutes Gespräch
Auch wenn Gespräche in dieser aufwühlenden Zeit nicht einfach zu führen sind – sie sind notwendig und wichtig. Oft ist es gar so, dass sich Pubertierende ausgerechnet dann am meisten nach einem offenen Ohr sehnen, wenn sie am heftigsten bocken.
Im Gespräch müssen wir Eltern allerdings ein paar Regeln beachten:
- aufmerksam zuhören, Interesse und Verständnis zeigen;
- Vorträge und Predigten vermeiden;
- Ich-Botschaften verwenden;
- keine ständige Kritik, dafür mehr Ermunterung und Wertschätzung;
- die Grenzen der Kinder respektieren;
- wertfreie Sprache, keine abschätzigen Äusserungen.
Wie war das bei uns?
Das Wichtigste während dieser Selbstfindungsphase ist, die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder zu akzeptieren.
Es hilft, sich zurück zu besinnen, wie wir unsere Pubertät erlebt haben, wie wir aufgeklärt wurden, welche Reaktionen wir uns von unseren Eltern gewünscht hätten und was uns damals geholfen hat, gut durch diese Zeit zu kommen.
Am Ende wird alles gut
Sobald sich die Jugendlichen an die Veränderungen gewöhnt haben und besser mit ihnen klar kommen und Eltern die Eigenständigkeit der Kinder akzeptieren lernen, entspannt sich die Situation – sagen Experten.
Bis dahin gilt: Jugendliche müssen lernen, Verantwortung für sich und ihr Handeln zu übernehmen und eigene Entscheidungen zu treffen. Das gilt auch dann, wenn sie erste sexuelle Erfahrungen machen möchten.
Wir Eltern können sie dahingehend begleiten, dass sie ihre sexuelle Identität verantwortungsvoll, selbstbestimmt und lustvoll leben können. Im Vertrauen, dass am Ende – wie zu unserer Zeit schon – alles gut kommt.
Klingt einleuchtend, oder?
Fällt es euch leicht, mit der aufkeimenden Sexualität eurer Kinder umzugehen?
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Beitrag verfasst von Rita Angelone
«Mein Leben als Mutter von zwei Söhnen ist ein tägliches Abenteuer und stellt eine endlose Quelle an Geschichten und Erfahrungen dar. Auf meinem Blog dieangelones.ch berichte ich über unser Leben als Italo-Schweizer Familie in Zürich.»
Nau Familie
Im Rahmen der Serie Nau Familie teilen Blogger und Bloggerinnen ihre Erfahrungen, Tipps und Tricks als Eltern. Die Schreibenden sind Teil des Netzwerks Schweizer Familienblogs.