Geschädigtes Immunsystem und Fehlbildungen bei Föten

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Wer auf eigene Faust Medikamente importiert, lebt gefährlich: Das zeigt eine Auswertung von Swissmedic. Dabei geht es längst nicht nur um Viagra und Schlankmacher, sondern auch Mittel gegen Akne und Selbstbräuner.

Erneut verzeichnet die Arzneimittelkontrollstelle Swissmedic eine Zunahme bei den beschlagnahmten Medikamenten-Importen (Nau berichtete). Zu verlockend sind offenbar die günstigen und als seriös angepriesenen Angebote von Händlern im Internet.

Solche Bestellungen sind aber nicht nur illegal, sondern auch mit hohen gesundheitlichen Risiken verbunden. Die Beispiele lassen aufhorchen.

Hochproblematisches Akne-Mittel

Es ist ein kleiner Markt, aber er wächst: Akne-Mittel mit dem Wirkstoff Isotretinoin werden gerne importiert. Ohne ärztliche Begleitung ist die Verwendung aber sehr bedenklich und für Schwangere gar verboten: Es drohen schwere Fehlbildungen beim Fötus. Ganz abgesehen von einer ellenlangen Liste weiterer häufiger Nebenwirkungen.

In der Bodybuilder-Szene beliebter Selbstbräuner

Mehrfach hat Swissmedic Lieferungen aus Grossbritannien und Polen mit Melanotan entdeckt. Diese Substanz soll die Haut bräunen, kann aber das Immunsystem und das Herzkreislaufsystem schädigen. Die Substanz ist in keinem Land weltweit überhaupt als Arzneimittel zugelassen.

Verlockend, aber fragen Sie doch lieber ihren Arzt oder Apotheker, bevor sie Medikamente via Internet importieren.
Verlockend, aber fragen Sie doch lieber ihren Arzt oder Apotheker, bevor sie Medikamente via Internet importieren. - Keystone

Nicht drin was draufsteht

Das Wichtigste in Kürze

  • Es wurden erneut mehr illegale Medikamente importiert.
  • Weil keine ärztliche Kontrolle besteht, können die Medikamente unliebsame bis gefährliche Folgen haben.
  • Viagra & Co. sind dabei nicht die einzigen problematischen Mittel.

Swissmedic warnt auch davor, dass bei Medikamenten aus dem Internet nicht zwangsläufig auch das gewünschte geliefert wird. Wirkstoffe können unrein, zu hoch oder zu niedrig dosiert oder gar nicht vorhanden sein.

Bei zwei Importen aus Tschechien fand Swissmedic gefälschtes Reductil, ein Schlankheitsmittel. Dieses ist aber seit Jahren wegen zu hoher Risiken fast weltweit vom Markt genommen worden. Die Kapseln enthielten gar nicht den nicht mehr zugelassenen Wirkstoff Sibutramin, sondern Koffein und Synephrin. Diese Kombination gilt als leistungssteigernd und Blutdruck erhöhend. Die Wirkung als Fatburner ist umstritten, dagegen wird das Mittel mit Herzstillstand in Verbindung gebracht.

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