Brigitte Nielsen

Brigitte Nielsen: Wie konnte sie mit 54 Jahren schwanger werden?

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Basel,

Die Reproduktionsmedizin entwickelt sich rasant – an ihrer Spitze steht auch der Basler Professor Christian De Geyter. Er erklärt Nau, wie eine Schwangerschaft mit 54 funktioniert, warum eine Eizellspende unumgänglich ist und weshalb das Krebsrisiko rasant steigt.

Nun ist es so weit: Brigitte Nielsen ist Mami geworden.
Nun ist es so weit: Brigitte Nielsen ist Mami geworden. - Instagram / Brigitte Nielsen

Das Wichtigste in Kürze

  • Die dänische Schauspielerin Brigitte Nielsen ist mit 54 Jahren hochschwanger.
  • Nau hat beim Reproduktionsmediziner Christian De Geyter nachgefragt, wie das möglich ist und welche Risiken bestehen.
  • Nach 44 Jahren ist eine Schwangerschaft fast nur noch mit einer Eizellspende möglich.

Die dänische Schauspielerin Brigitte Nielsen kennen wir vor allem als Dschungelkönigin von «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» Gerade macht sie aber nicht als Reality-Star Schlagzeilen, sondern als ältere, hochschwangere Frau. Mit 54 Jahren erwartet Nielsen ihr fünftes Kind.

Mutter mit 54 – wie geht das überhaupt? Nau hat bei Christian De Geyter, Chefarzt der Reproduktionsmedizin und gynäkologischen Endokrinologie (RME) am Universitätsspital Basel, nachgefragt.

Nau: Herr De Geyter, kann eine Frau mit 54 noch natürlich schwanger werden?
Prof. Christian De Geyter: Das ist wirklich sehr unwahrscheinlich. Selbst mit künstlicher Befruchtung hat es bei uns noch nie eine Frau über 45 geschafft, schwanger zu werden und das Kind auszutragen. Die ältesten Mütter sind 44. Und auch da haben wir jedes Jahr nur ein bis zwei Frauen, die tatsächlich ein Kind bekommen. Darum ist 45 für uns in der Reproduktionsmedizin die Grenze. Danach dürfen wir auch laut Gesetz keine künstlichen Befruchtungen mehr durchführen.

Bei künstlicher Befruchtung entwickeln sich sehr oft zwei Eizellen – es gibt Zwillinge.
Bei künstlicher Befruchtung entwickeln sich sehr oft zwei Eizellen – es gibt Zwillinge. - Pixabay

Aber man hört doch immer wieder von prominenten Frauen, die noch später Mutter werden?
Genau darunter leiden wir in der Reproduktionsmedizin: Unter den Hochglanzmagazinen! Paare lesen diese Geschichten und haben das Gefühl, dass künstliche Befruchtung alles kann und immer geht. Das stimmt aber nicht.

Wie kommt es denn zu diesen späten Schwangerschaften?
Entscheidend für eine erfolgreiche Schwangerschaft sind Alter und Zustand der Eierstöcke. Die Gebärmutter ist auch mit 70 noch fähig, ein Kind auszutragen. Aber die Nährzellen, die die Eizelle der Frau heranreifen lassen, stellen ihre Funktion bei den meisten Frauen mit etwa 52 Jahren ein. Eine Frau in der Menopause hat zwar noch ein paar hundert Eizellen, aber sie können nicht mehr heranreifen.

Wenn der Körper der Mutter die Schwangerschaft schlecht verträgt, muss das Kind vor dem Termin geholt werden.
Wenn der Körper der Mutter die Schwangerschaft schlecht verträgt, muss das Kind vor dem Termin geholt werden. - Keystone

Auch nicht, wenn man sie mit einer Hormontherapie stimuliert?
Nein, auch dann nicht. Die einzige Möglichkeit, jetzt noch selber ein Kind auszutragen, ist mit einer Eizellspende. Die Eizelle kann entweder von einer anderen Frau stammen, oder man benutzt eine eigene Eizelle, die Jahre zuvor entnommen und tiefgefroren worden ist.

Das heisst, eine Frau über 45 Jahren hat keine Chance mehr auf ein eigenes Kind. Ausser, sie hat bereits Jahre zuvor eigene Eizellen eingefroren?
Genau.

Wenn sie das gemacht hat, werden die Eizellen auch befruchtet und eingesetzt, wenn die Frau älter als 45 ist?
Ja. Seit September gilt das neue Fortpflanzungsmedizingesetz: Eizellen dürfen bis zu 10 Jahre lang eingefroren werden. Das gilt übrigens auch für Spermien und befruchtete Eizellen. So kann es sein, dass eine Frau mit 39 ihre Eizellen einfriert und sie sich mit 49 einsetzen lässt und austrägt. Erlebt haben wir das aber noch nicht, das Gesetz ist ja eben erst in Kraft getreten.

Würden Sie eine so späte Schwangerschaft gutheissen?
Für den Körper ist das eine enorme Belastung. Blutdruckprobleme, Zuckerkrankheit und die Gefahr einer Schwangerschaftsvergiftung, die bis zur Nieren- und Leberinsuffizienz gehen kann. Dann muss das Kind zu früh geholt werden. Aber davon berichten die Hochglanzmagazine selten.

Anja zeidler
Besonders Mütter, die sich vegan ernähren, müssen auf ausreichende Nährstoffzufuhr achten. - Pixabay

Was erwartet ältere Mütter denn sonst noch?
Bei jungen Frauen gelten Schwangerschaften als Schutz vor Brustkrebs, weil die Brust als Vorbereitung auf das Stillen komplett umgebaut wird. Bei alten Frauen hingegen stimuliert die Veränderung des Hormonhaushaltes allfällige Tumorherde, die sonst nie gewachsen wären. Die Folge ist Brustkrebs. Ich erinnere mich an einen Fall in Spanien. Dort wurde eine Frau mit 67 Jahren dank Eizellspende Mutter von Zwillingen. Zwei Jahre nach der Geburt starb sie an Brustkrebs.

Gibt es viele Frauen, die ihre Eizellen einfrieren?
Nein, wir machen das meistens bei Patientinnen mit einer Krebserkrankung, die sonst selber keine Kinder (mehr) haben könnten.

Spielt eigentlich auch das Alter des Mannes eine Rolle? Der Vater von Brigitte Nielsens Kind ist 39.
Nein. Die Chance auf eine Befruchtung der Eizelle ist bei einem jungen Mann nicht höher, als bei einem älteren. Was aber nicht heisst, dass Männer zu jeder Zeit Vater werden sollten. Je älter der Mann, desto höher das Risiko für das Kind, genetische Defekte und Krankheiten wie Autismus zu entwickeln.

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